Operationalisierung Linkage

Es stellt sich die Frage nach geeigneten objektiven Maßzahlen zur Bewertung und damit nach Indikatoren zur Operationalisierung von Linkage. Indikatoren wie etwa die absolute Mitgliederzahl erweisen sich als ungeeignet, da jedwede Bezugsgröße, bspw. in Gestalt der maximal erreichbaren Mitgliederanzahl, fehlt (Poguntke 2000: 218) und diese zudem nichts über die Beziehung zu den Mitgliedern aussagt. Die im theoretischen Teil vorgenommenen Modifikationen des Linkage-Konzepts, die an NGOs adressierten Erwartungen sowie die darauf basierenden Spezifikation der Prämissen bestmöglicher Linkage-Realisierung was Organisationsstrukturen, Zielgruppen und Kommunikationsprozessen angeht, hingegen erlauben, die verschiedenen Dimensionen zu operationalisieren.

Interessenvermittlung

Eine elementare Linkage-Dimension ist die Interessenvermittlung (Input-Kommunikation), in Gestalt öffentlichkeitsund/oder elitebasierter Strategien. Gleicherweise von Interesse sind Aussagen, welche für die Erfüllung dieser Dimension sprechen und der Stellenwert, der beiden Strategietypen von der NGO beigemessen wird. Letzteres ist nicht nur ein Indikator zur Bewertung der Beziehung zu und der Relevanz von verschiedenen Stakeholdern, sondern auch wesentlich zur Einschätzung des demokratisierenden Effekts von NGO-Beteiligung, der u.a. darin gesehen wird, dass sie sich zur Durchsetzung ihrer Positionen vor allem auf öffentlich artikulierte Argumente stützen. Die Indikatoren umfassen neben Aussagen zur Relevanz von Interessenvermittlung für die NGO und zur Bedeutung von Entscheidungsträgern als Zielgruppe sowie von beiden Strategietypen, Versuche und erfolgreich realisierte Einflussnahme in Gestalt öffentlichkeitsoder elitebasierter Strategien, d.h. dem jeweiligen Strategietyp zuzuordnende Aktivitäten und Kampagnenadressaten, ebenso wie organisationsbezogene Voraussetzungen für (erfolgreiche) Advocacy-Arbeit. Die Messkriterien für beide Strategietypen werden in Anlehnung an Kriesi et al. (2007) gewählt und im Besonderen die Öffentlichkeitsstrategien, mit Referenz auf Mohr et al. (2005), um Mitglieder und Bürger involvierende Aspekte erweitert [1]. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass in diversen Politikbereichen die Kompetenzen weiterhin auf nationalstaatlicher Ebene liegen, ist ein weiterer Indikator die aktive Einbindung der Mitglieder in die Interessenvermittlungsbemühungen.

Indikatoren

• Aussagen zur Bedeutung von (öffentlicher und nicht-öffentlicher) Interessenvermittlung

• Schriftlich festgelegte Advocacy-Strategie

• Aussagen zum Selbstverständnis der NGO als Lobbyorganisation/politischer Arm in Brüssel

• Formulierung von politischen Positionen und Zielen, Positionspapieren, politischen Erklärungen

• Politische Entscheidungsträger sind bedeutsame Zielgruppe der Kommunikation

• Strategische Partnerschaften zielen auf Interessenvermittlung ab, Partner als Bestandteil der Advocacy-Strategie, Interessenvermittlung primär über Plattformen

• Kampagnenadressaten: EU-Organe, nationale Parlamente, Massenmedien, Öffentlichkeit, andere NGOs (mit Ziel gemeinsamer Advocacy) – sowohl direkt, als auch über Mitglieder

• Aktivitäten elitebasierter Interessenvermittlung, z.B. direkter Kontakt mit Entscheidungsträgern (EUund/oder nationale Ebene), spezifische Kontaktpersonen in den Institutionen, Information und Beratung, Zusammenführen relevanter Akteure, Erstellung von Gutachten und Expertisen

• Aktivitäten öffentlichkeitsbasierter Interessenvermittlung, z.B. Kampagnen und Protestaktionen, Petitionen etc., Medienstrategie (Informationen für die Medien, Pressemitteilungen (PMs), Kontakt mit Journalisten, spektakuläre Bilder)

• Akkreditierung/privilegierter Status bei EU-Institutionen

• Mitarbeiter, die vorrangig Advocacy betreiben und eine Lobbying-Ausbildung absolviert haben

• Beteiligung an Konsultationen

• Einbindung der Mitglieder in Versuche der Interessenvermittlung

  • [1] Kriterien für Elitestrategien sind u.a.: „participating in governmental consultations”; „supplying information to policy makers”; „direct personal contact with members of government, their staff or public officials”; „negotiating with or informing branches of government or interest groups”. Kritierien für Öffentlichkeitsstrategien sind: „media-related strategies: giving interviews, writing newspaper articles, distributing press releases, holding press conferences to announce policy positions”; „presenting yourself on the web”; „organizing petitions/signature collection”; „holding public assemblies and meetings”; „protesting or demonstrating” (Kriesi et al. 2007: 57f)
 
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