Die vier Säulen der Lebensmittelsicherheit

Säule 1: Verfügbarkeit von Lebensmitteln

Die Verfügbarkeit von Lebensmitteln – das bedeutet zunächst einmal nur, dass ein Lebensmittel angeboten werden kann – ist von verschiedenen Faktoren abhängig, die von jenen, die die Lebensmittel erwerben wollen, kaum beeinflusst werden können. Dieses Angebot hängt davon ab, ob es entweder vor Ort angebaut oder von anderer Stelle her auf den lokalen Markt geliefert wird. Letzteres ist gerade in afrikanischen Ländern mit sehr hohen Transportkosten und vor allem auch oft schwierigen Transportbedingungen (Straßenzustand, technischen Möglichkeiten, echten und beliebig gezogenen Grenzen) abhängig. Die Frage, ob überhaupt ein Lebensmittel vorhanden ist, was dann transportiert werden könnte oder vor Ort angebaut wird, wird wiederum durch Klima, Jahreszeiten, Bodenbeschaffenheit oder technische Möglichkeiten bestimmt. Ein Grund dafür, dass bestimmte Lebensmittel nicht angeboten werden, ist die mangelnde Verfügbarkeit auf den Märkten der betroffenen Kommunen. Das Angebot ist oft einseitig, da wegen fehlender Mittel der Bevölkerung keine Nachfrage besteht, die Waren der Kleinbauern zu den importierten Produkten (aus subventioniertem Anbau mit zwangsweise niedrigen Importzöllen) nicht konkurrenzfähig sind oder die Kleinbauern ihre landwirtschaftlichen Produkte für die Ernährung der eigenen Familien benötigen. Dies bedeutet auch, dass das Angebot einseitig und auf diese Weise eine Ernährung mit unterschiedlichen Lebensmitteln, wie sie für die ausreichende Mikronährstoffversorgung Voraussetzung ist, oft nicht verfügbar ist.

Zusammengefasst bedeutet Verfügbarkeit von Lebensmitteln nichts weiter, als dass Lebensmittel für den Konsumenten angeboten werden. Dies entspricht dem in den Menschenrechten verankerten Recht auf Nahrung, aber eben noch nicht einem Recht auf Ernährung. Ob dieses erworben werden kann, ist eine Frage der zweiten Säule, nämlich des Zugangs.

Säule 2: Zugang zu Lebensmitteln

Zugang bedeutet, dass ein Lebensmittel für den Konsumenten zur Verfügung steht und er dieses auch gegen Geld, Tausch oder Arbeit zum Verzehr erwerben kann. Der Zugang ist dann am einfachsten, wenn das Lebensmittel selbst erfolgreich produziert wird. Gleiches gilt natürlich auch für die Verfügbarkeit. Was nutzt das beste Lebensmittel, das leuchtendste Angebot, wenn die Hungernden durch Kriege oder fehlende Transportmittel entweder nicht zum Ort des Angebots gelangen oder aber die angebotene Ware nicht bezahlen können. Dies soll in Zukunft über die Säule 4 geregelt werden.

Verfügbarkeit und Zugang alleine sind aber keinesfalls Garantien dafür, dass die erwerbbaren Lebensmittel auch ihren Zweck erfüllen, der in Säule 3 erfasst ist, dass sie nahrhaft sind, d. h. die Ernährungsbedürfnisse des Menschen abdecken.

Säule 3: Lebensmittelqualität – Nahrhaftigkeit

Die Nahrhaftigkeit von Lebensmitteln stellt die wichtigste Säule in diesem Konzept dar. Ohne Nahrhaftigkeit ist eine gesunde Ernährung undenkbar. Nahrhaftigkeit bedeutet in diesem Kontext, dass in den Lebensmitteln ausreichend essenzielle Mikronährstoffe vorhanden sind (Nährstoffdichte), die auch durch den Menschen verwertet werden können (Bioverfügbarkeit). Da es kaum ein einzelnes Lebensmittel gibt, das alle essenziellen Stoffe in ausreichender Menge enthält, ist es letztlich eine Frage der Lebensmittelzusammenstellung (Diet Diversity), die die Nahrhaftigkeit ausmacht.

 
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