Wie hängt Schlaf mit Schlaganfällen zusammen?

Ein Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung im Gehirn. Entweder wird eine Hirnregion zu wenig durchblutet, oder es tritt eine Blutung im Gehirn auf. Beides führt zu einer gestörten Sauerstoffversorgung einzelner Hirnregionen. Dies kann zu Gleichgewichtsproblemen, Bewusstseinsstörungen oder Taubheit bzw. Lähmung von Körperteilen führen. Schlaganfälle sind eine häufige Ursache für Einschränkungen und Behinderungen im fortgeschrittenen Alter und eine häufige Todesursache. Hängen nun Schlaf und Schlaganfälle zusammen?

Am deutlichsten zeigt sich ein solcher Zusammenhang bei Menschen mit schlafbezogenen Atemaussetzern (siehe Frage Was sind schlafbezogene Atemstörungen? in Kapitel 4). Sie haben ein ca. zweifach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen [180]. Allerdings ist Übergewicht ein Risikofaktor sowohl für einen Schlaganfall als auch für schlafbezogene Atemaussetzer. Und leider sinkt das Risiko eines Schlaganfalls nicht ab, wenn die schlafbezogenen Atemaussetzer erfolgreich behandelt wurden [181]. Möglicherweise ist es also nicht der durch die Atemaussetzer gestörte Schlaf, sondern es sind andere Faktoren, die das Risiko für einen Schlaganfall bei diesen Patienten erhöhen. Auch bei anderen Schlafstörungen liegen keine einheitlichen Ergebnisse vor [182]. So berichten einige Studien von einem erhöhten Schlaganfallrisiko bei Patienten mit Insomnie, andere dagegen nicht.

Ein regelmäßig zu kurzer Schlaf bewirkt ebenfalls keine Erhöhung des Risikos für einen Schlaganfall [183]. Dagegen hatten Personen mit regelmäßig sehr langen Schlafperioden (mehr als acht oder neun Stunden) ein 1,5-fach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Schliefen sie regelmäßig zehn oder elf Stunden, war auch das Risiko stark erhöht, an den Folgen des Schlaganfalls zu sterben [184]. Ein zu langer Schlaf und möglicherweise die mit dem zu langen Schlaf verbundenen Erkrankungen sind also ein wichtiger Faktor für ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Ein zu kurzer oder gestörter Schlaf scheint dagegen keine so wichtige Rolle zu spielen.

Andersherum treten nach einem Schlaganfall häufig Schlafstörungen auf. So entwickeln fast 40 % der Überlebenden Symptome einer Insomnie [185]. Die Häufigkeit der Symptome nimmt üblicherweise im Verlauf von mehreren Monaten nach dem Schlaganfall wieder ab. Es wird weiterhin vermutet, dass ein besserer Schlaf in der Zeit nach dem Schlaganfall die Heilungschancen erhöht. Insbesondere die Forschergruppen um den Berner Neurologen Claudio Bassetti fordern, den Schlaf und Schlafstörungen nach einem Schlaganfall stärker zu beachten [186]. Behandlungsmethoden wie die kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie verbessern die Schlafqualität auch bei Schlaganfallpatienten [187]. Es ist aber noch nicht geklärt, ob eine solche Schlafverbesserung auch tatsächlich die Regeneration nach einem Schlaganfall verbessert.

 
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