Welche Schlafphase ist die wichtigste?
Nach heutigen Erkenntnissen würde ich sagen: die Tiefschlafphase. Sie findet vor allem in der ersten Nachthälfte statt (s. Abb. 2-1) und tritt in späteren Abschnitten des Schlafs immer seltener auf. Der Tiefschlaf spiegelt besonders unser Schlafbedürfnis bzw. unseren Schlafdruck wider, und wir haben mehr Tiefschlaf, je größer unser Schlafdruck ist. Damit ist der Tiefschlaf die wichtigste Phase für die Befriedigung unseres Schlafbedürfnisses. Sie wird deshalb auch als die „erholsamste“ Schlafphase bezeichnet [11]. Die Tiefschlafphase scheint auch besonders wichtig für unser Immunsystem und die Gedächtnisbildung im Schlaf zu sein [12] (siehe Was nützt der Schlaf? in Kapitel 5). Der Tiefschlaf ist von einem hohen Anteil an sehr langsamen und großen Hirnwellen gekennzeichnet (s. Abb. 2-2). Elektrische Hirnwellen werden durch die Aktivität der Nervenzellen in unserem Gehirn erzeugt und lassen sich auf der Kopfoberfläche mit ElektroEzm$PAVA/TER. bJAcHiUSTAJUD
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•REM - icHLAT

Abbildung 2-2: Überblick der charakteristischen Wellen unseres Gehirns in den verschiedenen Schlafstadien. Im entspannten Wachzustand sind die von unserem Gehirn produzierten Wellen eher niedrig und relativ schnell. Vor allem bei geschlossenen Augen tritt dabei ein regelmäßiger Rhythmus im Bereich von 8-12 Schwingungen pro Sekunde auf (alpha-Rhythmus). Im N1-Schlaf verschwindet dann dieser alpha-Rhythmus, die Hirnwellen werden etwas langsamer. Im N2-Schlaf kommen die charakteristischen Schlafspindeln und K-Komplexe hinzu. Der Tiefschlaf wird dominiert von langsamen und sehr großen Wellen. Im REM-Schlaf sind die Gehirnwellen dann wieder schneller und kleiner und erinnern an einen aktiven
Wachzustand. Grafik adaptiert von [13], mit freundlicher Genehmigung.
den messen. Sie zeigen dabei, wie alle Wellen, in regelmäßigen Abständen einen Wellenberg und ein Wellental. Die Geschwindigkeit der Wellen kann durch den Abstand zwischen zwei Wellenbergen bestimmt werden.
Bei den langsamen Hirnwellen im Tiefschlaf ist der Abstand zwischen zwei Wellenbergen zwischen 250 Millisekunden und zwei Sekunden lang. Umgekehrt ausgedrückt treten pro Sekunde 0,5-4 langsame Wellen auf. Die langsamen Hirnwellen haben also eine Frequenz von 0,5-4 Hertz (Hertz: Anzahl Schwingungen pro Sekunde).
In der Tiefschlafphase sind wir nur schwer weckbar. Trotzdem nimmt unser Gehirn Geräusche oder auch Düfte während dieser Phase wahr. Auch das Schlafwandeln geschieht im Tiefschlaf - wir können uns also durchaus bewegen und bestimmte Handlungen ausführen, reden oder lachen, wenn wir im Tiefschlaf sind. Die „Tiefe“ dieser Phase hängt demnach vor allem mit der schweren Weckbarkeit zusammen. Die Häufigkeit der langsamen Hirnwellen ist für Mediziner und Wissenschaftler das eindeutige Anzeichen bzw. Kriterium, dass sich jemand im Tiefschlaf befindet. Wenn ich selbst Schlaf auswerte, dann freue ich mich jedes Mal, wenn ich so viele langsame Hirnwellen sehe - die Person muss dann tief und fest geschlafen haben, und sie hat sich dabei hoffentlich gut erholt.