Die politische Dimension der Führungsarbeit im Rahmen des Policy Cycle
Fast alle Dezernenten finden sich im Policy Cycle (vgl. Kapitel 4.2) als Abbild politischer Gestaltungsprozesse wieder, wenn sie auch feststellen, dass es sich tatsächlich um ein idealtypisches Modell handelt und die Prozesse in der Realität nicht so strukturiert ablaufen.
Zur Anzahl der Nennungen ist anzumerken, dass nur vier von sechs Landräten zum Policy Cycle befragt wurden, da zwei Interviews aufgrund kurzfristiger anderweitiger Verpflichtungen der Landräte an diesem Punkt gekürzt werden mussten. Bei der Berechnung der Werte für die Landräte wird deshalb von einer Gesamtmenge von vier Befragten ausgegangen.
LR |
Dez |
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Kategorie |
Beteiligung am Policy Cycle und Steuerung der |
4 |
12 |
Prozesse |
100% |
80% |
|
davon |
davon |
||
Unterkategorie |
Dezernenten sind beteiligt |
50% |
83% |
Dezernenten koordinieren und geben Impulse für Policy |
50% |
17% |
|
Cycle |
Tabelle 17: Beteiligung am Policy Cycle und Steuerung der Prozesse
80% der befragten Dezernenten und alle Landräte sehen die Dezernenten an allen Schritten des Policy Cycle beteiligt: „Wenn Sie das jetzt als idealtypischen Prozess sehen wollen, würde ich sagen, ich bin in all diesen Punkten beteiligt, in einigen etwas mehr, in anderen etwas weniger. Die Einbindung in all diesen einzelnen Schritten halte ich für wichtig.“ 50% der Landräte und 17% der Dezernenten dieser Kategorie sehen die Dezernenten sogar als Schlüsselpersonen in einem politischen Prozess, die diesen koordinieren und steuern: „Idealtypisch müsste der Dezernent als Drehscheibe sitzen,“ meint ein Landrat. Ein Dezernent sieht es so: „Aber Antreiber sind schon wir, die versuchen, es immer eine Station weiter zu bringen.“
Im Folgenden wird die Beteiligung der Dezernenten an den einzelnen Schritten des Policy Cycle dargestellt.
Problemdefinition
In dieser ersten Phase eines politischen Gestaltungsprozesses entscheidet sich, ob ein Thema überhaupt weiterverfolgt wird, also ob es als veränderungswürdig eingestuft wird.
LR |
Dez |
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Kategorie |
Problemdefinition |
3 75% |
12 80% |
davon |
davon |
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Unterkategorie |
Impulse, innovative Projekte initiieren, Missstände |
67% |
83% |
beheben |
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Strategische Reaktion auf Anträge |
67% |
42% |
|
Interessenvertretung |
--- |
17% |
Tabelle 18: 1. Schritt: Problemdefinition
80% der Dezernenten sehen sich an der Phase der Problemdefinition beteiligt. Für 83% von ihnen ist die Problemdefinition die Phase, in der die Dezernenten innerhalb der Themenvielfalt Impulse setzen und für den Landkreis innovative Projekte identifizieren und initiieren.
„Aber ich sehe uns schon hier. Also Problemdefinition, oder sagen wir mal Problem, vielleicht ist das Wort Problem auch falsch, oder nicht ganz, ganz zutreffend. Es könnte auch heißen Weiterentwicklung oder Zukunftsdefinition statt Problem.“ Für einen Landrat ist „ein guter Dezernent, der ist eigentlich schon mit dabei bei der Problemdefinition und sagt, in meinem Fokus, auf meinem Bildschirm habe ich die und die Entwicklung. Da sollten wir etwas tun.“ Auch das Beheben von erkannten Missständen kann ein Anlass sein, ein Problem zu definieren.
Eine offizielle Problemdefinition kann auch eine strategische Reaktion auf einen Vorschlag von außen oder einen Antrag aus den Gremien sein: „Und dann überholt uns da eine Fraktion und sagt, wir wollen eine Bezuschussung der Tafelläden. Dann steuern wir das natürlich schon, dann sagen wir, lasst uns erst mal erheben, was ist eigentlich der vollständige Sachverhalt, welche Alternativen haben wir, usw. Dann sagen wir im Weiteren, sind wir überhaupt der Meinung, dass wir fördern vor dem Hintergrund der Tatsachen. Wenn wir das bejahen, wie müsste die Förderung idealtypisch aussehen und dann setzen wir schon unseren Vorschlag dem auch entgegen, was da kommt.“