Mit dem Camper in den Urlaub? Aber sicher!

Wohnmobile, Camper und Zugfahrzeuge werden immer moderner -nicht nur in der Ausstattung, sondern auch in puncto Sicherheit. Dank smarter Bordelektronik können sich Fahrer besser auf den Verkehr konzentrieren. Noch wichtiger als Sicherheitstechnik ist allerdings das Wissen über Sicherheitsregeln im Straßenverkehr - die sich in vielen Ländern unterscheiden. Ein kleiner Überblick über Gesetze und Verordnungen und ganz praktische Tipps sorgen für noch mehr Sicherheit.

Der deutsche Führerschein ist in allen EU-Ländern gültig, auch die Verkehrsschilder sind glücklicherweise weitestgehend einheitlich. Dennoch unterscheiden sich einige Regeln im Straßenverkehr von Land zu Land. Das beginnt schon bei der Höchstgeschwindigkeit. Während es in Deutschland sogar Autobahnstücke ohne jegliche

Geschwindigkeitsbegrenzung für Pkws gibt, ist in anderen Ländern spätestens bei 130 km/h Schluss, meistens deutlich früher. Für Wohnmobile oder Gespanne ist es noch komplizierter. Beispiel Deutschland: Hierzulande dürfen Wohnmobile mit einem Gewicht ab

3,5 t bis 7,5 t auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen mit maximal 100 km/h unterwegs sein. Außerorts gilt ein Tempolimit von 80 km/h. Ist der Camper noch schwerer, reduziert sich die Höchstgeschwindigkeit: Auf Landstraßen gelten dann 60 km/h, auf Autobahnen sind es dann immerhin noch 80 km/h. Und ganz gleich, wie leistungsstark ein Camper über 3,5 t auch ist - es gilt ein Überholverbot.

Wer bei einer Reise Landesgrenzen überquert, wird mit einem Schild auf die örtlichen Regeln hingewiesen. Und auch unterwegs sollte man immer wieder auf Schilder achten, die auf niedrige Brücken, enge Straßen oder z.B. die maximale Belastbarkeit einer Überführung hinweisen. Gerade für Wohnwagenfahrer oder Gespanne sind solche Verkehrszeichen relevant, da sich die Abmessungen einer solchen Fahrzeugkombination deutlich von einem Standard-Pkw unterscheiden. Es kann schnell passieren, dass man bei der Fahrt das vorgegebene Tempolimit oder die Hinweise übersieht oder vergisst - und das kann nicht nur gefährlich, sondern auch teuer werden.

Aber Technik hilft: Bei modernen Fahrzeugen lässt sich die Höchstgeschwindigkeit festlegen, wodurch der Wagen im Falle eines Falles automatisch abbremst. Praktisch sind auch spezielle Navigationsgeräte für Camper und Gespanne, wie sie etwa Garmin oder TomTom anbieten. Dort können die individuellen Fahrzeugdaten wie Typ, Länge, Breite und Höhe eingetragen werden. Diese »Navis« suchen dann nicht nur die passende Route heraus, sondern nennen auch automatisch die entsprechende Höchstgeschwindigkeit für Strecke und Fahrzeug.

REGELN EUROPAWEIT

Und manchmal regeln die örtlichen Gesetze nur Verhaltensweisen, die sowieso schon der gesunde Menschenverstand gebietet. Ein gutes Beispiel dafür sind die Vorschriften zur Beladung des Fahrzeugs oder des Anhängers. Ist das Fahrzeug zu schwer, verändert sich das

