Methoden der Datenerhebung und Datenanalyse
In diesem Kapitel werden die qualitativen Methoden beschrieben, anhand derer die Daten für diese Untersuchung erhoben und ausgewertet wurden.
Die Methode der Datenerhebung
Über die Arbeit von Dezernenten an der Schnittstelle zwischen Kreispolitik und Kreisverwaltung liegen derzeit noch keine empirischen Vorstudien vor. Deshalb zielt die vorliegende Studie darauf ab, möglichst offen zu erfragen, wie die Dezernenten die politische Komponente des eigenen Handelns wahrnehmen. Gefragt war die subjektive Erfahrung der Dezernenten selbst und der Landräte als Vorgesetzte und kommunale Wahlbeamte, um zu verstehen, wie sich dieses politische Handeln in die Führungsarbeit der Verwaltung einfügt, wie es vom Einzelnen ganz persönlich eingeschätzt und erlebt wird. Als Methode für die Datenerhebung wurde daher die Befragung in Form von teilstrukturierten Interviews mit einem offenen Interviewleitfaden gewählt.
Die Erhebungsmethode: Das Leitfaden-Interview
Leitfaden-Interviews sind Interviews, „in denen soziale Situationen oder Prozesse rekonstruiert werden sollen, um eine sozialwissenschaftliche Erklärung zu finden.“ Es geht nicht nur darum, zu beschreiben, wie Dezernenten in politische Prozesse involviert sind, sondern entscheidend für diese Untersuchung ist auch, wie sie selber diese Situation erleben und innerhalb ihres Aufgabenfeldes einordnen. Der Interviewer arbeitet die vorgegebenen Themen anhand eines Leitfadens ab, allerdings sind weder die Frageformulierungen noch die Reihenfolge verbindlich. Diese Form der Befragung eröffnet dem Befragten Spielräume, innerhalb der vorgegebenen Themen seine Schwerpunkte zu setzen und selber zu dem von ihm gewünschten Zeitpunkt auf Themen zu sprechen zu kommen. Dadurch wird ermöglicht, in die gedankliche Logik des Gegenübers einzutauchen und seinem Rhythmus zu folgen.
Das Erhebungsinstrument: Der Interviewleitfaden
Die Leitfragen im Interviewleitfaden beziehen sich auf das Wissen, das benötigt wird, um die Forschungsfrage zu beantworten. „Sie benennen die zu rekonstruierenden Situationen oder Prozesse und beschreiben die Informationen, die über diese Situationen oder Prozesse beschafft werden müssen.“ Sie enthalten keine konkreten Variablen, sondern sind vielmehr auf das gesamte Untersuchungsfeld gerichtet.
Um den Interviewpartnern die Möglichkeit zu geben, möglichst frei aus ihrer Perspektive zu berichten und ihre Schwerpunkte zu setzen, wurde ein geringer Standardisierungsgrad des Interviewleitfadens gewählt. Er enthält nur wenige, in der Reihenfolge nicht festgelegte Fragen, die darauf abzielen, die verschiedenen vorgesehen thematischen Blöcke abzuarbeiten. Diese Art der Befragung ist den Dezernenten und Landräten als Interviewpartner angemessen, deren Wissen als oberste Führungskräfte und Experten in ihren Bereichen oft über vorformulierte Kategorien weit hinausreicht und möglichst umfassend abgeschöpft werden sollte.
Der Interviewleitfaden besteht aus drei Teilen:
Teil 1: Situationen im Führungsalltag an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Politik
Mit einer offenen Frage nach Situationen im Führungsalltag, in der die Dezernenten politisch handeln, wurde erfasst, was von den Führungskräften als politisches Handeln verstanden wird. So wurden Informationen erhoben, wo sich die Schnittstellen zwischen Kreispolitik und Kreisverwaltung befinden und wo die Befragten die Abgrenzung der politischen Arbeit zwischen den Dezernenten als Teil der Verwaltung und dem Landrat als politischer Spitze sehen.
Teil 2: Beteiligung am Policy Cycle
Nach der Erläuterung des Policy Cycle-Modells wurde gefragt, an welchen der dort beschriebenen Schritte die Dezernenten beteiligt sind und an welchen Stellen der Implementierung und Evaluierung Spielräume für die Verwaltung gesehen werden. So sollten Erkenntnisse gewonnen werden über die Beteiligung der Dezernenten an politischen Gestaltungsprozessen.
Teil 3: Anwendung politischer Führungsinstrumente
Um die Techniken und Instrumente, die Dezernenten einsetzen, mit denen der politischen Führung zu vergleichen, wurde gefragt, welche Techniken und Instrumente die Dezernenten einsetzen, um ihre Aufgaben erfolgreich erledigen zu können. Die beiden Interviewleitfäden für Dezernenten und Landräte sind der Arbeit als Anlage 1 und 2 beigefügt.