Wie spricht man mit Kindern über den Tod?
Es gibt keine falsche Weise, über den Tod zu sprechen, solange man niemanden verletzt. Man kann sogar dabei lachen. Gerade für Kinder ist das eine Möglichkeit, sich einem ernsten und traurigen Thema anzunähern.
Gespräche über den Tod sind für kleine Kinder nicht beunruhigend. Bis zum vierten, fünften Lebensjahr sind sie noch in der magischen Phase und glauben, dass ein verstorbener Mensch jederzeit wiederkommen kann. Deshalb reagieren sie auch nicht allzu bestürzt, wenn sie hören, dass jemand tot ist. Gleichzeitig sind sie allerdings auch überzeugt, sie könnten durch einen starken Wunsch («Omi war blöd zu mir, die soll jetzt tot sein») den Tod eines Menschen herbeiführen. Gibt es einen Todesfall in der Familie oder in der näheren Umgebung, ist es deshalb wichtig, klarzumachen, dass das nicht durch irgendein Wunschdenken geschehen ist, sondern dass Omi krank oder alt war.
Erst mit fünf, sechs Jahren begreifen Kinder, dass der Tod etwas Unumkehrbares und Endgültiges ist. In ihrer Vorstellung sterben allerdings nur sehr alte Menschen oder solche, die weit weg sind. Den eigenen Tod oder den der nächsten Familienmitglieder blenden sie in aller Regel aus. Mit zehn, elf Jahren entwickeln Kindern dann so etwas wie ein universelles Verständnis vom Tod, der jeden Menschen jederzeit ereilen kann.
In jeder Phase und in jeder Situation brauchen Kinder vor allem ehrliche und tröstliche Antworten auf ihre Fragen. Was passiert, wenn man im Sarg liegt? Ist es dunkel und kalt? Tut das weh? Was passiert, wenn man stirbt? Wie ist es im Himmel?
Eltern können deutlich machen, was sie selbst glauben und dass Menschen sehr unterschiedliche Vorstellungen vom Tod und dem Leben danach haben. Hier eröffnet sich ein weiter Raum, um über die tiefen Dinge, die Kinder bewegen, ins Gespräch zu kommen.
Je mehr Raum dabei für eigene tröstliche Vorstellungen ist, desto besser. Tröstlich meint allerdings nicht blumig. Umschreibungen wie «Opa ist von uns gegangen» oder «Tante Lina schläft den ewigen Schlaf» sind missverständlich. Sie können sogar beängstigend wirken. («Wenn ich einschlafe, wache ich vielleicht auch nicht mehr auf.») Am besten bleibt man bei dem Begriff «tot».
Auch lieb gemeinte Erklärungen wie «Gott hat Mia so lieb gehabt und deshalb zu sich genommen» oder «Onkel Luis ist jetzt im Himmel und schaut immer auf dich herunter» wirken auf manche Kinder eher beunruhigend. Sie sind dann böse auf den lieben Gott oder verängstigt, weil sie sich beobachtet fühlen.
Kinder haben im Übrigen eine große Fähigkeit, sich und andere zu trösten, unter anderem indem sie Sterbe- und Beerdigungsrituale in ganz eigener Weise interpretieren. Da wird dann das geliebte Meerschweinchen, das plötzlich kalt und steif in seinem Käfig liegt, mit seinem Lieblingsfutter in einen Karton gelegt und im Garten oder im Wald begraben und mit einem Lied verabschiedet. So erfahren Kinder, dass man den Tod liebevoll und tr östlich gestalten kann.