Fahrverhalten, die Bremswege werden länger. Ist das Gewicht falsch verteilt und sogar ungesichert an Bord, kann ein Manöver oder eine starke Bremsung sehr gefährlich werden. Für dieses Wissen braucht ein aufmerksamer Verkehrsteilnehmer keine Gesetze. Doch auch die Strafen, die bei einem Verstoß fällig werden, sind gesetzlich geregelt - und die können besonders im Ausland empfindlich hoch sein. Zu schnell gefahren oder zu schwer unterwegs? Im Einzelfall ist das nicht nur teuer, manchmal muss man sogar den Wagen stehen lassen. Aber nicht nur deshalb sollte sich jeder an die Regeln halten, sondern vor allem, weil man sicher und entspannt reisen möchte. Ein paar allgemeingültige Grundregeln sollten daher unterwegs beachtet werden. So müssen während der Fahrt alle Mitfahrer angeschnallt auf ihrem Platz sitzen bleiben. Natürlich kommt es nicht in Frage, sich ins Bett oder aufs Sofa zu legen und ein Nickerchen zu machen - ganz gleich, wie vorsichtig der Fahrer agiert. Es ist auch keine gute Idee, während der Fahrt nur mal eben aufzustehen und etwas aus der Küche zu holen. Übrigens sollten natürlich nur so viele Mitfahrer an Bord sein, wie es im Mobil Plätze mit Gurten gibt.

Neben Tempolimit und Anschnallpflicht gibt es noch weitere Sicherheitsregeln, die in ganz Europa relevant sind. So ist es inzwischen in 30 europäischen Ländern verboten, während der Fahrt zu telefonieren. Wer in Deutschland mit einem Handy am Ohr erwischt wird, zahlt 100 Euro und bekommt einen Punkt in Flensburg. Im Vergleich zu Großbritannien ist das noch günstig, dort können bis zu 1100 Euro Strafe fällig werden. Auch Alkohol am Steuer wird überall geahndet, allerdings unterscheiden sich die Grenzwerte von Land zu Land. In vielen Ländern gilt eine Promillegrenze von 0,5 für Autofahrer, in Tschechien und Ungarn ist bereits alles über 0,0 Promille verboten. Strafen und Bußgelder sind nach Land und ermitteltem Wert unterschiedlich. Vorsicht auch an Ampeln im Ausland: In Bulgarien und Rumänien überspringen Ampeln die Gelbphase, auch in Estland wird es nicht gelb, stattdessen blinkt es grün. Beim Licht gibt es ebenfalls Unterschiede, so muss in vielen Ländern auch tagsüber mit Abblendlicht gefahren werden - in Italien, Rumänien oder Ungarn allerdings nur außerorts und auf Autobahnen.

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CAMP

ADAC FAHRSICHERHEITSTRAINING FÜR CAMPER

Im Straßenverkehr mit Wohnwagen oder Wohnmobil sollte man sich sicher fühlen. Es spielt dabei keine Rolle, wie viele Tausend Kilometer man bereits im Pkw gefahren ist. Sobald man mit einem Wohnwagen fährt, verändert sich das Fahrverhalten. Auch ein Wohnmobil verhält sich nicht wie ein Alltags-Pkw. Ganz egal, ob blutiger Anfänger oder rostig gewordener Profi: Mit den ADAC Fahrsicherheitstrainings kann man sich bestens auf die nächste Urlaubsreise vorbereiten!

Wohnmobiltraining

Wohnmobile haben ihre Tücken und stellen die Fahrer vor ganz neue Anforderungen -z.B. beim Rangieren, Kurvenfahren oder im Bremsverhalten. Wer optimal vorbereitet und sicher in den Urlaub starten will, hat die Möglichkeit, sein Fahrzeug vor Reiseantritt in verschiedenen Fahrsituationen kennenzulernen und richtig zu reagieren.

Training für Wohnwagen und andere Pkw-Cespanne

Einen Pkw mit (Wohn-)Anhänger zu fahren ist nicht ohne. Beim ADAC Fahrsicherheitstraining können Teilnehmer ihre Fähigkeiten gefahrlos austesten und in einer sicheren Umgebung herausfinden, wie ein Pkw mit Anhänger reagiert. Das sorgt für mehr Fahrsicherheit auf dem Weg in den Campingurlaub!

