Fazit
In diesem Kapitel wurde der Begriff ‚thematische Bedeutung' in Anlehnung an die Textverarbeitungsforschung definiert. Eine thematische Bedeutung nimmt danach die Form einer eine Moral transportierenden Aussage an. Sie ist das Ergebnis der Identifikation einer thematischen Struktur, aus der sekundäre Informationen ausgeschlossen werden. Allein kausal-motivationale Informationen im Text führen durch die Aktivierung eines leitenden Wissensgehalts des Lesers zu dessen moralischer Bewertung und daher zur thematischen Abstraktion. Gerade weil die thematische Abstraktion eine aus dem Text abstrahierte Moral transportiert, ist sie mit dem emotionalen nicht-propositionalen Wissen des Lesers vereinbar und daher mit dem phänomenologischen Ton emotionaler Erfahrung verbunden. Allein in der Art von Erfahrung, die adaptiv der Leser in der Interaktion mit seiner Umwelt verwenden kann, besteht der Wahrheitswert von Literatur. Dies wurde in Anlehnung an Tooby und Cosmides erklärt. Es wurde betont, dass der Leser eines Textes der fiktionalen Literatur, in dem das Thema in eine fiktionale Situation eingebettet ist, fiktionale Informationen verwerfen kann. Es wurde festgestellt, dass der Leser nur die Informationen behält, die er auf seine Umwelt beziehen kann. Es wurde daher vorgeschlagen, eine thematische Abstraktion, die der Leser auf seine Umwelt beziehen und übertragen kann, als die Wiedergabe einer Erfahrung mit emotionalem Ton beim Probehandeln bei der Verarbeitung von Literatur zu betrachten.
Trotz der maßgebenden Rolle der kognitivistischen Kognitionswissenschaften innerhalb der kognitiven Literaturwissenschaft wurde auch auf ihre enaktive Alternative aufmerksam gemacht, die meines Erachtens neue Entwicklungsmöglichkeiten für die Themenforschung kognitiver Prägung bietet.
Wie und ob sich die thematische Abstraktion mit einer ästhetischen Spezifität von Literatur441 zusammenbringen lässt, soll im weiteren Verlauf dieser Arbeit behandelt werden.