Freier Handel - beschränkter Handel

Auf theoretischer Ebene lässt sich nachweisen, dass der grenzüberschreitende Handel von Wirtschaftsgütern tendenziell mit Vorteilen für alle Beteiligten einhergeht. So verweisen sowohl klassische als auch neuere Ansätze der Handelstheorie darauf, dass der internationale Handel eine insgesamt effizientere Güterproduktion und -Verteilung im Sinne einer Kostensenkung und Produktionsausweitung erlaubt.

In der ökonomischen Realität spiegelt sich dies deutlich wider: Seit den 1970er-Jahren hat der grenzüberschreitende Handel überaus stark zugenommen. Geprägt wurde in diesem Zusammenhang der Begriff der Globalisierung, verstanden als Vernetzung von Staaten, Gesellschaften und insbesondere Wirtschaftsräumen, die entscheidend von einer massiven Ausweitung des internationalen Handels begleitet wird (ZS.442f.).

Das ökonomische Phänomen des internationalen Handels wird in der Praxis durchaus kontrovers diskutiert:

Während einerseits auf seine potenziellen Vorteile verwiesen wird und daraus die Forderung nach einer weitgehenden Liberalisierung der Weltmärkte resultiert, werden andererseits potenzielle Nachteile bzw. Gefahren für bestimmte Handelsteilnehmer gesehen, die Einschränkungen des internationalen Handels nahelegen.

Handelsliberalismus und Protektionismus sind gegensätzliche Konzepte der Gestaltung des internationalen Handels.

□ Das wirtschaftspolitische Ziel der Umverteilung ist auf einen Ausgleich von Einkommens- und Vermögensungleichheiten gerichtet.

□ Im Ergebnis von Verhandlungsrunden im Rahmen des GATT sowie der WTO (ZS.451) kam es zu einem deutlichen Abbau von Handelsbeschränkungen. Allerdings konnte bisher z.B. keine Einigung erzielt werden über einen wirklichen Freihandel im Agrarsektor, was für die Entwicklungsländer grundlegend wichtig wäre.

Handelsliberalismus

Der Handelsliberalismus orientiert sich grundsätzlich an der Denkrichtung des Wirtschaftsliberalismus, die einem möglichst ungestörten Spiel der Marktkräfte weitgehend positive Wirkungen insbesondere in Form der effizienten Gestaltung von Produk-tions- und Verteilungsprozessen zuschreibt. Dementsprechend befürwortet der Handelsliberalismus die weitgehende Umsetzung von Freihandel, also einen grenzüberschreitenden Güteraustausch, der durch keinerlei Handelsbeschränkungen beeinflusst wird.

Die folgenden positiven Effekte des Freihandels werden häufig genannt:

  • - eine allgemeine Steigerung von Wohlstand und Lebensqualität durch Möglichkeiten zur Produktions- und Absatzausweitung, durch höhere Produktvielfalt sowie durch die Vermeidung von Effizienzverlusten durch Handelsbeschränkungen (meist zusätzliche Kosten),
  • - Potenziale zur wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklung, insbesondere auch für bisher wenig entwickelte Volkswirtschaften (Entwicklungsländer),
  • - Innovationspotenziale durch internationalen Wettbewerb.

Protektionismus

Der Protektionismus vertraut nicht auf das freie Spiel der Marktkräfte und strebt dementsprechend eine Beschränkung des internationalen Freihandels an. Das wird insbesondere durch folgenden Argumente begründet:

- Der Aufbau internationaler Handelsbeziehungen geht notwendigerweise mit Prozessen der Spezialisierung einher. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, können sich tief greifende Veränderungen der Wirtschaftsstruktur ergeben. Notwendige Strukturanpassungen gehen jedoch mit hohen sozialen Kosten (Massenarbeitslosigkeit) und politischen Herausforderungen (Gestaltung des Strukturwandels) einher.

j - Der Eintritt in den internationalen Wettbewerb hat unterschiedliche Folgen für entwickelte und weniger entwickelte Länder: für die einen Wohlstandsgewinne und Innovationsimpulse, für die anderen die Gefahr dauerhafter Abhängigkeitsbeziehungen und eines ruinösen Wettlaufs um die geringsten Löhne sowie niedrigste Sozial- und Umweltstandards.

' - Im Fall von Produktinnovationen wird befürchtet, dass ein zu früher Eintritt in den internationalen Wettbewerb die Erfolgsaussichten des neuen Produktes negativ beeinflussen könnte.

j - Die Gefahr von Ungleichgewichten im Welthandel kann entstehen, wenn einzelne Volkswirtschaften dauerhaft hohe Exportüberschüsse erzielen, die wiederum durch massive Importüberschüsse anderer Volkswirtschaften gegenfinanziert werden. Insbesondere für Länder mit hoher Importquote ergeben sich hieraus negative Folgen in Form einer zu geringen Binnennachfrage sowie hoher Schulden.

 
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