Was waren die Aufgaben der frühen Ordensleute?
Das Ziel der ersten Mönche war die Abkehr von aller Zivilisation und Verweltlichung. Doch schon bald folgten ihnen Menschen, die ihre Nähe suchten und von ihnen lernen wollten. Etwa ab dem vierten Jahrhundert taten sich Gleichgesinnte zusammen und gründeten asketische Gemeinschaften, deren Tageslauf nach strengen Regeln vorgegeben war. Das Leben in der Gemeinschaft vereinfachte viele Abläufe des täglichen Lebens und ermöglichte eine bessere Kontrolle der asketisch-mönchischen Lebensweise. Wie schon in Frage 3 erläutert, begann mit Benedikt von Nursia (um 480-547) das christliche Mönchtum. In seiner der Überlieferung zufolge ab 534 verfassten Regel strukturierte er den Tagesablauf, ja das gesamte Leben seiner Mönchsgemeinschaft und formulierte deren Zielsetzung. Zentrale Aufgaben sind das tägliche persönliche und gemeinsame Gebet, die Arbeit und ein Leben in Keuschheit, Gehorsam und Besitzlosigkeit. Die Ordensleute sollten autark sein und niemandem zur Last fallen. Die Betreuung von Annen und Kranken gehörte zu ihren Pflichten, ebenso die Missionierung.
Im frühen Mittelalter übernahmen die Klöster Aufgaben von Bildungseinrichtungen. Dort gab es Nonnen und Mönche, die lesen und schreiben konnten. In ihren Skriptorien, den Schreibstuben, retteten sie durch das Kopieren der antiken Autoren deren Schriften vor dem Vergessenwerden. Kunstfertige Buchmaler hinter Klostermauem illustrierten die Werke. Klöster entwickelten sich zu bedeutenden kulturellen und wirtschaftlichen Zentren. Mönche waren als Berater von Herrschern und Adel tätig, gründeten Schulen und Universitäten. Als Apotheker und Ärzte betrieben Ordensleute Medizin, bevor dieses Fach ab dem vierzehnten Jahrhundert an den Universitäten gelehrt wurde. Von der klösterlichen Heilkunde profitierten auch die Menschen außerhalb der Klostermauem. Die zunehmende Bedeutung der Klöster im Mittelalter brachte es mit sich, dass manche Ordensleute sich mehr den weltlichen Genüssen zuwandten, als es ihre Regel eigentlich erlaubte.
Einige Mönche belebten daher den benediktinischen Gedanken neu, taten sich zusammen und gründeten Ende des elften Jahrhunderts den Zisterzienserorden, der unter Bernhard von Clairvaux (1090-1153) zu großer Bedeutung gelangte. Ab dem dreizehnten Jahrhundert entstanden die Bettelorden, die sich an den städtischen Brennpunkten wieder verstärkt der Missionierung und Seelsorge widmeten (siehe auch Frage 31).
Im sechzehnten Jahrhundert entstand die bedeutende Ordensbewegung der Jesuiten. Ihre Aufgabe gegenüber der Gesellschaft sahen diese vor allem in der Verkündigung und der Lehre.
Die Ordensgemeinschaften haben ihre Aufgabenfelder von den Anfängen des Mönchtums bis heute im Wesentlichen bewahrt. Unabhängig von der individuellen Ausprägung jedes Ordens und jedes Konvents liegen die Schwerpunkte nach wie vor in den Bereichen Seelsorge, Missionierung, Pflege von kranken und alten Menschen, in Erziehung und Bildung.