Ebene 2: Explikation des ästhetischen Objekts
Ebene 2.1: Explikation der objektiven Motive des künstlerischen Textes
Dies ist die zentrale Ebene der Analyse. Hier muss das Bild in seiner Strukturiertheit erschlossen werden. Nicht von außen darf eine Struktur an das Werk herangetragen werden, sondern aus den Elementen des Bildes muss das vorliegende Beziehungsgefüge geklärt werden. Es geht um das, was das Bild objektiv ausmacht, ohne Rücksicht auf das, was der Künstler ausdrücken wollte.
Das Werk wird hinsichtlich Aufbau, Relationen, Material usw. analysiert. Danach werden die Verknüpfungen dieser Elemente rekonstruiert. In der Rekonstruktion der manifesten und vielfältigen Beziehungen zeigt sich die „objektive Bedeutung“ des Bildes.
Bereits hier kann Fachwissen benutzt werden – doch mit einer entscheidenden Einschränkung: Dieses Wissen darf nicht subsumptionslogisch benutzt werden, nicht als Klassifikationsschema dienen, vielmehr soll es heuristisch eingesetzt werden.
Ebene 2.2: Explikation der Funktion des künstlerischen Textes hinsichtlich der Reaktionen des Betrachters
Auf dieser Ebene kommt der Betrachter des künstlerischen Textes in den Blick. Dies ist eine für das Gesamt der Analyse und Rekonstruktion eher sekundäre Ebene, da es diesem Verfahren primär um die objektive Bedeutung des Bildes und weniger um das Betrachterverhalten geht. Dennoch kann auf das Rezeptionsverhalten, das vom Werk provoziert wird, eingegangen werden.
Ebene 2.3: Explikation der individualspezifischen Besonderheiten des künstlerischen Textes
Diese Ebene bezieht die individualspezifischen Besonderheiten des Bildes hinsichtlich Stil und Technik in die Analyse ein. Die Explikation der individualspezifischen Besonderheiten ist bei einer Bildanalyse und -interpretation unumgänglich. Sie erfolgt unter dem pragmatischen Aspekt (Besonderheiten des Materials, der Technik, etc.), dem syntaktischen und semantischen Aspekt.
Besonderes Gewicht liegt auf dem syntaktischen Aspekt, da durch die spezielle Zusammenfügung – nach den oben beschriebenen theoretischen Vorgaben der Theorie der generativen Linguistik – Bedeutungen manifest werden.