Wie werden Filme gemacht? Die Filmindustrie

Die Filmindustrie beschäftigt eine Vielzahl an Personen, die für die Filmherstellung, den Vertrieb und die Aufführung im Kino verantwortlich sind. Das folgende Kapitel beschreibt die Schritte, die notwendig sind, um aus einer Filmidee einen Film herzustellen, der dann auch seinen Weg zum Publikum findet. Skizziert wird dabei das Spannungsfeld von Film zwischen Kunst und Kommerz.

Film – auf der einen Seite steht die Filmindustrie (und damit ist vor allem Hollywood gemeint) für Glamour, für Millionengehälter pro Film, für eine dollarschwere Industrie. Auf der anderen Seite kämpfen deutsche Filmemacher um mehr Filmförderung, da sich Filme in Deutschland ohne Förderung kaum finanzieren lassen. Gewerkschaften gehen gegen die Unterbezahlung der vielen Helfer am Filmset vor, auch dem Gros der deutschen Schauspieler winken keine Millionengagen. Sie machen immer wieder darauf aufmerksam, dass sie häufig nur 1000 Euro pro Monat verdienen. Deutlich wird hier: Film und Kino stehen in einem Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Milliardenindustrie und Kulturförderung.

Die Filmindustrie

Die Filmindustrie funktioniert arbeitsteilig. Filme werden von Produktionsgesellschaften hergestellt, von Verleihern ins Kino gebracht und von Kinobesitzern gezeigt. Um Filme zu machen und auf der Kinoleinwand sehen zu können, sind also viele Menschen notwendig: Man braucht Drehbuchautoren, Produzenten, Regisseure, Kameraleute, viele Assistenten, Schauspieler, Komparsen, außerdem Maskenbildner, Musiker und Szenenbildner. Marketingund Werbeexperten beim Filmverleih sorgen dafür, dass der Film bekannt wird, und schließlich kümmern sich die Mitarbeiter im Kino, wie die Platzanweiserin, um die Besucher, die zur Filmvorführung kommen.

Anschaulich zeigen die vielen Kategorien, in denen Filmpreise vergeben werden, was alles notwendig ist, um einen Film zu produzieren. Der berühmteste Filmpreis, der Oscar, ehrt beispielsweise in bis zu 25 Kategorien die Beteiligten vor und hinter der Kamera. Ausgezeichnet werden jedoch nur Personen, die bei der Erstellung eines Films mitwirken; die Heerschar an Menschen, die im Filmverleih und im Kino arbeiten, vom Filmvorführer bis zur Popkornverkäuferin, bleibt unsichtbar.

Filmindustrie ist ein Milliardengeschäft. Die Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers schätzt den Umsatz der Medienindustrie in Deutschland im Jahr 2013 insgesamt – Fernsehen, Presse, Internet, Radio, Kino – auf 65 Milliarden Euro, weltweit sogar auf 1,6 Billionen Euro. Betrachtet man nur den Filmmarkt – inklusive Kinoaufführungen, aber auch DVD-Verleih und -Verkauf oder Filmstreaming auf verschiedenen Plattformen, von der Branche Video-on-Demand (VOD) genannt –, dann geht man im Filmsegment von einem Umsatz von 2,8 Milliarden Euro in Deutschland aus. Davon setzte die Branche im Jahr 2013 im Video-/DVD-Verleih und -Verkauf sowie durch VOD 1,8 Mrd. Euro um. Allein der Um-

Abb. 1 Der Filmmarkt in Deutschland

Umsatz, der mit Filmen in Deutschland erzielt wird. Quelle: SPIO 2014

satz an der Kinokasse beträgt in Deutschland ungefähr eine Milliarde Euro. Dies entspricht 120 bis 130 Millionen Kinobesuchen.

Weltweit wurde im Jahr 2013 allein mit dem Verkauf von Kinokarten ein Umsatz von ca. 25 Milliarden Euro erzielt. Der wichtigste Markt für Kinofilme sind die USA, aber auch Japan, China, Indien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland sind bedeutende Kinomärkte. In der Fachsprache wird der Umsatz, der durch den Verkauf von Kinokarten im Kino erlöst wird, als "Box-Office" bezeichnet. Dieser Begriff stammt aus der Zeit vor der Onlinereservierung, als die Kinokartenverkäufer in einem gläsernen Kasten (box office) vor dem Kino saßen und die Tickets verkauften. Der internationale Markt wird für die Hollywood-Industrie immer wichtiger. Während früher ein Großteil des Box-Office in den USA und Kanada erlöst wurde, ist nun der Anteil am Umsatz in Europa, Japan oder Südamerika auf über die Hälfte angestiegen.

In den USA werden jährlich um die 800 Filme produziert, der größte Filmproduzent ist allerdings Indien mit über 1000 Filmen jährlich. Als Bollywood-Film hat der Hindifilm, ein Subgenre, inzwischen weltweit Karriere gemacht. Im Vergleich dazu ist die Filmproduktion in Deutschland wesentlich kleiner. Hier werden um die 200 Filme im Jahr für die Kinoleinwand produziert, davon sind über die Hälfte Spielfilme, die anderen sind Dokumentarfilme oder Experimentalfilme. Die meisten dieser Filme schaffen es jedoch nicht auf die Leinwand des Nachbarschaftskinos, sondern vielleicht nur zur Aufführung bei einem Filmfestival. Nur wenige deutsche Filme gehören überhaupt zu den zehn erfolgreichsten eines Jahres. Am ehesten gelingt das den Komödien von Bully Herbig oder Till Schweiger. Diese Filme erreichen dann 3 bis 6 Millionen Zuschauer und gelten damit als sehr erfolgreich. Die meisten deutschen Produktionen liegen unter der 1-Million-Marke. Die Filmförderanstalt in Berlin veröffentlicht in ihren jährlichen Bilanzen die Publikumszahlen der Top 100 der deutschen Produktionen. Vergleicht man diese über die Jahre, so sieht man, dass ungefähr die Hälfte der deutschen Filme weniger als 100 000 Besucher hat, über eine 1 Million Besucher erreichen nur jeweils zehn deutsche Filme pro Jahr. Damit liegt der Marktanteil des deutschen Kinos jährlich zwischen 15 und 25 Prozent, je nachdem ob ein TillSchweiger-Film oder eine andere Komödie den Besuch deutscher Filme befördert. Ungefähr 70 bis 75 Prozent der Kinokarten werden für amerikanische Filme gekauft. Damit wird ein Großteil des Umsatzes an der deutschen Kinokasse von ungefähr 1 Milliarde Euro mit amerikanischen Filmen gemacht.

Aber auch hier sind es nur wenige Filme, die als Kassenschlager oder Blockbuster gelten können. Dazu zählen die Herr der Ringe-Trilogie (2001–2003) und die nachfolgenden Hobbit-Filme (2012–2014), Verfilmungen von Action-Comics wie Batman oder, für junge Frauen, die Twilight-Serie 2008–2012), Buchverfilmungen wie Die Tribute von Panem (Hunger Games) (2012) oder Die Bestimmung (Divergent) (2014).

 
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