Das Politische im Woyzeck – Konzepte und Transformationen

Es sollen hier die politischen Momente im Woyzeck aufgezeigt werden, um sie dann, wie beschrieben, in politikdidaktische Fachkonzepte zu übertragen. Das ermöglicht eine allgemeingültige Fixierung in die politische Dimension, die wiederum Transformation in aktuelle (wie zukünftige) Diskurse ermöglicht. Damit bleibt das Potenzial von Büchners Zeitfragment nicht auf seine Epoche beschränkt, sondern schafft Reflexionsund Diskussionsmöglichkeiten für die Gegenwart.

Aus Gründen des begrenzten Umfanges seien nachfolgend nur einige exemplarische politische Momente aus dem Woyzeck in dieser Art dargestellt – damit jedoch die umfassenden Möglichkeiten zur unterrichtlichen Behandlung nicht verloren gehen, sind dieser Ausführung Vorschläge für eine umfassendere Anwendung nachgestellt (siehe Anhang).

Die ökonomische Abhängigkeit des Woyzeck

Als Ausgangspunkt für die politischen Momentaufnahmen bietet sich der Umstand der Armut an, in der sich Woyzeck durchgehend befindet. Damit ist die Disparität gemeint: Das politische Moment der Ungleichheit und Ungleichverteilung, das die benachteiligten sozialen Gruppen innerhalb der Gesellschaft kennzeichnet. Von hier aus lässt sich auf die möglichen Ursprünge dieses Missverhältnisses schauen. Im Falle Woyzecks ist vor allem auch die ökonomische Situation bzw. Abhängigkeit dafür verantwortlich. Im zeitgenössischen Kontext betrachtet, begründet sich diese Ungleichheit vor allem aus den feudalistischen Strukturen, die sich in ihrer Machtverteilung typischerweise analog zu den ökonomischen Verhältnissen konstituierten. Das heißt, die unterprivilegierten sozialen Gruppen sahen sich fast immer, wie auch im Falle Woyzecks, einer wirtschaftlichen Not ausgesetzt: „Wir arm Leut. Sehn sie, Herr Hauptmann, Geld, Geld. Wer kein Geld hat“ (Büchner 2005, S. 16).

Die Frage also nach der wirtschaftlichen Ordnung und ihrem Einfluss auf das Individuum lässt sich im Fachkonzept Markt bündeln (Weißeno et al. 2010,

S. 79 ff.). Hier gelingt die, für den politischen Diskurs äußerst wichtige Verknüpfung zwischen wirtschaftlicher und politischer Ordnung innerhalb der Figur. Gerade Woyzeck zeigt die Tragik und den Fatalismus dieser Verbindung eindrucksvoll. Aus dieser exemplarischen Situation leitet sich insbesondere die Frage ab, welche Einflussfaktoren ökonomischen Abhängigkeiten fördern – und noch weiter (v. a. für die Sekundarstufe II): Welche Wirtschaftssysteme bzw. -theoreme begünstigen oder verhindern diese Art der Fehlentwicklung und wie lässt sich das Spannungsfeld zwischen freiem Markt (und freiem Entscheidungswillen) und politischer Intervention auflösen?

Konkrete Anknüpfungspunkte für den Unterricht sind natürliche jegliche Arten von Wirtschaftsund Finanzkrisen wie auch Versuche der staatlichen Regulierung (Subventions-/Sanktionspolitik, Arbeitnehmer-Rechte, Gewerkschaften).

 
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