Privatisierungen des öffentlichen Raums von Smolensk seitens der religiösen Einrichtungen
An der Kreuzung der Prshewalski-Str. (siehe 2.3) und der Konjonkow-Str. (siehe Beitrag von Elena Suchova im vorliegenden Buch), 200 m vom Stadtgarten Blonje entfernt, liegt die Kathedrale des Klosters der Christi-Himmelfahrt, die ein Beispiel der Privatisierung des öffentlichen Raums durch die Kirche präsentiert. Gleichzeitig ist diese Kathedrale eine Illustration zur Nutzungswandel der öffentlichen Gebäude von Smolensk. Lange Zeit während der Sowjetperiode und bis zum Anfang der 2010er befand sich in ihrer Räumlichkeiten die Ausstellungshalle des Heimatmuseums Smolensk. Das Gelände vor der Kathedrale mit Ausstellungsfunktion war bis vor kurzem ein öffentlicher Raum mit schwarzen Aktenplastiken. Dort konnte man spazieren gehen und Fotos machen, es gab sogar einen kleinen Parkplatz. Nachdem die Kathedrale an die russische orthodoxe Kirche übergeben war und dort das Nonnenkloster wiedergegründet wurde, war die Ausstellungshalle gezwungen umzuziehen. Die Skulpturen, die nicht mehr angebracht wurden, wurden abgebaut und dem Konjonkow-Museum aufgestellt. Die Kathedrale wurde renoviert und das Gelände davor wurde umzäunt. Damit ist der beschriebene öffentliche Platz verschwunden. Der Zugang aller sozialen Gruppen zu diesem Territorium ist strengst begrenzt. Nur Gemeindemitglieder dürfen das zu bestimmten Zeiten betreten. Der Parkplatz ist auch gesperrt und die Autofahrer sind gezwungen ihre Autos auf der Straße abzustellen.
Man könnte diesen Fall der Privatisierung des öffentlichen Raums natürlich negativ einschätzen, wenn es nicht um Wiederherstellung der historischen Gelegenheit (Restitution) ginge. Auch soll um der Gerechtigkeit willen soll erwähnt werden, dass die Stadtbürger im Herbst 2013 einen neuen und schönen öffentlichen Platz vor dem ebenso neuen Gebäude der Ausstellungshalle des Heimatmuseums Smolensk bekamen, die die Namen von Maria Tenischewa und Wjatscheslaw Tenischew (Kunstsammler und Mäzenen) erhielt. Hier gibt es Bänke und Bäume und auch den Parkplatz und der ist nur hundert Meter von dem alten entfernt. Man kann in diesem Falle also schlussfolgern, dass die öffentlichen Räume im Zuge der Stadtentwicklung wandern können. Die Voraussetzung dafür ist der politische Wille der kommunalen und regionalen Behörden, die die öffentliche Meinung der Stadtbürger zu berücksichtigen versuchen. Die Tatsache, dass die neue Ausstellungshalle ein Jubiläumsobjekt (1150 Jahre Smolensk) ist, ist die zweite Voraussetzung dafür.