Wandel der Organisationsstruktur – Von „Jeder macht alles“ zur funktinalen Differenzierung
NGOs bedürfen passenden Humankapitals (Bode & Frantz 2009: 177). Der Spezialisierungsgrad der Aufgaben in den Organisationen und die Anforderungen an die Kompetenzen der Mitarbeiter steigen; ihre durch Marktmechanismen geprägte Umwelt erzeugt den Bedarf an unmittelbar und stetig einsetzbaren Fachkräften mit angemessener Qualifizierung und Berufserfahrung (Kubicek & Welter 1985: 1096). Um erfolgreich auf dem Markt zu bestehen, was gleichzeitig mit der Ambition der effektiven Beeinflussung des Politikprozesses einhergeht, werden daher verstärkt Experten rekrutiert. Die Anstellung von hoch qualifizierten und spezialisierten Hauptamtlichen sichert Kontinuität und erleichtert die Konsolidierung von Arbeitsprozessen sowie die Ausrichtung an Effizienzkriterien (Appel 2005: 43f). Professionalisierung umfasst deshalb auch und in erster Linie das Personalmanagement (Frantz 2005: 66f; Stickler 2005: 39). Wesentliche Professionalisierungsmerkmale sind damit die Etablierung der Hauptamtlichkeit (Klüver & Saurugger 2013; Eurich & Brink 2009; Frantz 2007: 183; Zimmer et al. 2003; Skocpol 2003) und die akademische Qualifizierung der Mitarbeiter (Langer & Schröer 2011).
„Gefragt sind vermehrt akademisch qualifizierte Berufsstarter und Quereinsteiger, wobei immer häufiger auf „Stallgeruch“ verzichtet wird bzw. werden muss. In der Tat leisten sich viele NGOs heute Fachkräfte, die ihre Expertise außerhalb der sozialen Welt der NGOs entwickelt haben.“ (Bode & Frantz 2009: 178; [Herv. i. O.])
Professionalisierung bzw. Bürokratisierung erlaubt die Etablierung fester Strukturen für spezielle Aufgaben (Rucht et al. 1997: 55). Während früher Jeder alles machte, gibt es heute – zumindest in mit den notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen ausgestatteten NGOs – spezifische Aufgabengebiete, die von Mitarbeitern mit passender fachlicher Qualifikation besetzt werden. Der Grad interner Arbeitsteilung determiniert dabei die Ressourcenallokation, d.h. sie erlaubt Mittel, Personen und Kompetenzen zu akquirieren und einzusetzen.
Funktionale Differenzierung, als weiteres Professionalisierungsmerkmal, ist darauf zurückzuführen, dass Organisationen sich zwecks optimaler Zielverwirklichung an gegebene Kontexte anpassen. Etwa erfordern veränderte Wettbewerbsbedingungen die Professionalisierung der Kommunikationsarbeit (Kiefer 2010: 284; Zimmer & Priller 2007). In Reaktion ist die Einrichtung fester Zuständigkeiten für Kommunikation, Fundraising und Advocacy zu beobachten [1].
- [1] Jene funktionelle Differenzierung wurde bspw. auch bei Gewerkschaften auf nationaler Ebene beobachtet (Saurugger 2008a)