Das Konzept der Wandlungsprozesse in weiteren theoretischen Ansätzen

Die Jungianerin Verena Kast benennt, dass Wandlungsprozesse insbesondere durch Trauer und Trauern ausgelöst werden können, dass Trauern zur Wandlung auffordert und dass Trauern Teil von Wandlungsprozessen ist und zur Wandlung wesentlich beiträgt.

„Wenn dieses Erlebnis (der Auslöser der Trauer; Anmerk. d. Verf.) unser Selbstund Weltverständnis erschüttert, muss das Trauern uns zu einem neuen Selbstund Weltverständnis hinführen, muss das Trauern uns dazu bringen, uns von unserem Beziehungs-Selbst und dem damit verbundenen Weltverständnis wiederum auf unser individuelles Selbst zurückzuorganisieren mit dem damit verbundenen Weltverständnis. Ob es uns gelingt, neue Perspektiven in unser Weltund Selbsterleben zu bringen, Todesbewusstsein auch als einen Aspekt unseres Selbst-Bewusstseins zu sehen, oder ob wir zerbrechen, pathologisch trauern und nie mehr aus der Trauer herauskommen, hängt wesentlich davon ab, ob wir richtig zu trauern verstehen.“ (Kast, 1994, S. 13).

Konsens im psychologischen Diskurs ist, dass menschliche Identitätsentwicklung immer über Wandlungsprozesse stattfindet, und zwar lebenslang. Robert Kegan hat hier insbesondere in seinem nach wie vor gültigen Grundlagenwerk „Die Entwicklungsstufen des Selbst“ (Kegan, 1986) die Bedeutungsbildung über die Lebensspanne untersucht. Kegan bezieht sich hier wie Schütze u.a. auf George Herbert Mead [1].

Für diese Arbeit ist die Frage relevant, wie es den interviewten Frauen gelingt, die Wandlungs-Arbeit, die von ihnen gefordert ist, in eine entwicklungsfördernde, identitätsstiftende und reifende Richtung der Persönlichkeit zu lenken.

  • [1] Mead, George Herbert (1934): Geist, Identität und Gesellschaft. Frankfurt am Main
 
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