Kann man die Existenz Gottes beweisen?

Ich glaube nicht. Aber es gab solche Versuche, und zwar von sehr prominenten Denkern.

Der Erste, der hier zu nennen ist, ist Anselm von Canterbury (1033-1109). Er argumentiert so: Gott ist das vollkommenste Wesen (Anselm sagt das sehr präzise: das Wesen, «worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann»). Zur Vollkommenheit gehört die Existenz, denn ein Wesen ohne Existenz wäre nicht vollkommen. Also ist die Existenz ein Attribut Gottes. Also existiert Gott.

Man hat den Eindruck eines magischen Tricks: Einmal geblinzelt, und schon existiert Gott.

Man könnte dieselbe Argumentationslinie auch auf andere Objekte anwenden. Zum Beispiel auf den idealen Ehemann. Meine Frau könnte wie folgt argumentieren: «Der ideale Ehemann muss erstens meiner sein, denn wenn er eine andere gewählt hätte, wäre er definitiv nicht ideal. Und zweitens muss er existieren, weil er ohne Existenz nicht ideal wäre. Also habe ich den idealen Ehemann!» -Und dann würde sie mich anschauen, ihre Stirn runzeln und denken: «Irgendwas muss an dieser Argumentation falsch sein!»

Der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) hat das Problem klar gesehen und deutlich herausgearbeitet, dass «existieren» nicht eine Eigenschaft ist wie andere. Dass ein Objekt existiert, ist eine ganz andere Kategorie, als dass es groß, rot, schön, jung, rund oder Ähnliches ist.

Das hat weitreichende Konsequenzen. Seit dem Logiker Gotthold Frege (1848-1925) hat sich durchgesetzt, die Existenz eines mathematischen Objekts nicht als Eigenschaft zu führen, sondern durch einen Existenzquantor auszudrücken.

Ein weiteres, sehr interessantes Argument für die Existenz Gottes stammt von dem Mathematiker und Philosophen Blaise Pascal (1623-1662). Pascal hat die Wahrscheinlichkeitsrechnung begründet, indem er ein Problem löste, das am Spieltisch entstand. Und genau da spielt auch sein Gottesbeweis.

Ob Gott existiert oder nicht, weiß man nicht genau. Deshalb stellt Pascal folgende Frage: Wenn Sie wetten müssten, ob Gott existiert oder nicht, worauf sollten Sie setzen? Pascals Antwort ist klar: Setzen Sie, ohne zu zögern, darauf, dass es Gott gibt! Es begründet dies so: Wenn Gott existiert, haben Sie doppelten Gewinn - Sie haben die Wette gewonnen und sind geborgen in Gott. Wenn Gott nicht existiert, haben Sie nur die Wette verloren. Wer hingegen darauf wettet, dass Gott nicht existiert, der würde im Falle der Existenz Gottes seine Wette verlieren und im Falle der Nichtexistenz Gottes gerade mal seine Wette gewinnen!

 
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