Warum ist Selberkochen so wichtig?
Mal fix eine Pizza bestellen oder Pommes vom Imbiss holen: Das gehört in vielen Haushalten so zuverlässig zum kulinarischen Alltag wie der Kaffee zum Frühstück. Dabei gibt es viele dringende Gründe, warum es sinnvoll wäre, dies zu ändern -und sich möglichst oft selbst an den Herd zu stellen.
Es waren nicht die berühmten Toilettenpapierpackungen, die wir zu Beginn der Corona-Krise am stärksten gehamstert haben - sondern Brotbackmischungen (Nachfrageplus zum Vorjahreszeitraum: 330 Prozent), Reis (180 Prozent) und Nudeln (170 Prozent). Toilettenpapier dagegen kam auf ein Plus von „nur" 118 Prozent. Klar! Nachdem Kantinen, Imbisse und Restaurants schließen mussten, waren die allermeisten plötzlich gezwungen, deutlich häufiger selbst zu kochen als vorher. Und griffen zu dem, was haltbar war und wirklich jeder verarbeiten konnte - zu Nudeln mit Ketchup etwa.
Nichtkochen macht dick und krank
Diese Inkompetenz am Herd müssen wir dringend ablegen, um zu verhindern, dass sich unsere Lebenserwartung durch eine nicht artgerechte Ernährung verkürzt. Wir brauchen mindestens 25 verschiedene Sorten Gemüse, Salat, Nüsse und Kräuter pro Woche, um uns mit dem zu versorgen, was unser Körper benötigt: Über Fertiggerichte, selbst die teuersten Bio-Varianten, ist dies nicht zu schaffen! Entsprechend belegen immer mehr Studien: Wer selten selbst kocht, isst (und ist) deutlich ungesünder. Beispielsweise nahmen Forscherinnen der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore das Kochverhalten von 9500 Menschen unter die Lupe. Ergebnis: Wer sich höchstens einmal pro Woche an den Herd stellte, nahm im Schnitt pro Tag mehr als 2300 Kalorien zu sich, 86 Gramm Fett und 135 Gramm Zucker. Ein desaströser Mix, der erklärt, weshalb Nichtköche vergleichsweise häufig Übergewicht haben und einen gesundheitsgefährdend hohen Körperfettanteil.
Selbstgekochtes enthält mehr Nähr- und weniger Zusatzstoffe
Wer selten kocht, ist zudem in den meisten Fällen unterversorgt mit wichtigen Nährstoffen. Denn je länger beispielsweise Gemüse lagert, desto mehr verliert es wertvolle Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe wie ätherische Öle und Flavonoide. Wenn die Industrie Lebensmittel dann noch lange hoch erhitzt und stark verarbeitet (etwa für Dosensuppen und Tiefkühlpizza), schadet dies ihrer biologischen Wirksamkeit zusätzlich. Einige Vitamine, etwa solche aus der B-Gruppe, können so bei der Zubereitung komplett verloren gehen. Nur wenn wir selbst kochen, liegt es in unserer Hand, wie frisch die Zutaten sind, die wir nutzen. Wie schonend wir diese anschließend zubereiten, wie viel Zucker im Essen landet - und ob die Gerichte hochwertige Öle enthalten anstelle minderwertiger Fette wie Margarine. Und schließlich: Gesundheitsgefährdende Zusatzstoffe wie Emulgatoren und Konservierungsstoffe, mit denen uns die Industrie schadet, hat niemand in der Küche!
Kochen stärkt nicht nur den Körper, sondern auch die Seele
Gemeinsam Nahrung zuzubereiten und anschließend beim Essen zusammenzusitzen, gehört darüber hinaus zu jenen Ritualen, die seit Jahrhunderttausenden aus uns Einzelmenschen Gemeinschaften machen. Die meisten sehnen sich offenbar genau danach: Kochshows garantieren konstant gute Einschaltquoten und die Zahl der Rezept-Blogs im Internet steigt kontinuierlich. Ich rate Ihnen daher: Schauen Sie nicht nur zu, sondern zwingen Sie sich, selbst den Kochlöffel zu schwingen - auch wenn es anfangs schwerfällt! Ich garantiere: Sie werden das Kochen spätestens in dem Moment lieben lernen, in dem Sie sich nach einem stressigen Bürotag das vorgekochte Schmorgericht aus dem Tiefkühlfach ziehen können und es nur noch aufwärmen müssen. Denn das schmeckt nicht nur besser als jede halb kalte Pizza aus dem
Pappkarton, sondern lässt Sie auch am nächsten Morgen fitter aus dem Bett kommen.
Mein Extra-Tipp: Notieren Sie die Zeit fürs gemeinsame Kochen am besten als festen Termin im Familienkalender - so, wie wir es mit Musikunterricht und Fitnesstraining ganz selbstverständlich auch tun. Damit geben Sie dem Kochen jene Bedeutung, die ihm zusteht! Übrigens: Der ideale Termin für eine ausgiebige Schnippelaktion ist meiner Erfahrung nach zum Einstieg für die meisten der Samstagvormittag.