ADAC Fahrsicherheitstraining buchen

Trainingsort suchen, reservieren und buchen unter:

■ pincamp.de/fahrsicherheitstraining

RÜCKFAHRKAMERA FÜR MEHR ÜBERBLICK

Das Wohnmobil rückwärts durch eine schmale Gasse manövrieren? Das macht wenig Freude. Bei einem normalen Pkw reicht der Außenspiegel oder die elektronische Einparkhilfe, um Betonpfosten, Äste oder spielende Kinder zu umschiffen. Beim Wohnmobil sieht das anders aus. Es ist ganz einfach zu breit für den Erfassungsbereich von elektronischen Fahrhilfen, außerdem verwirren Heckträger oder befestigte Fahrräder den Sensor. Abhilfe schafft ein sogenanntes Rückfahr-Videosystem, meist auch Wohnmobilkamera oder Rückfahrkamera genannt. Dabei wird oben am Heck des Fahrzeugs eine kleine Videokamera installiert und mit einem Monitor im Cockpit verbunden. Die Kamera schaltet sich automatisch ein, wenn man den Rückwärtsgang einlegt, und liefert Bilder vom Bereich hinter dem Fahrzeug. Kameras gibt es mit Kabel oder als

Funkversion, die auch mit Wohnwagengespannen genutzt werden kann. Das komplette System besteht aus einer Kamera, einem kleinen Monitor fürs Fahrerhaus, Kabel und bei Bedarf einer Sonnenblende und einem Objektschutz.

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DREI MÖGLICHKEITEN, DAS ABREISSSEIL ZU BEFESTIGEN

■ Bei einer Anhängerkupplung mit Öse kann man den Federhaken des Abreißseils durch die Öse fädeln, das Seil danach um den Kugelkopf führen und die so gebildete Schlinge wieder am Abreißseil einhaken. Passt der Federhaken nicht durch die Schlaufe, lässt sich das Seil mit einem Feuerwehrkarabiner (DIN 5299, 70 mm) nachrüsten, diesen dann direkt in die Öse einklinken.

■ Bei einer abnehmbaren Kupplung sollte das Abreißseil direkt am Zugfahrzeug an einer Öse befestigt werden. Dafür eignet sich neben der Öse am Halter der Anhängevorrichtung die Abschleppöse, wenn sie am Fahrzeugheck möglichst mittig angebracht ist. Auch hier gilt: nicht den Federhaken direkt an der Öse befestigen, sondern das Abreißseil durch die Öse führen. Ein Feuerwehrkarabiner darf direkt in die Öse eingeklinkt werden.

■ Falls weder Fahrzeug noch Kupplung über eine Öse verfügt, reicht es in Deutschland noch aus, das Abreißseil über den Kugelhals der Anhängerkupplung zu schlingen. Aber aufgepasst: Nicht überall in Europa ist das gesetzlich zugelassen, hohe Strafen drohen.

WOHNWACENSICHERHEIT

Bestimmte Regeln sorgen auch beim Caravan für mehr Sicherheit. Auch hier sind sich zwar alle Länder über das »Ob« einig, aber nicht immer über das »Wie«. Technisches Zubehör kann bei

Wohnwagengespannen generell erheblich zur Fahrsicherheit beitragen.

ANTISCHLINGERKUPPLUNG FÜR WOHNWAGEN

Es ist ein beängstigendes Gefühl, wenn der Wohnwagenanhänger bei höheren Geschwindigkeiten dazu neigt, hin- und her zu schlingern. Denn die Möglichkeit besteht, dass diese Bewegung sich verstärkt, im Extremfall kann der Wohnwagen sogar umkippen. Grund dafür ist die bewegliche Kugelkopfkupplung, die den Anhänger mit dem Fahrzeug verbindet. Sie ermöglicht dem Gespann das Fahren in Kurven.

Dummerweise kann sie aber auch zu unbeabsichtigten

Seitwärtsbewegungen des Wohnwagens führen. Hier hilft eine Antischlingerkupplung. Mit dieser Vorrichtung werden Reibebeläge um den Kugelkopf gelegt, was die Bewegung dämpft und das Fahrverhalten stabilisiert.

