Ansätze zur Erklärung menschlichen Verhaltens
Im Folgenden möchten wir auf das Eigenschafts- und das Verhaltensmodell sowie auf konstruktivistische und systemische Modelle näher eingehen.
Das Eigenschaftsmodell
Im Eigenschaftsmodell geht man davon aus, dass menschliches Verhalten durch stabile Eigenschaften geprägt ist [10]. Auf den Praxisfall bezogen würde das bedeuten, dass die Mitarbeiter Veränderungsresistenz und Beständigkeit als stabile Eigenschaften besitzen, so dass diese schwer zu ändern wären.
In der psychologischen Wissenschaft hat das Eigenschaftsmodell eine lange Tradition, die am Beispiel Führung aufgezeigt werden kann. So begann die Führungsforschung Anfang des 20. Jahrhunderts damit, dass sie die Führungskraft an sich zu ihrem Gegenstand machte [11, 12]. Es standen also Eigenschaften und Charakteristika der Führungspersonen im Mittelpunkt der Untersuchung, um erfolgreiche und weniger erfolgreiche Führungsergebnisse zu erklären. Allerdings konnte bereits früh nachgewiesen werden, dass sich das Verhalten derselben Person in unterschiedlichen Kontexten verändert, so dass Eigenschaften als einzige Erklärungsgrundlage nicht ausreichend sind [13].
Noch heute ist das Eigenschaftsmodell in vielen Praxiskontexten vertreten, beispielsweise in Form des Myers-Briggs-Typenindikators (MBTI), der sich an der Typologie von Carl Gustav Jung orientiert [14]. Allerdings werden insbesondere die verbreiteten Typen-Tests wie der MBTI in der Wissenschaft sehr kritisch beurteilt, da sie gängigen wissenschaftlichen Gütekriterien widersprechen und die Entwicklung dieser Testverfahren oftmals nicht nachvollziehbar ist [15]. Dennoch spielen Eigenschaftsbzw. Persönlichkeitstests vor allem in der Personalauswahl, aber auch in der Personalentwicklung eine große Rolle und sind hier nicht mehr wegzudenken [16]. Ein sehr positives Beispiel eines häufig angewendeten und gleichzeitig wissenschaftlich fundierten Testverfahrens ist das Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP), das speziell für die berufliche Anwendung entwickelt wurde.
Heutzutage ist das Eigenschaftsmodell deshalb zwar eine von mehreren Erklärungsgrundlagen für Verhalten in Organisationen, aber nicht die dominierende. Um Werte und Einstellungen zu erklären, spielen die Eigenschaften von Mitarbeitern im Rahmen von Veränderungsprozessen allerdings zweifellos eine große Rolle, und in der Tat sind sie unserer Erfahrung nach auch ein sehr bedeutender Faktor bezüglich des Erfolgs von Veränderungsvorhaben.