Typische Fehler beim induktiven Argumentieren

Das unvermeidliche Moment der Unsicherheit macht induktives Argumentieren fehleranfällig. Im Folgenden werden einige typische Fehler, die zum Teil bereits angesprochen wurden, zusammengestellt. Ausführliche Hinweise auf Fehler beim induktiven Argumentieren finden sich bei Bierman und Assali (1996, S. 261 ff.) oder bei Astleitner (1998, S. 104 ff.).

Voreiliges Generalisieren

Dieser Fehler liegt vor, wenn die berücksichtigten Daten (die Evidenz) fragwürdig sind oder nicht ausreichen, um die argumentativen Folgerungen zu rechtfertigen.

Beispiel: Ich war im neu eröffneten Gourmet-Restaurant. Was für ein mittelmäßiges Essen. Ich werde da bestimmt nie mehr hingehen.

Die Argumentation in diesem Beispiel ist ungenügend. Eine einzige Erfahrung mittelmäßigen Essens reicht nicht zur Beurteilung der Qualität eines Restaurants aus. Restaurants brauchen Zeit, um sich zu organisieren und unter Zeitdruck qualitativ hochwertiges Essen anzubieten. Zudem ist „gutes Essen“ eine Geschmacksfrage, und die Restaurant-Beurteilung könnte durch andere Individuen anders ausfallen. Eine gute Möglichkeit, voreiliges Generalisieren zu vermeiden, ist das Sammeln von Gegenbelegen, die aufzeigen, dass eine Folgerung ungerechtfertigt ist, übergeneralisiert. Ein Problem kann allerdings sein, dass Individuen, die voreilig generalisieren, sich den Gegenbelegen verschließen, sich also nur ungern von anderen Argumenten überzeugen lassen.

Unpassende Erklärungen

Dieser Fehler tritt auf, wenn als gültig anerkannte Regeln oder Gesetzmäßigkeiten auf spezielle Fälle angewandt werden, auf die sie nicht passen.

Beispiel: Eltern sollen ihre Kinder nicht täuschen, indem sie ihnen unwahre Dinge erzählen. Daher ist es falsch zu erzählen, dass der Weihnachtsmann die Geschenke bringt.

Das Prinzip, dass Kinder von ihren Eltern nicht belogen werden dürfen, ist zwar richtig. Auf die Geschichte vom Weihnachtsmann ist das Prinzip jedoch kaum anwendbar. Gerade in der Kindheit spielen Mythen und Märchen eine wichtige Rolle. Kinder „brauchen“ solche Geschichten für ihre kognitive und emotionale Entwicklung, auch um allmählich Wunsch und Realität unterscheiden zu lernen.

Unpassende Erklärungen bzw. Verallgemeinerungen kann man vermeiden oder abwehren, indem man sich Situationen vergegenwärtigt, für die die herangezogenen Prinzipien gelten bzw. formuliert wurden.

 
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