Wie wirkten sich die außenpolitischen Erfolge auf Hitlers Selbstbild aus?
Nicht nur von Seiten der Militärs, sondern auch der Diplomaten im Auswärtigen Amt war Hitler vor dem Risiko der Rheinlandbesetzung gewarnt worden. Nachdem die Westmächte es wiederum nur bei verbalen Protesten beließen, standen die Warner als kleinmütige Bedenkenträger da, und der Diktator ließ sie seine Verachtung spüren. In der deutschen Bevölkerung wich die anfängliche Besorgnis vor einer kriegerischen Eskalation der Bewunderung für Hitlers Wagemut. «Hitler gelingt einfach alles», gaben die Berichterstatter des Sozialdemokratischen Parteivorstands im Exil (Sopade) eine weitverbreitete Meinung wieder. Bei der Neuwahl des Reichstags am 29. März 1936 entfielen 98,8 Prozent auf die «Liste des Führers».
Der leicht errungene Triumph konnte nicht ohne Einfluss auf Hitlers narzisstisches Ego bleiben. Seine zunehmende Selbstüberschätzung ging einher mit einer wachsenden Ungeduld, was die Realisierung seiner ausgreifenden außenpolitischen Ziele betraf. In seinem Hang zum Vabanque, zum Spiel um «Alles oder nichts», war er durch den Rheinlandcoup noch einmal bestärkt worden. Mahnungen zum Maßhalten war er noch weniger zugänglich als zuvor. Zusehends glaubte er sich mit der «Vorsehung» im Bunde. «Weder Drohungen noch Warnungen werden mich von meinem Weg abbringen. Ich gehe mit traumwandlerischer Sicherheit den Weg, den mich die Vorsehung gehen heißt», verkündete er am 14. März 1936 in München. Deutlicher konnte die Hybris, die mittlerweile vom Diktator Besitz ergriffen hatte, kaum zum Ausdruck gebracht werden.