Warum ist die Mittelmeerdiät so gesund?

Um die Ernährung am Mittelmeer ranken sich zahlreiche Mythen: Sie soll den Körper fit halten und Menschen etliche zusätzliche Lebensjahre schenken. Es ist auch hier wie so oft bei Legenden: Ein Fünkchen Wahrheit ist dran, doch der Teufel steckt im Detail. Zeit für eine Klärung ...

Die Sache scheint so klar wie kaum ein ernährungsmedizinischer Zusammenhang sonst: Die traditionelle Mittelmeerkost lässt Menschen besonders alt werden - gleich mehrere Studien belegen dies. Es sind aber nicht Tomaten, Olivenöl, Zucchini und Sardinen im Speziellen, die etwa die Hundertjährigen auf der griechischen Insel Ikaria so gesund halten. Und es ist auch nicht das Zicklein, das diese ab und an schlachten - sondern vielmehr die Tatsache, dass ihre Ernährung traditionell und frei von Zusatzstoffen ist und alles liefert, was die Menschen brauchen. Damit bildet die Mittelmeerkost schlicht eine lokale Ausprägung artgerechter Ernährung. Dass sich die pure ursprüngliche Lebensweise als Gegenpol zur westlichen Fehlernährung ausgerechnet auf ein paar Fleckchen in Griechenland und Italien sowie fapan und Costa Rica zurückgezogen hat, in die sogenannten Blue Zones, ist jedoch historischer Zufall. Hätte der Trend zu Fast Food und Fertigprodukten vor Helgoland haltgemacht, alle Welt würde heute auf die Helgolanddiät schwören.

Besser als eine schlechte Kopie der Mittelmeerkost Das heißt: Wir müssen uns hierzulande nicht ernähren wie ein griechischer Landarbeiter in den 60er-Jahren. Was wir vielmehr unternehmen sollten: einen Blick darauf werfen, welche Nährstoffe wir brauchen (Ballaststoffe, pflanzliches Eiweiß, ungesättigte Fettsäuren, jede Menge Mineralstoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe und dann überlegen, wie wir diese über möglichst saisonale regionale Produkte aufnehmen könnten. Das Gute: Diese Arbeit haben uns Ernährungswissenschaftler bereits abgenommen. Und die sogenannte Nordic Diet konzipiert - eine Art nordeuropäische artgerechte Ernährungsweise, die es zwar nicht mehr gibt, aber geben könnte, würden wir noch traditionell leben.

Kohortenstudien liefern immer mehr Hinweise, dass die Nordic Diet ähnlich gesund ist wie die Mittelmeerdiät. Auch sie senkt das Risiko für Herzinfarkt, bei Männern zudem das für Schlaganfall. Außerdem wirkt sie antientzündlich, beugt Übergewicht vor und erleichtert zugleich das Abnehmen. Einzig im Hinblick auf das Diabetesrisiko ist die Mittelmeerkost überlegen - wohl, weil sie kohlenhydratärmer ist.

SO SETZT SICH DIE NORDIC DIET ZUSAMMEN

Wer sich artgerecht ernähren möchte, wie es unsere Vorfahren in Nordeuropa wahrscheinlich getan haben, kann dies leicht schaffen, wenn er bevorzugt zu diesen Zutaten greift:

• Kohl: Brokkoli, Rot- und Weißkohl, Blumenkohl,

Sauerkraut, Rettich • Wurzel- und Knollengemüse: Möhren, Schwarzwurzeln, Kartoffeln

  • Obst: Äpfel, Birnen, Beeren
  • frische Kräuter und Wildkräuter, Algen
  • Getreide: (Roggen-)Vollkornbrot, Hafer, Müsli
  • Fisch und Co.: heimischer fettreicher Fisch (etwa Hering), Muscheln
  • Öle: Leinsamen- und Rapsöl (Omega-3-Fettsäuren)
  • fettarme Milchprodukte
  • Fleisch: Wild oder fettarmes Fleisch

Zwei Dinge sollten wir uns von den noch traditionell lebenden Menschen Italiens und Griechenlands dennoch abschauen: körperlich aktiv sein, aber auch echte Pausen einlegen. Beides sind weitere entscheidende Faktoren einer gesunden Lebensweise - egal, wo wir leben. Wie schwer uns hierzulande insbesondere das Pausemachen fällt, weiß ich selbst nur zu gut: Als ich gelesen habe, dass Männer in einem traditionellen griechischen Kafenion im Schnitt 90 Minuten bei einem Kaffee sitzen, war ich geradezu geschockt. Und motiviert, diese Entspannungsübung zu trainieren. Immerhin: 15 Minuten schaffe ich inzwischen.

 
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