Was sind die vier Schätze des Gelehrtenstudios?

Pinsel, Papier, Reibstein Und Tusche werden in China als die vier Schätze des Gelehrtenstudios bezeichnet, weil sie die Utensilien sind, die man zum Kalligraphieren benötigt. Diese Kunst hatte in der Kaiserzeit ein jeder Literat zu beherrschen. Ihr berühmtester Vertreter ist Wang Xizhi (307-365), dessen Texte zwar nicht mehr im Original erhalten sind, aber durch Abschriften überliefert wurden. Sein bekanntestes Werk besteht aus den vier ersten Zeichen des «Vorworts zum Gedicht über das Treffen im Orchideenpavillon». Bei diesem Treffen war eine Gruppe von Freunden des Künstlers zusammengekommen. Wie später auch üblich, sollten die Teilnehmer diese Zusammenkunft mit Gedichten verewigen. Allerdings hatten die meisten von ihnen sich so betrunken, dass sie nicht mehr dazu in der Lage waren. Nur Wang Xizhi gelang es, ein Gedicht zu schreiben und es in die Form einer Kalligraphie zu bringen. Kopien davon sind noch heute allerorten in China zu erwerben.

In Ausstellungen traditioneller chinesischer Kunst ist regelmäßig eine Abteilung den Werken berühmter Kalligraphen gewidmet. Dabei kommt es nicht darauf an, die Texte lesen zu können - dies ist nämlich nur bei bestimmten Stilen möglich. Viel wichtiger ist die Ausdruckskraft des Pinsels, der besonders bei der «Grasschrift» schwungvoll über das Papier fliegt und Muster erzeugt, deren künstlerischer Wert jenseits der Textinhalte liegt. Bis heute tun sich berühmte Persönlichkeiten dadurch hervor, dass sie wichtige Orte mit eigenhändigen Kalligraphien bedenken: Mao Zedong genauso wie Jiang Zemin, der von 1993-2003 Staatspräsident war.

Die chinesische Tusche, die im allgemeinen aus Ruß, Lack und Öl hergestellt ist, wird normalerweise zu länglichen Stangen gepresst und dann zusammen mit Wasser auf einem Stein, in den eine Vertiefung eingelassen ist, gerieben. Der Staub vermischt sich dabei mit dem Wasser zu flüssiger Tinte. Chinesisches Papier muss sehr saugfähig sein, damit mit dem Tierhaarpinsel die Tusche so aufgetragen werden kann, dass ein kleiner Druck des Kalligraphen ausreicht, um bestimmte Stellen eines Zeichens stärker zu betonen als andere.

 
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