Ressourcen

Die Ressourcenausstattung – neben finanziellen und personellen Ressourcen, speziell verfügbare Informationen, Reputation und Etabliertheit – hat entscheidenden Einfluss auf die Arbeit einer NGO, ihren Zugang zu politischen Institutionen (Eising 2004: 512) und ihre Kommunikation (Sudbery 2003; McCarthy & Zald 1987). So sind ressourcenschwache, nicht politisch etablierte NGOs, denen der entsprechende Zugang fehlt, auf öffentliche bzw. massenmediale Kommunikation angewiesen (Mohr et al. 2005), da in diesem Fall mediale Präsenz Voraussetzung für politischen Erfolg ist. Während diverse Autoren den Standpunkt vertreten, dass jene, die über Zugang und hinreichende Expertise verfügen, hauptsächlich diskrete Kommunikationsformen nutzen (Eising 2008: 16; Jarren

& Donges 2006; Kriesi 2003; 2001), folgern Rucht und Roose (1999) in ihrer Analyse der deutschen Umweltbewegung, dass Institutionalisierung und Professionalisierung nicht zwangsläufig eine Vernachlässigung öffentlichen Protests bewirken. Inwieweit auf der Ressourcenausstattung basierende Rückschlüsse bezüglich der Wahl der Kommunikationsstrategie für auf EU-Ebene agierende NGOs zutreffen, steht unter Bezugnahme auf die Ausführungen zur politischen Gelegenheitsstruktur zur Diskussion.

In Bezug auf Ressourcen sei abermals der Vergleich zu Parteien angeführt. Laut Poguntke (2003: 11) hat die Finanzierungsart Rückwirkungen auf die Verfasstheit der innerparteilichen Entscheidungsprozesse und den Mitgliedereinfluss. Organisationelle Ressourcen beeinflussen also ebenfalls die interne Kommunikation. Nicht nur, dass fehlende personelle und finanzielle Ressourcen die Verbreitung relevanter Inhalte und Komplexitätsreduzierungsbemühungen gegenüber den Mitgliedern hemmen (Sudbery 2003: 89). Auch die Tatsache, dass zahlreiche der auf EU-Ebene agierenden NGOs auf öffentliche Finanzierung angewiesen sind und nur wenige auf umfangreiche Mitgliederbeiträge zurückgreifen können (Kohler-Koch & Buth 2011: 201) muss beachtet werden. Die Problematik der teils immensen Förderung durch die Kommission umfasst verschiedenste Aspekte (Geiger 2005). Im Rahmen dieser Studie ist besonders die Gefahr zu berücksichtigen, dass NGOs den thematischen Präferenzen ihrer Förderer gegenüber jenen der Mitglieder den Vorrang geben, womit die Linkage-Dimensionen Interessenvertretung und Responsivität wenig optimal erfüllt wären.

 
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