Regulation der Hormonspiegel

Die Hormonfreisetzung wird durch drei verschiedene Arten von Signalen reguliert: Signale vom Nervensystem, von Honnonen und von zirkulierenden nichthonnonellen chemischen Substanzen.

Neuronale Regulation Alle endokrinen Drüsen, der Hypophysenvorderlappen ausgenommen, werden direkt durch Signale aus dem Nervensystem reguliert. Die endokrinen Drüsen im Gehirn (d. h. die Hypophyse und die Epiphyse) werden über cerebrale Hormone gesteuert und diejenigen, die außerhalb des ZNS lokalisiert sind, werden vom autonomen Nervensystem innerviert - gewöhnlich sowohl vom sympathischen als auch vom parasympathischen Teil, die oft gegensätzliche Effekte auf die Hormonfreisetzung haben.

Erfahrungen wirken normalerweise über das Nervensystem auf die Hormonfreisetzung. Es ist äußerst wichtig sich zu merken, dass die Hormonfreisetzung durch Erfahrung beeinflusst werden kann - bei-spielsweise werden viele Spezies, die nur im Früh, ling brüten, häufig durch die Freisetzung von Sexualhormonen auf die Reproduktionsphase vorbereitet, was durch die Zunahme der täglichen Tageslichtdauer angestoßen wird. Dies bedeutet, dass die Erklärung jed-welchen Verhaltens durch hormonelle Mechanismen nicht notwendigerweise eine Erklärung durch Erfahrung ausschließt.

Hormonelle Regulation Hormone selbst können auch die Freisetzung von Hormonen beeinflussen. Sie haben bereits erfahren, dass zum Beispiel die glandotropen Hormone des Hypophysenvorderlap-

Ein zusammenfassendes Modell der Regulation der Sexualhormone

Abbildung 14.5: Ein zusammenfassendes Modell der Regulation der Sexualhormone.

pens die Freisetzung von Hormonen durch Drüsen, auf die sie wirken, beeinflussen. Die Regulation der endokrinen Funktionen durch den Hypophysenvorderlappen ist aber keine Einbahnstraße. Zirkulierende Hormone sind oft Rückkoppelungssignale für genau die Strukturen, die ihre Freisetzung beeinflussen, also die Hypophyse, der Hypothalamus und andere Gehimstrukturen. Die Funktion der meisten hormonellen Feedbackmechanismen besteht in der Aufrechterhaltung eines stabilen Hormonspiegels im Blut. Dementsprechend reduzieren hohe Spiegel der Sexualhormone die weitere Freisetzung von Sexualhormonen durch den Hypothalamus und die Hypophyse, während niedrige Spiegel gewöhnlich die Hormonfreisetzung verstärken.

Regulation durch nicht-hormonelle chemische Substanzen Zirkulierende chemische Substanzen, die keine Hormone sind, können ebenfalls eine Rolle bei der Regulation der Hormonspiegel spielen. Sowohl die Glukose- als auch die Kalzium- und Natriumspiegel im Blut beeinflussen die Freisetzung bestimmter Hormone. Zum Beispiel haben Sie in Kapitel 13 erfahren, dass eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels zu einer verstärkten Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse führt und dass Insulin wiederum den Blutzuckerspiegel senkt.

Pulsatile Hormonfreisetzung Hormone werden häufig schubweise freigesetzt (siehe Plant, 2015), d. h., die Freisetzung erfolgt mehrmals am Tag in größeren Schüben, die üblicherweise nicht länger als einige wenige Minuten andauern. Die Hormonspiegel im Blut werden durch Veränderungen in der Häufigkeit und der Dauer der Hormonschübe reguliert. Eine Folge der pulsatilen Hormonfreisetzung ist, dass die Spiegel der zirkulierenden Hormone oft von einer Minute zur anderen Schwankungen unterworfen sind (siehe Lightman & Conway-Campbell,

2010). Wenn daher das Muster der Sexualhormonfreisetzung beim Mann als „kontinuierlich“ bezeichnet wird, so bedeutet das, dass es von einem Tag zum anderen keine größeren systematischen Veränderungen in den Sexualhormonspiegeln gibt, aber nicht, dass sich die Spiegel niemals verändern.

Ein zusammenfassendes Modell der Regulation der Sexualhormone

► Abbildung 14.5 zeigt ein zusammenfassendes Modell der Regulation der Sexualhormone. Nach diesem Modell kontrolliert das Gehirn die Freisetzung des Gonadotropin-Releasing-Hormons aus dem Hypothalamus in das hypothalamo-hypophysäre Pfortadersystem, durch das es zum Hypophysenvorderlappen gelangt. Im Hypophysenvorderlappen stimuliert das Gonadotropin-Releasing-Hormon die Freisetzung von Gonadotropin, das über das Kreislaufsystem zu den Gonaden gelangt. Als Reaktion auf Gonadotropin setzen die Gonaden Androgene. Östrogene und Gestagene frei, die wiederum auf Hypophyse und Hypothalamus zurückwirken, wodurch die weitere Freisetzung der Keimdrüsenhormone reguliert wird. Ausgestattet mit diesem grundlegenden Wissen sind Sie jetzt bereit zu erfahren, wie Sexualhormone die Sexualentwicklung steuern und das Sexualverhalton von Erwachsenen aktivieren.

 
Quelle
< Zurück   INHALT   Quelle   Weiter >