Beugt Schlaf Burnout vor?
Schlaf ist entscheidend für unsere mentale Erholung und Regeneration. Erschöpfungszustände wie Burnout treten eher auf, wenn wir schlecht schlafen und uns nicht ausreichend erholen können. Deshalb haben Menschen mit Schlafstörungen ein höheres Risiko, ein Burnout zu entwickeln [42]. Gleichzeitig können eine belastende Arbeitssituation, Stress oder Konflikte am Arbeitsplatz den Schlaf stören [43] [44], und Patienten mit Burnout haben häufig einen gestörten Schlaf [45]. Durch den schlechteren Schlaf können wir uns weniger gut erholen, was uns am nächsten Tag reizbarer, stressanfälliger und weniger leistungsfähig macht. Dies erhöht wiederum den empfundenen Druck am Arbeitsplatz - ein Teufelskreis.
Der Zusammenhang zwischen Schlaf und Burnout wurde bei verschiedenen Berufsgruppen untersucht. So wurden bei über 380 Personen einer
Informatikfirma die Arbeitsbelastung sowie die typische Schlafdauer erfragt [46]. Personen, die regelmäßig weniger als sechs Stunden schliefen, hatten zwei Jahre später ein höheres Risiko, an Burnout zu erkranken. Die Arbeitsbelastung an sich steigerte das Risiko nicht. Bei Polizisten ergaben sich deutliche Zusammenhänge zwischen unregelmäßigen Arbeitszeiten, Nachtschichten, Schlafstörungen und Burnout [47]. Auch Ärzte mit Burnout hatten meist einen kürzeren oder gestörteren Schlaf als ihre gesunden Kollegen [48]. Lehrer hatten ebenfalls ein höheres Risiko, bei einer hohen Arbeitsbelastung eine Erschöpfung zu entwickeln, wenn sie zusätzlich Schlafstörungen hatten [49].
Ein zu kurzer oder gestörter Schlaf erhöht also das Risiko, Burnout zu entwickeln. Schlafstörungen sollten deshalb als erste Warnsignale angesehen werden, dass der Stress und die Belastung durch die Arbeit zu hoch sind. Schlafstörungen treten sehr viel früher auf als der Erschöpfungszustand, bei dem man zusammenbricht. Wenn ich auf Schlafstörungen achte, bin ich in der Lage, sehr viel früher auf die zu hohe Belastung zu reagieren und etwas zu verändern. Deshalb sollten belastungsbezogene Schlafstörungen gerade nicht mit Schlafmitteln „behoben“ werden, um wieder leistungsfähig zu sein. Sondern die Betroffenen, aber auch die Firmen und Institutionen, sollten Schlafstörungen als eine Art Frühwarnsystem verstehen, um arbeitsbezogene Belastungen frühzeitig zu reduzieren und so das Burnout-Risiko zu verringern.
Doch beugt ein ausreichender Schlaf der Entwicklung eines Burnouts vor? Sehr wahrscheinlich schon. Allerdings gibt es meines Wissens keine Studien, die direkt die Auswirkungen einer Schlafverbesserung auf das Burnout-Risiko untersucht hätten.