Das Verhaltensmodell
Dem Verhaltensmodell liegt die Annahme zugrunde, dass menschliches Verhalten von äußeren Reizen aktiviert wird. Aus diesem Grund wird das Verhaltensmodell oftmals auch als „Maschinenmodell“ bezeichnet, da der Mensch darin wie eine Maschine reagiert [3].
Das Verhaltensmodell lässt sich psychologisch durch das Reiz-Reaktions-Schema erklären, das beispielsweise bei der Konditionierung eine Rolle spielt, wie sie von John B. Watson, Burrhus F. Skinner und Ivan Pavlov Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts untersucht wurde [17]. Dabei geht es darum, dass ein Reiz mit einer bestimmten Verhaltensweise gekoppelt wird und darüber Belohnung oder Bestrafung möglich sind (klassisches vs. operantes Konditionieren).
Insgesamt ist das Verhaltensmodell heutzutage weit verbreitet, auch wenn es oftmals nicht explizit als solches genannt oder verwendet wird. Viele Maßnahmen der Personalentwicklung basieren darauf, dass beispielsweise „richtiges“ Verhalten einer Führungskraft eher zu erwünschtem Verhalten bei einem Mitarbeiter führt als „unpassendes“ Verhalten. Dementsprechend wird in einem Training „richtiges“ Verhalten erlernt und positiv verstärkt. Allerdings bleiben dabei Merkmale der Mitarbeiter (z. B. fachlich qualifizierter Mitarbeiter vs. unqualifizierter Mitarbeiter) sowie situationale Charakteristika (z. B. erhöhter Wettbewerbsdruck als Rahmenbedingung) unberücksichtigt. Darüber hinaus werden Interdependenzen im Verhalten von Menschen (z. B. Mitarbeiter und Führungskraft) nicht ausreichend berücksichtigt. Bereits an diesem Beispiel wird deutlich, dass das Verhaltensmodell zu kurz greift und dass die Komplexität menschlichen Verhaltens damit nicht abgebildet werden kann.
Letztlich dürfte die Vielzahl der Veränderungsprozesse nicht scheitern, wenn es bei Change Management lediglich um die Konditionierung von Mitarbeitern ginge. In unserem Fallbeispiel müsste es deshalb ausreichend sein, dass ein neues Menschenbild definiert wird und die Anwendung dieses Menschenbilds mit einer Belohnung verbunden ist. So einfach ist es aber natürlich nicht. Aus diesem Grund ist das Verhaltensmodell ebenfalls als alleinige Basis für das Menschenbild in Veränderungsprozessen nicht ausreichend, und dennoch stellt es einen weiteren Baustein in der Erklärung menschlichen Verhaltens in Organisationen dar.