Externe Bedingungen

� Technisch-funktionale Bedingungen

Es ist bekannt, dass Cézanne es liebte, in der freien Natur zu malen. So hielt er sich lange draußen in der ihn ansprechenden Umgebung auf und ließ so während der Arbeit die Atmosphäre auf sich wirken und in seine Bilder hineinfließen.

Wir können daraus schließen, dass das Bild im Wesentlichen vor der Natur und nicht im Atelier entstanden ist.

� Anthropogene Bedingungen

Cézanne arbeitete bevorzugt im Freien, was mitunter auch erhebliche Beeinträchtigungen mit sich brachte. Mit zunehmendem Alter wurde dies Art zu Arbeiten für den Maler immer beschwerlicher.

Es ist überliefert, dass Cézanne bei einer Malersession im Freien in ein Unwetter geriet, sich stark erkältete und dann anschließend an einer Lungenentzündung starb.

� Soziokulturelle Bedingungen

Im Jahre 1870 zog Paul Cézanne in den das Fischerdorf L'Estaque an der französischen Riviera in der Nähe von Marseille. Dort, in einer sehr vielfältigen und für einen Maler außerordentlich ansprechenden Umgebung, entstanden sehr viele seiner Bilder. Auch die Maler Georges Braque und Raoul Dufy haben dort gearbeitet. Das Werk ‚L'Estaque mit roten Dächern' gehört mit zu Cézannes bekanntesten Landschaftsdarstellungen.

Nachdem er zunächst nach dem Willen seiner Eltern ein Jurastudium begonnen hatte, wurde insbesondere durch die Bekanntschaft mit dem impressionistischen Maler Camille Pissarro (1830-1903) sein Interesse für die Malerei immer stärker, so dass er schließlich die Zeichenschule in Aix-en-Provence besuchte. Bereits ein Jahr später bezog er sein eigenes Atelier und entwickelte seinen eigenen, typischen Stil. Er ist eher als Einzelgänger, nicht als Protagonist einer bestimmten Stilrichtung anzusehen.

Abbildung 7.2 Paul Cézanne: L'Estaque mit roten Dächern. 1883-85, Öl auf Leinwand,

128×103 cm, Privatbesitz; Quelle: 10.000 Meisterwerke der Malerei von der Antike bis zum Beginn der Moderne (2005); Directmedia Publishing GmbH, Berlin; Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können ; 030 78 90 46-0

Resümee

Es handelt sich hier um Werk Cézannes, das besonders gut den Übergang von der impressionistischen zur kubistischen Auffassungsweise demonstriert. Die Farbigkeit und das Stimmungsmäßige, für den Ort L'Estaque Typische steht hier noch deutlich im Vordergrund. Das ergibt sich vor allem aus der Analyse der Gestaltungsmittel.

Ist die Beurteilung des Lichtes noch dominant, wird auf der anderen Seite die Reduktion der gegenständlichen Formen in Richtung geometrischer Grundelemente deutlich. Dabei hat die Auflösung der Form noch nicht diejenige Grenze überschritten, die das Bild so verändert, dass die kubistische Grundauffassung überwiegt.

Die ‚Häuser in L'Estaque', die Georges Braque 1908 malte – also ca. 23 Jahre später – zeigen diese Auffassungsveränderung deutlich. In dem Buch über Kubis-mus von Anne Ganteführer-Trier und Uta Grosenick (2009) wird das transparent, zumal noch auf ein anderes Bild von Cézanne von 1906 (Jourdans Hütte, 1906) Bezug genommen wird, das zwar die Anbahnung des kubistischen Denkens schon zeigt, aber auch deutlich macht, was in Braques Bild aus L'Estaque anders ist: „Die Häuser sind ohne Fenster und Fassadengliederung dargestellt und ebenso auf einfache Formen reduziert wie das an wenigen Stellen auftauchende Grün und Braun der Natur“ (Ganteführer-Trier, Grosenick 2009, S. 32).

Abbildung 7.3 Georges Braque: Häuser in L'Estaque. 1908, Öl auf Leinwand, 73×60 cm, Bern, Kunstmuseum Bern, Stiftung Hermann und Margrit Rupf. Quelle: Ganteführer-Trier (2009), S. 33

 
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