Die Zukunft der Biosphäre
Wir modernen Menschen führen ein ganz anderes Leben als unsere Vorfahren, die im Paläolithikum vom Jagen und Sammeln lebten. Ihre Verehrung für die Natur zeigt sich in zahlreichen prähistorischen Malereien, die sie auf ihren Höhlenwänden erschufen (=> Abbildung 56.11), und in den stilisierten künstlerischen Darstellungen des Lebens, die sie aus Knochen und Elfenbein herstellten.
Reste unserer uralten Bindung an die Natur und des Lebendigen spiegeln sich auch in unserem modernen Leben in der Vorstellung von der Biophilie. Unsere Evolution hat sich in einer Umwelt mit großer biologischer Vielfalt abgespielt und die Vorliebe für ein solches biologisches Umfeld ist uns bis heute erhalten geblieben. Nach Ansicht von Edward Osborne Wilson ist die Biophilie angeboren, ein Produkt der Evolution durch natürliche Selektion: Sie wirkt bei einer mit einem großen Gehirn ausgestatteten Art, die nur überleben konnte, da sie eng an ihre biologische Umwelt gebunden war und den praktischen Nutzen von Pflanzen- und Tierarten zu schätzen wusste.
Die Wertschätzung für das Lebendige ist heute auch der Leitfaden für die Wissenschaft der Biologie. Wir rühmen das Leben, indem wir den genetischen Code entschlüsseln, der jede Art und jedes Individuum zu etwas Einzigartigem macht. Wir beschäftigen uns mit dem Leben, indem wir mithilfe von DNA und Fossilien den Weg durch die lange Zeit der Evolution nachzeichnen. Wir erhalten das Leben mit unseren Bemühungen, die Millionen von Organismenarten auf der Erde zu beschreiben, zu benennen, zu klassifizieren und zu schützen. Wir respektieren das Leben, indem wir die Natur verantwortungsbewusst und überlegt nutzen, um das Wohlergehen der Menschen zu fördern.
Biologie ist der wissenschaftliche Ausdruck unseres Wunsches, die Natur kennenzulernen. Was wir zu schätzen wissen, werden wir mit Sicherheit auch schützen, und zu schätzen wissen wir, was wir verstehen. Je mehr wir über die Vorgänge des Lebens und seine Vielfalt in Erfahrung bringen, desto mehr werden wir uns auch unserer selbst und unseres Platzes in der Biosphäre bewusst.