Forschungsprozess und -methodik

Um sich dem beschriebenen Themenkomplex „Sommerakademien als Veranstaltungsform in der Kulturellen Bildung“ mit Blick auf die Kursleitenden explorativ zu nähern, wurden für die vorliegende Untersuchung empirische Daten erhoben und ausgewertet. In diesem Kapitel wird das konkrete Vorgehen der Datenerhebung und -auswertung erläutert, um diesbezüglich Nachvollziehbarkeit und Transparenz zu schaffen. Dabei soll zunächst die leitende Forschungsfrage vorgestellt und in dem Zuge die grundlegende Forschungsausrichtung, also das qualitative Vorgehen, begründet werden. Im Anschluss daran wird das Vorgehen der Datenerhebung dargelegt, indem das Instrument derselben, nämlich das leitfadengestützte Expert/innen-Interview, vorgestellt wird. Nach einer kurzen Beschreibung der Bildung des Samples und des Feldzugangs, wird die Konzeption des Leitfadens, der als Basis für die Interviews diente, näher ausgeführt. Auch die konkrete Durchführung der Interviews sowie die Aufbereitung der Daten soll hier kurz vorgestellt werden. Die anschließenden Erläuterungen zur Auswertung des Datenmaterials beziehen sich auf die Beschreibung der Ziele und das Vorgehen bei der computergestützten, inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse.

Leitende Forschungsfrage und Forschungsausrichtung

Aus den im Kapitel 2 und 3 ausgeführten Aspekten zum Gegenstand und relevanten Kontexten Kultureller Bildung sowie zu Sommerakademien als Veranstaltungsformen der Kulturellen Bildung lässt sich ableiten, dass die Dozierenden einer Sommerakademie mit vielfältigen Rahmenbedingungen und Diskursen konfrontiert sind. Die grundlegende Aufgabe, kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, indem (Selbst-) Bildungsprozesse durch kulturell-ästhetische Erfahrungen initiiert und begleitet werden, wird so durch die Ideengenese der Kulturellen Bildung, den bildungspolitischen Interessen sowie einem spezifischen Verständnis von Profession und professionellem Handeln gerahmt. Im Kontext dieser Einflussfaktoren wird daher folgende forschungsleitende Fragestellung fokussiert:

Welche Potenziale und Herausforderungen bietet die Veranstaltungsform Sommerakademie im Kontext der Kulturellen Bildung für die Kursleiter/innen, um der Rolle des Initiators und Begleiters kultureller Bildungsprozesse gerecht zu werden?

Mit Blick auf die genannten Aspekte aus den historischen, theoretischen, statistischen und aktuell diskursprägenden Vorüberlegungen werden folgende Unterfragen mitgedacht:

• Welche Rahmenbedingungen Kultureller Bildung beeinflussen inwiefern die Vermittlungsarbeit in der Sommerakademie?

• Inwiefern beeinflusst der Ordnungsrahmen und die daraus resultierenden Charakteristika der Veranstaltungsform Sommerakademie das Handeln der Dozierenden?

• Welches Selbstund Professionsverständnis lenkt das Handeln der Dozierenden?

• Welches Aufgabenverständnis liegt dem Handeln der Dozierenden zugrunde?

Für die Forschungsausrichtung bedeutet dies zunächst die Entscheidung für ein qualitativ angelegtes Vorgehen. Während bei der quantitativen Forschung durch zahlenmäßig große Erhebungen Einschätzungen und Aussagen über bestimmte Zusammenhänge, Verläufe, Kausalitäten und Abhängigkeiten getroffen werden sollen, bei denen insbesondere Wert auf statistische Repräsentativität gelegt wird, zeigt sich der qualitative Forschungsansatz eher geeignet für ein exploratives und hermeneutisches Erkenntnisinteresse (vgl. Nuissl 2010: 59). Im Fokus stehen dabei die Beschreibung und Analyse subjektiver Sichtweisen, (latenter) Sinnstrukturen sowie Handlungsund Deutungsmuster, die einen verstehenden Einblick in verschiedene Prozesse der Interaktion, Organisation und Sozialisation erlauben. So kann die subjektive Sicht auf ein Thema in seinen einzelnen Facetten tiefergehend untersucht und erkundet werden, um neue oder erweiterte Erkenntnisse zu einem Thema zu gewinnen. Qualitative Forschung umfasst also verschiedene Hypothesenund Theoriegenerierende Verfahren in Abgrenzung zu den Hypothesenund Theorieprüfenden Methoden der quantitativen Sozialforschung (vgl. Bennewitz 2013: 44ff.).

Da zu dem behandelten Thema bisher kaum Ergebnisse aus wissenschaftlichen Untersuchungen vorliegen, soll also eine explorative Annäherung stattfinden, in der die subjektiven Wahrnehmungen, Einschätzungen und Beurteilungen aus Sicht der Kursleiter/innen rekonstruiert werden.

Charakteristisch für einen qualitativen Forschungsprozess ist ein zirkuläres Vorgehen, das eine grundsätzliche Entwicklungsoffenheit gegenüber der Forschungsperspektive und -frage sowie dem Forschungsablauf zulässt, sodass im Prozess auftretende relevante Hypothesen und Fragen integriert werden können (vgl. Bennewitz 2013: 47f.). Dies bedeutet jedoch keinesfalls eine „Beliebigkeit“ (ebd.: 47) im methodischen Vorgehen der Datenerhebung und –auswertung, die vielmehr von einem planmäßigen und systematischen Vorgehen gekennzeichnet sind, welches im Forschungsdesign transparent dargestellt werden soll. Dadurch soll die Beantwortung der Forschungsfrage gewährleistet und das Forschungsverfahren kontrollierbar gemacht werden (vgl. Flick 2014: 77.). Im Folgenden wird deshalb das geplante Vorgehen der Datenerhebung und Auswertung des Materials zur Beantwortung der Forschungsfrage genauer erläutert.

 
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