Ist das Tragen des Kopftuchs, des Schleiers, eines langen Gewandes oder anderer islamischer Kleidung religiöse Pflicht?

Das Kopftuch wurde höchstwahrscheinlich zur Zeit Mohammeds nicht getragen und galt lange - von Byzanz und Persien beeinflusst - als Zeichen der Vornehmheit. Im Koran findet sich kein Hinweis auf ein derartiges Bekleidungsgebot, auch wenn dies von Befürwortern in einige Textstellen (Sure 24:31, ferner 33:53) hineininterpretiert wird. Freilich sollen sowohl Männer (Sure 24:30) als auch Frauen «die Augen niederschlagen und ihre Scham bewahren». Darüber hinaus sollen die Frauen «den Schmuck, den sie (am Körper) tragen, nicht offen zeigen und ihren Schal über den Schlitz (ihres Gewandes) ziehen.» (Sure 24:31) «Prophet! Sag deinen Gattinnen und Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen etwas von ihrem Überwurf über sich herunterziehen. So ist am ehesten gewährleistet, dass sie (als ehrbare Frauen) erkannt und daraufhin nicht belästigt werden.» (Sure 33:59) Einige Kommentatoren verstehen das so, dass die Frauen sich bedecken sollen, wenn sie in der Dunkelheit austreten müssen. Manche freilich entnehmen diesem Vers die Verpflichtung einer Ganzkörperbekleidung, und wieder andere gehen sogar so weit, dass das Gesicht verhüllt sein müsse und nach der strengsten Interpretation nur das linke Auge frei blicken dürfe. Um die totale Anonymisierung und Gleichschaltung der Frauen im öffentlichen Raum zu gewährleisten, tragen sie insbesondere im Jemen und in einigen Golfstaaten metallene Gesichtsmasken, die Mund und Nase verdecken, oder Burqas mit dem Stoffgitter vor dem Gesicht, wie die Afghaninnen nicht nur unter den Taliban. In Frankreich und Deutschland ist die Diskussion über den Ganzkörper-Schwimmanzug Burkini entbrannt, der in öffentlichen Bädern nicht verboten werden darf. Doch inwieweit der Niqab, der nur die Augen frei gibt, gestattet werden soll, ist Anfang Oktober 2016 hierzulande noch nicht entschieden.

Barhäuptig bleiben die Frauen hingegen während der Pilgerfahrt und sind höchstens durch einen Sonnenschirm vor der prallen Sonnenglut geschützt. Ob sich Frauen unbedingt verschleiern müssen, ist heute unter muslimischen Theologen umstritten.

 
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