Direktvermarktung nach dem Marktprämienmodell
Bei der Direktvermarktung nach dem Marktprämienmodell sind von den drei Komponenten Markterlöse, gleitende Marktprämie und Managementprämie nur die Markterlöse beeinflussbar. Die Höhe der Markterlöse hängt dabei von der gewählten Vermarktungsstrategie ab. Diese kann bei der Direktvermarktung nach dem Marktprämienmodell im Gegensatz zu der Vermarktung durch den ÜNB frei gestaltet werden. Lediglich die Vermarktung als Ökostrom ist nicht möglich, da der nach dem Marktprämienmodell geförderte Strom nach dem EEG seine Ökostromeigenschaft verliert. Dem Spotmarkt der EPEX kommt bei der Vermarktung dennoch eine besondere Rolle zu, da die Spotmarktpreise zur Berechnung der gleitenden Marktprämie herangezogen werden. Eine Vermarktung am Spotmarkt führt dazu, dass Markterlöse und gleitende Marktprämie ohne Berücksichtigung der Vermarktungskosten in Summe die Höhe der Einspeisevergütung ergeben.
Die Vermarktungskosten beim Marktprämienmodell sind vergleichbar mit den für die ÜNB beschriebenen und setzen sich vor allem aus den Kosten des operativen Betriebs und den Kosten des Ausgleichs von Prognosedifferenzen zusammen. Weitere Kosten können entstehen, wenn die Einspeisung der vermarkteten Anlagen gegenüber dem Durchschnitt aller Anlagen, die für die Berechnung des Referenzmarktwerts herangezogen werden, abweicht. Häufig ist dies der Fall, wenn sich Anlagen technisch oder durch den Standort stark von einer durchschnittlichen Anlage unterscheiden. In diesem Fall kann die Summe aus Markterlösen und gleitender Marktprämie unter der Höhe der Einspeisevergütung liegen[1]. Mit Hilfe von historischen Einspeisedaten sind diese Kosten gut im Vorhinein quantifizierbar. Gegenüber der Einspeisevergütung kann bei einer Durchführung der Direktvermarktung nach dem Marktprämienmodell am EPEX Spotmarkt folglich ein höherer Erlös erzielt werden, wenn die Vermarktungskosten geringer als die Managementprämie sind.
Eine Vermarktung außerhalb des Spotmarktes der EPEX ist beispielsweise am Terminmarkt oder OTC Spotmarkt möglich. Sinnvoll ist eine entsprechende Vermarktung nur in Erwartung höherer Preise auf diesen Märkten. Ein gegebenenfalls höherer Vermarktungserlös ist damit auf eine Preisdifferenz zwischen dem EPEX Spotmarkt und dem verwendeten Markt zurückzuführen. Bei entsprechender Marktkenntnis kann ein Erlös in gleicher Höhe jedoch auch ohne die Direktvermarktung, z. B. durch ein Arbitragegeschäft8 bei gleichem Risiko erzielt werden. Reduziert man folglich den Vermarktungserlös um das anderweitig realisierbare Arbitragegeschäft, besteht auch bei der Direktvermarktung nach dem Marktprämienmodell außerhalb des EPEX Spotmarktes der Mehrerlös ausschließlich aus der Differenz zwischen Vermarktungskosten und Managementprämie. Bei der Direktvermarktung nach dem Marktprämienmodell ist daher wie beim ÜNB die zentrale Zielsetzung, die Vermarktungskosten zu minimieren. Die zur Vermarktung verwendete Prognose spielt daher sowohl bei der Vermarktung durch den ÜNB als auch bei der Direktvermarktung nach dem Marktprämienmodell eine bedeutende Rolle.
- [1] Der umgekehrte Fall ist jedoch auch möglich. Dann übersteigt die Summe aus gleitender Marktprämie und Markterlös die Einspeisevergütung