ABREISSSEIL

In Deutschland müssen Anhänger mit Auflaufbremse und einem zulässigen Gesamtgewicht über 750 kg mit einem Abreißseil gesichert werden. Das gilt auch für die meisten Wohnwagen. Das Abreißseil ist ein ummanteltes, 1 m langes Stahlseil mit einem Federhaken. Sollte sich der Anhänger während der Fahrt ungewollt vom Zugfahrzeug lösen, aktiviert das Abreißseil die Bremse und bringt den abgekoppelten Anhänger schnellstmöglich zum Stillstand. Es gibt je nach Land unterschiedliche Regeln und Gesetze, wie das Abreißseil am Wohnwagen anzubringen ist. Ein fehlendes oder nicht ordnungsgemäß angebrachtes Seil zwischen Zugfahrzeug und Anhänger wird in einigen Ländern mit hohen Bußgeldern geahndet. Spezielle Abreißseil-Bestimmungen gelten z.B. in den Niederlanden, in der Schweiz und in Österreich:

Niederlande: In den Niederlanden gilt grundsätzlich, dass sowohl ungebremste als auch gebremste Anhänger mit Sicherungsseil zu befestigen sind. Es muss verhindert werden, dass das Seil vom Kugelhals abspringen kann, falls sich der Anhänger löst. Das Seil muss an einer vorhandenen Öse an der Kupplung oder am Fahrzeug befestigt werden. Eine fehlende Öse muss mit der sogenannten »Hollandöse« nachgerüstet werden, einem speziellen Bügel für die Anhängerkupplung.

Schweiz: Auch in der Schweiz müssen alle ungebremsten und gebremsten Anhänger gesichert werden. Die Sicherungseinrichtung muss direkt mit dem Zugfahrzeug mittels Öse und Karabinerhaken verbunden werden. Auch ein nachgerüsteter Bügel an der Kupplung ist in Ordnung, wenn die Anhängerkupplung nicht abnehmbar ist. Eine Schlaufe über den Kugelhals ist in der Schweiz nicht zulässig. Österreich: Ungebremste und gebremste Wohnwagen müssen mit einem Seil gesichert werden, das um die Anhängerkupplung geschlungen werden darf.

UNFÄLLE MIT CAMPINCFAHRZEUCEN

Wenn Wohnmobile in Unfälle verwickelt werden, handelt es sich laut Unfallstatistik und Versichereranalysen vor allem um Auffahrunfälle. Glücklicherweise besteht das geringste Risiko für die Personen, die vorne sitzen. Zu den Gründen für viele der registrierten Unfälle gehört der lange Bremsweg der Mobile und Gespanne. Rund 60 m braucht ein Reisemobil, um von 100 km/h in den Stand zu kommen. Die Bremsleistung liegt damit zwar im gesetzlichen Rahmen, allerdings ist sie deutlich geringer, als bei modernen Pkws. Kommt noch eine Überladung des Fahrzeugs hinzu, verlängert sich der Bremsweg, die Unfallgefahr steigt. Wenn dann die Ladung noch schlecht gesichert ist, wirken bei einem Auffahrunfall auch im Inneren des Fahrzeugs massive Kräfte. Bereits eine Wasserflasche kann dann zum lebensgefährlichen Geschoss werden.

Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Unfall, sollte man wissen, wie man sich im schlimmsten Fall richtig verhält. Diese Schritte sind wichtig:

■ Warnblinkanlage einschalten

■ Falls möglich, das Gespann an den Straßenrand manövrieren

■ Die Warnweste noch im Fahrzeug überziehen und darauf achten, wo ggf. das andere Auto anhält, das am Unfall beteiligt war

■ Wenn der Unfallbeteiligte nicht anhält, Kennzeichen, Autotyp und

Farbe direkt notieren

■ Unfallstelle absichern und Warndreieck mindestens 50 oder 100 m davor aufstellen, um andere Verkehrsteilnehmer vor der Unfallstelle zu warnen

■ Unfall einschätzen: Ist nur ein Blechschaden vorhanden oder sind Personen verletzt?

■ Wenn nötig, Erste Hilfe leisten

■ Falls kein Personenschaden vorliegt, reicht es, die Polizei unter der Rufnummer 110 zu benachrichtigen.

■ Bei Verletzten oder unklarer Lage sollte der Rettungsdienst unter der Rufnummer 112 verständigt werden.

Wer einen Wohnwagen ziehen möchte, sollte auf das Gesamtgewicht und die maximale Stützlast achten.

 
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