Was verdient ein Komponist?
Betrachtet man die vergangenen Jahrhunderte, so hat sich die wirtschaftliche Situation für Notendichter viele Male grundlegend geändert. Während bis ins 18. Jahrhundert hinein die meisten Komponisten bei Kirche oder Hof in Lohn und Brot standen und keine Rechte an ihren Werken geltend machen konnten, ermöglichten neue Vervielfältigungsverfahren die zunehmende Kommerzialisierung der Musik. Mit dieser Entwicklung entstand die Idee des geistigen Eigentums. Die Annahme, dass Menschen nicht nur Gegenständliches, sondern auch Immaterielles besitzen können, verbreitete sich im 19. Jahrhundert. Sie war revolutionär und von unschätzbarem Einfluss auf unser heutiges Urheberrecht. Bis dahin beschränkte sich das Eigentum auf die konkrete Partitur. Wurde sie abgeschrieben, hatte der Komponist keinerlei Möglichkeiten zur Intervention. Heute ist in Deutschland das geistige Eigentum an musikalischen Werken nicht übertragbar.
Während noch vor zweihundert Jahren Komponisten üblicherweise abhängig von Auftraggebern wie adligen Mäzenen und der Kirche waren, lehren die meisten Komponisten heutzutage als Professoren an Hochschulen. Viele arbeiten aber auch in anderen Bereichen der Musikbranche, manche haben keinerlei feste Anstellung. Auftragskompositionen sind (außer in der Filmmusik) eher die Ausnahme.
Eine zentrale Institution ist die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte), der über 60.000 Komponisten, Textdichter und Musikverleger in Deutschland angehören. Sie ist vor allem für den Schutz der Urheberrechte und die Verteilung von Tantiemen zuständig. Nach festgelegten Formeln werden hier Erlöse an die Musikschaffenden ausgeschüttet. Gegründet wurde die GEMA übrigens von Richard Strauss.
Auch wenn das Komponieren häufig aus finanziellen Gründen nur nebenberuflich betrieben werden kann, kam es immer wieder zu spektakulären Gagen für Musikwerke: Mozart zum Beispiel war, wie auch Haydn und Händel, einer der bestverdienenden Musiker seiner Zeit und wurde vor allem für seine Opern mit teilweise horrenden Summen entlohnt. Verdi erhielt für Aida das bis dahin höchste Honorar der Musikgeschichte von 150.000 Gulden - der spektakuläre Fall einer Auftragskomposition für die Eröffnung des Suezkanals, 1871 uraufgeführt.
Komponisten verdienen heute auch deswegen so wenig, weil über 90 Prozent der komponierten Werke nicht ins Repertoire übergehen, sondern oft nur ihre Uraufführung erleben. Und davon kann man nicht leben. Brahms meinte einmal, er würde sich am liebsten mit Bankern über Musik unterhalten, denn mit Musikern könne man ja nur über Geld reden.