Analysen

Makroanalysen

Die Regressionsanalyse in Tabelle 4 enthält die in den vorangehenden Abschnitten vorgestellten und diskutierten Prädiktoren der Wahlbeteiligung auf der Länderebene. Die Analysen wurden für alle Europawahlen zwischen 1979 und 2009 berechnet. Die ersten beiden Spalten enthalten alle Länder der EU-27, das heißt alle Mitgliedsländer der EU zum jeweiligen Zeitpunkt, während die letzten beiden Spalten sich lediglich auf die Länder der EU-9 beziehen, also eine über den ganzen Zeitraum gleichbleibende Zahl von Ländern. Die abhängige Variable ist die Wahlbeteiligung bei Euro-

Tab. 4 Erklärung der Wahlbeteiligung auf der Aggregatebene bei den Europawahlen 1979–2009 Variable EU-27 EU-9

b Beta b Beta

Erste Europawahl

7,51** (2,62)

0,15

7,72* (2,97)

0,13

Gleichzeitige nationale Wahl

5,68

0,10

0,57

0,01

(3,94)

(4,12)

Abstand vom Mittelpunkt des

1,39

0,02

3,38

0,05

Hauptwahlzyklus

(3,75)

(3,80)

Wahlpflicht

27,62***

0,60

31,70***

0,74

(3,11)

(3,58)

Sonntag als Wahltag

0,83

0,02

9,22**

0,22

(2,58)

(2,60)

Kommunistische Vergangenheit

19,08***

0,34

(3,61)

Unterstützung EU-Mitgliedschaft

11,10*

0,12

17,88**

0,21

(5,06)

(4,98)

Demokratiezufriedenheit national

5,61

0,03

17,18

0,08

(12,31)

(12,93)

Extremismus

1,56

0,02

9,35

0,09

(4,82)

(6,79)

Konstante

35,49**

40,63**

(11,40)

(14,04)

Korrigiertes R2

0,71

0,84

N

118

62

EU-27: Alle Mitglieder der EU zum jeweiligen Zeitpunkt, EU-9: EU-Mitglieder vor 1979 OLS-Regression, Standardfehler in Klammern

*p < 0,05; **p < 0,01; ***p < 0,001

pawahlen auf nationaler Ebene. Die Güte der Modelle ist bei einem korrigierten R2 von 0,71 bzw. 0,84 als sehr hoch einzuschätzen. Unterstützung für die Mitgliedschaft des eigenen Landes in der EU hat in beiden Modellen einen signifikanten positiven Effekt. Unter Kontrolle anderer Makroprädiktoren der Wahlbeteiligung führt eine höhere Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft zu höherer Wahlbeteiligung. Dieser beteiligungsfördernde Effekt ist mit 17,88 (Prozentpunkten) stärker in dem Modell für die EU-9 als für die EU-27 (11,1 Prozentpunkte). Gemessen an den beta-Werten ist die Unterstützungsvariable die zweit(EU-9) bzw. viertstärkste Erklärungsvariable (EU-27) in den beiden Regressionsmodellen. Ansonsten zeigen sich für die signifikanten Prädiktoren im Modell die zu erwartenden Effekte: Es gibt einen Beteiligungsbonus, wenn Europawahlen zum ersten Mal stattfinden. Und auch die Anwendung der Wahlpflicht führt zu einer deutlich höheren Wahlbeteiligung. Im Modell für alle EU-Mitglieder hat auch die kommunistische Vergangenheit eines Landes einen Effekt. Die Wahlbeteiligung ist in diesen Ländern deutlich niedriger. Im Modell für die neun „alten“ EU-Mitglieder zeigt sich, dass der Sonntag als Wahltag die Beteiligung bei Europawahlen erhöht. Insgesamt zeigt diese Analyse auf der Aggregatebene die Bedeutung europaspezifischer politischer Unterstützung für die Wahlbeteiligung: Länder mit einer höheren Zustimmung für die Mitgliedschaft in der EU weisen eine höhere Wahlbeteiligung auf. Hypothese 1 wird also bestätigt.

 
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