Welche Städte berufen sich auf Karl als ihren Gründer?

Eine ganze Reihe von Städten nennt Karl den Großen ihren Gründer. Dazu gehören Paderborn und Frankfurt am Main, aber auch Zürich und Florenz. Bei Paderborn ist dieser Anspruch vollkommen berechtigt. Ursprünglich sollte diese Pfalz ja Karlopolis heißen; erst nachdem die erste befestigte Ansiedlung von den Sachsen wieder zerstört worden war, erhielt die neue Gründung den Namen Paderborn (siehe Frage 46). Auch weitere sächsische Städte, wie Hildesheim, Verden und Magdeburg, berufen sich mit mehr oder weniger Berechtigung darauf, Gründungen Karls des Großen zu sein.

Frankfurt hat es als Ansiedlung und wohl auch als Königshof vielleicht schon vor Karl gegeben, aber urkundlich erstmals erwähnt wird «Frankonofurt» für das Jahr 794, als dort eine große Reichsversammlung und Synode stattfand. Ob es damals bereits größere Bauten in Frankfurt gegeben hat, ist umstritten; die zeitgenössischen Quellen berichten nichts über eine derartige Bautätigkeit; wahrscheinlich wurde die karolingische Pfalz erst unter Ludwig dem Frommen errichtet. Der heute zu Frankfurt gehörige Ortsteil Sachsenhausen hat seinen Namen wahrscheinlich von den aus den Gebieten nördlich der Elbe ins Innere des Frankenreichs deportierten Sachsen. Ohne Zweifel hat Karl auch in Ingelheim eine neue Königspfalz erbaut; seit dem 12. Jahrhundert gilt Ingelheim gar als Karls Geburtsort.

In Zürich, wo Karl als Stifter des Großmünsters, der städtischen Hauptkirche von Zürich, verehrt wird, kam im Spätmittelalter auch die Vorstellung auf, er sei der Gründer der Stadt gewesen. In Wahrheit war es aber wohl Karls Enkel Ludwig der Deutsche oder dessen Sohn Karl III., der die besagte Kirche gestiftet hat.

Im Falle von Florenz ist die Behauptung, Karl sei ihr Gründer gewesen, einigermaßen erstaunlich: Man möchte doch meinen, dass in diesem Falle die römische Gründung aus dem Jahr 70 v. Chr. viel mehr Ansehen eintragen könnte; aber der Florentiner Geschichtsschreiber Giovanni Villani (1276-1348) berichtet in seiner Chronik (IV, 1-3), dass Florenz, das von den Goten und Vandalen vollkommen zerstört worden war, durch Karl den Großen erneut gegründet worden sei. Angeblich soll Karl im Jahr 805 Florenz besucht haben; in diesem Jahr ist Karl aber sicher nicht in Italien gewesen. Nach dem Vorbild von Florenz entwickelte sich auch in Assisi die Legende, dass Karl der Große diese Stadt nach ihrer nachantiken Zerstörung wieder aufgebaut habe.

 
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