Warum ist die Lungenarterienembolie gefährlich?

Die in den Lungenkreislauf verschleppten Blutgerinnsel stammen fast immer aus den Bein- oder Beckenvenen. Hier entstehen sie häufig unbemerkt. Meist werden die Blutgerinnsel aus diesen Gefäßen wiederholt in den Lungenkreislauf verschleppt. Man spricht auch von rezidivierenden Lungenarterienembolien. Zu Beginn merkt der Patient davon nichts. Im Verlauf empfindet er Hustenreiz, Schmerzen beim Atmen, die vom Rippenfell ausgehen, und Atemnot. Durch die Gefäßverlegung steigtder Druck in den Lungenarterien und damit auch im rechten Herzen an. Es kommt zu einer sogenannten Rechtsherzbelastung. Gleichzeitig werden in der Lunge die Aufnahme von Sauerstoff und die Abgabe von Kohlendioxyd behindert und der Körper wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Wenn dieser Prozess nicht erkannt und durch eine Therapie unterbrochen wird, stirbt der Patient meistens durch ein Versagen des rechten Herzens.

Viel dramatischer ist der Verlauf, wenn es plötzlich zu einer Verschleppung von Gerinnselmassen in die Lungenstrombahn kommt. Dies führt zu einer sogenannten submassiven oder massiven Lungenarterienembolie. Hierdurch wird das rechte Herz akut massiv überbelastet, häufig stirbt der Patient unter dem klinischen Bild einer fulminanten Lungenembolie durch Versagen des rechten Herzens.

Die fulminante Lungenembolie verläuft dramatisch: schwerste Atemnot, rasche oberflächliche Atmung, rasche Pulsfrequenz, Blutdruckabfall, Blässe und Dunkelfärbung des Blutes. Die Zeichen der akuten Rechtsherzbelastung dokumentieren sich im EKG und im Ultraschall des Herzens.

Gefährdungen durch eine Lungenarterienembolie bestehen nach operativen Eingriffen mit Ruhigstellung der Beine, nach Langstreckenflügen ohne ausreichende Bewegung während des Fluges und bei einer Tumorerkrankung. Das Risiko kann durch eine vorbeugende gerinnungshemmende Therapie deutlich vermindert werden.

Viel schwieriger ist die Diagnose einer chronisch rezidivierenden Lungenarterienembolie. Leitsymptome sind zunehmende Atemnot, atemabhängige Brustschmerzen, rascher Herzschlag, Hustenreiz und Zeichen einer Bein- und/oder Beckenvenenthrombose. Die Diagnosestellung erfolgt mittels Echokardiographie und CT-Angiographie der Pulmonalarterien. Durch die CT-Untersuchung wird das Ausmaß der Verlegung der Lungenstrombahn durch Blutgerinnsel dokumentiert. Die Ultraschalluntersuchung lässt das Ausmaß der Rechtsherzbelastung erkennen. Im Ausnahme- und Zweifelsfall muss heute noch eine Rechtsherzkatheteruntersuchung mit Messung der

Druckwerte im kleinen Kreislauf erfolgten.

Wie behandelt man eine Lungenarterienembolie? Die chronisch rezidivierende Lungenarterienembolie wird mit gerinnungshemmenden Substanzen wie Heparin oder mit den sogenannten direkten oralen Antikoagulanzien behandelt. Bei einer lebensbedrohlichen fulminanten Lungenarterienembolie können die Blutgerinnsel mit einer auflösenden Therapie (sogenannte Thrombolyse) angegangen werden. Diese Auflösung ist allerdings mit einem erhöhten Risiko zum Teil schwerer Blutungskomplikationen verbunden. In Extremfällen müssen diese Gerinnsel operativ entfernt werden. Der Herzchirurg eröffnet den Brustkorb, schließt den Patienten an die Herz-Lungen-Maschine an und saugt bei Herz- und Atemstillstand die Gerinnsel aus den Pulmonalarterien.

Die wirksamste Therapie der Lungenarterienembolie besteht in ihrer Vorbeugung: der frühzeitigen Mobilisation nach operativen Eingriffen, der Bewegung der Beine (Muskelpumpe) und Gerinnungshemmung durch Medikamente.

 
Quelle
< Zurück   INHALT   Quelle   Weiter >