Bestandteile und Funktionen des Mindset

Wrona [1] verweist darauf, dass das Mindset den Vollzug höherer geistiger Tätigkeiten wie Sprechen oder Verstehen erfüllt. Im Kern besteht das Mindset aus Propositionswissen und schematischem Wissen. Propositionswissen ist das Wissen in Eindrücken oder Emotionen und das schematische Wissen ist das Wissen, welches aus der Erfahrung abstrahiert wird. Anders ausgedrückt: Das Mindset legt fest, wie Individuen bestimmte Informationen aufnehmen, speichern, transformieren und wieder abrufen. Des Weiteren wird argumentiert, dass sich das Mindset aus nicht sichtbaren, hierarchisch komplexen „Komponenten“ zusammensetzt. Darunter sind z. B. die Einflussfaktoren des Mindset wie Werte, Ziele, Motive, Wünsche, Normen (Regeln, Regelungen, Prinzipien, Maximen), Attitüden (Einstellungen), Faktenwissen sowie Annahmen zu Zusammenhängen der Realität (Überzeugungen zu Ursachen- und Wirkungszusammenhängen) gemeint, die die Manager im Laufe ihrer Erfahrung über ein repräsentatives Gebiet (hier: der Internationalisierung) entwickelt und gesammelt haben. Abbildung 2.1 zeigt die Bestandteile eines Mindset.

Das Mindset kann dem Handelnden bewusst oder unbewusst sowie explizit oder implizit vorliegen. Bestimmte Komponenten des Mindset wie z. B. Faktenwissen liegen an der Oberfläche und sind relativ leicht veränderbar. Grundlegende Werte, Motive, Normen und Überzeugungen – die den Kern der Persönlichkeit bilden – sind kaum oder nur langfristig veränderbar. Das Mindset wirkt nicht nur vereinfachend auf die Verarbeitung von Informationen, sondern es füllt auch Lücken auf der Grundlage vorliegender Erfahrungen. Markus/Zajonc [2] vertreten die Ansicht, dass das Mindset drei wichtige Funktionen erfüllt:

Abb. 2.1 Bestandteile des Mindset (individuelle Kognitionsstruktur). (Quelle: eigene Darstellung)

1. Mindsets steuern bzw. lenken die Wahrnehmung und die Aufmerksamkeit, indem sie auf bereits bestehende Mindsets rekurrieren.

2. Das Mindset steuert Informationen bzw. Fakten, die sich auf bekannte Mindsets beziehen. Diese Informationen werden bevorzugt und leichter verarbeitet bzw. abgerufen.

3. Das Mindset dient als Grundlage zur Bewertung, Interpretation und Erwartung von Informationen.

Nachteil des Mindset

Andererseits können Mindsets auch dafür sorgen, dass das Verständnis des Entscheidungsträgers über die Informationsumwelt begrenzt wird, und somit auch das strategische Entscheidungsverhalten sehr einschränken. Das Mindset kann den Akteur bei Entscheidungsproblemen z. B. für wichtige Änderungen in der Umwelt „blind“ machen, was dann zu fehlerhaften Entscheidungen führt. Des Weiteren kann das Mindset stereotypes Denken fördern, was zu kaum kontrollierten Informationsprozessen bzw. zum Befüllen der Datenlücken durch typische, aber inakkurate Informationen führen kann. Daraus folgt u. a. das Ignorieren diskrepanter und möglicherweise wichtiger Informationen oder auch die Verhinderung kreativer Problemlösungen. Die Konsequenzen werden in der Literatur als „blinde Flecken, kollektive strategische Kurzsichtigkeit, selektive Wahrnehmung, Tunnelvision und kalibriertes Denken“ bezeichnet.

  • [1] Vgl. Wrona (2008)
  • [2] Vgl. Markus und Zajonc (1985)
 
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