Welche Bedeutung hat der Ambitus in der Musik?
Der AmbitUS bezeichnet den Tonumfang eines Stückes - und die Geschichte der Ambituserweiterung ist auch eine Geschichte der kontinuierlichen Erweiterung der Mittel im musikalischen Bereich. Gehen die gregorianischen, einstimmigen Gesänge nur selten über einen Raum von circa zwölf Tönen hinaus - ein Umfang, den die menschliche Stimme problemlos meistern kann -, waren nach einer stetigen Ausweitung des Instrumentariums und der spieltechnischen Möglichkeiten im 17. Jahrhundert mit den großen Orgeln des norddeutschen Raums die Grenzen der Hörbarkeit erreicht: Die größten und kleinsten Pfeifen dieser Instrumente ließen Töne mit 16 beziehungsweise 20.000 Hertz erklingen. Selbst im späteren großen Orchester der Romantik um 1900 wurde dieser Umfang nicht mehr überschritten.
Eine weitere, wesentlich differenziertere Betrachtung erfordert jedoch der von einzelnen Instrumenten erreichbare Ambitus. Ist an den Tasteninstrumenten der zu spielende Tonbereich für die technische Schwierigkeit unerheblich, stellt das Spielen an der oberen erreichbaren Grenze etwa bei der Violine oder der Trompete hohe technische Anforderungen und wird von Komponisten gerne als beeindruckender Effekt genutzt. Auch das hohe «C» eines Tenors ist sprichwörtlich. Die Gesänge der Hildegard von Bingen sind unter anderem deshalb so eindrucksvoll, weil sie einen für das Mittelalter überaus großen Ambitus aufweisen. Die Arie Laudamus te aus Bachs h-moll-Messe ist ungewöhnlich, weil hier die Violine in die höchste Lage der damaligen Geigen-Literatur geführt wird. Ist hier durch den Text noch ein innerer Grund für den «Hochjubel» der Geige zu finden, dienen zum Beispiel in Niccolö Paganinis vierundzwanzig Caprices für Violine solche Künste ausschließlich der Präsentation technischer Wunder. Doch auch diese «sportlichen» Aspekte des Spiels gehören zu den künstlerischen Elementen einer Aufführung.
Was war zuerst - die Trommel oder die Flöte?
Im Jahr 2004 ging eine spektakuläre Meldung durch die Medien: Eine Flöte aus Mammut-Elfenbein wurde in einer Höhle in der Schwäbischen Alb gefunden. Es handelt sich dabei um eines der ältesten Musikinstrumente, laut Experten circa 35.000 Jahre alt.
Mit dem Faszinosum der urzeitlichen Musik beschäftigt sich die Fachrichtung «Musikarchäologie». Auch wenn es keine Funde entsprechenden Alters gibt: Man geht in der Wissenschaft davon aus, dass rhythmische Instrumente benutzt wurden, lange bevor es Melodieinstrumente wie Flöte oder Trompete gab. Eine Erklärung für den Mangel an Beweisstücken ist, dass zum Klopfen eines Rhythmus nur ein Stock nötig ist. Als Trommel könnte beispielsweise ein hohler Baumstamm benutzt worden sein, der für heutige Forscher nicht mehr als Musikinstrument erkennbar ist. Darüber hinaus gilt die enge Verbindung zwischen Wort und Ton als originär. Sprachwissenschaftler vermuten, dass sprachliche Rhythmen und
Melodien mit Instrumenten begleitet und variiert wurden.
Erste Formen von Zweistimmigkeit, die eine wichtige Neuerung darstellte, sind von nordischen Völkern bekannt. Sogenannte Luren, Blasinstrumente aus Bronze, wurden unter anderem in Schweden, Dänemark und Norddeutschland gefunden. Meistens fand man gleich zwei Instrumente, deren Klänge eindeutig harmonisch aufeinander abgestimmt waren. Ihr Bau wird auf das 13. bis 7. Jahrhundert vor Christus datiert.