Die Geschichte der Mafia

Durch wen haben die Italiener die Mafia entdeckt?

Im Jahr 1876, kurz nach der Einigung Italiens, führten Leopoldo Franchetti und Sidney Sonnino eine Untersuchung zur Wirtschaft und Verwaltung in Sizilien durch. Damit rückten sie zum ersten Mal das Problem der Mafia ins Licht der Öffentlichkeit und deckten zugleich die Verbindungen dieser Organisation zur politischen Macht auf. Ihre Untersuchung wurde zum Ausgangspunkt für alle Studien des Phänomens Mafia in den nachfolgenden Jahrzehnten.

Wenn eine Angelegenheit der Eigensucht zwei der ersten Familien in einer Gemeinde trennt, so gruppieren sich nach und nach alle anderen um diese, und der Ort ist in zwei Parteien gespalten. Eine jede wendet gegen die andere alle Mittel an: Gewalttat, Zivilklage, Strafprozess, das Wahlgesetz und die Gemeindeordnung. Jeder versucht, den Prätor, den Staatsanwalt, den Unterpräfekten zu gewinnen. Wo keine Trennung, kein Streit besteht, wo die Vorherrschaft in der Gemeinde einer einzigen Person gehört, da wird deren Macht zu einer unbedingten. Sie verfügt dann nach Gefallen über die öffentliche Verwaltung und fast über Leben und Vermögen aller. Wir haben die Mafia beschrieben.

Leopoldo Franchetti und Sidney Sonnino, Allgemeine Zustände und Verwaltung in Sizilien (1876; dt. 1906)

 
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