Weniger Kinder und Jugendliche

Der Blick in die Zukunft

Allen 16 Gemeinden der Nockregion-Oberkärnten wird ein markanter Rückgang an Kindern und Jugendlichen vorausgesagt. Im Regionsdurchschnitt sprechen die offiziellen Prognosen von einem zu erwartenden Schwund der 0bis 19-Jährigen von 21 % binnen zwanzig Jahren (Streuung zwischen -33 % bis -8 % in den Gemeinden). Die Ursachen dafür liegen einerseits mit 1,4 Kindern pro Frau in einer weit unter der Bestandshaltung liegenden Fertilitätsrate von 2,1 Kindern pro Frau und andererseits in einer hohen Abwanderungsneigung gerade junger Frauen aus ländlichen Gebieten. Diese setzen diesen Schritt überwiegend zwischen ihrem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr und nehmen dabei die nächste Generation quasi „mit“. Die nicht mehr vor Ort geborenen Kinder fehlen in der Folge über den ganzen Lebenszyklus in der Region (siehe Abb. 3).

Abb. 3 Anteil der von 2003 bis 2012 von Kärnten in andere Bundesländer ziehenden Personen nach Altersgruppen (Statistik Austria und IHS Kärnten)

Was tun?

Der übliche Reflex, dem sukzessiven Schwund des Nachwuchses seitens der Kommunalpolitik etwas Probates entgegenzusetzen, ist, junge Erwachsene von dem Schritt, der Region den Rücken zu kehren, abhalten zu wollen. So hofft man in österreichischen Landgemeinden die potenziell Abwandernden mit der Bereitstellung günstiger Baugründe zu locken, um sie durch den folgenden Hausbau langfristig vor Ort zu binden. Doch diese Strategie verfehlt meistens ihr Ziel, da die Abwandernden jünger als die „Häuselbauer“ sind und sich heutzutage junge Leute – in welcher Form auch immer – nicht mehr an ihre Herkunftsgemeinde „festnageln“ lassen. Mehrere Lebensstationen werden zunehmend die Regel. Die Abwanderungsmotive sind neben ausbildungsund berufsbedingten Zielen auch stark durch persönliche Überlegungen geprägt (wie Wunsch nach Selbstständigkeit, Erfahrungsgewinn, attraktiver Zielort, Nachzug zum Partner/zur Partnerin) und entziehen sich so weitgehend ohnehin der Beeinflussbarkeit durch Politik und Wirtschaft (Weber und Fischer 2010; Aigner-Walder und Klinglemair 2015). Das soll aber nicht heißen, dass trotz restriktiver Rahmenbedingungen nicht alle möglichen Ansatzpunkte auf kommunaler und regionaler Ebene genützt warden sollen, um für Kinder und Jugendliche und deren Eltern attraktiv zu sein.

Hier scheint es wichtig zu erkennen, dass ein hoher Teil der Anziehungskraft städtischer Räume für junge Leute aus der tatsächlich bzw. vermeintlich gebotenen Vielfalt an Optionen resultiert, sei es bei den Bildungseinrichtungen, der Versorgung mit Konsumgütern, den Ausbildungsmöglichkeiten, dem Freizeitangebot oder den Mobilitätsformen. Die Stadt mit ihren vielfältigen Angeboten scheint der bevorzugte Lebensort der sog. „Multioptionsgesellschaft“ zu sein. Um dem etwas entgegensetzen zu können, sollte heute auch in ländlich geprägten Räumen nach Diversität gestrebt werden, wobei es gerade in wirtschaftlich schwachen Regionen und Gemeinden weniger um ein Mehr an Ausstattung, sondern um ein besser aufeinander abgestimmtes Angebot zwischen den Kommunen geht. Hierzu einige Beispiele:

- schon im Grundschulbereich die Wahlmöglichkeit unterschiedlicher pädagogischer Konzepte an verschiedenen Standorten gewährleisten (z. B.: Englisch als Unterrichtssprache, Montessori-Pädagogik, thematische Schwerpunktbildung)

- Verbreiterung des Lehrstellenangebots (In der Beispielsregion werden in namhafter Zahl nur vier Lehrberufe angeboten, obwohl es in Österreich 215 verschiedene gibt)

- Verbesserung der Passfähigkeit von Berufswünschen, Ausbildungsangebot und Berufsmöglichkeiten in der Region

- „Verjüngung“ des Nahversorgungsbegriffs (wie Fitnessstudio, Pizzaservice, Tanzlokal, Jugendtreff, schnelles Internet, Coffee to go)

- Sicherstellung der Mobilität (Haus-zu-Haus-Fahrten auf ehrenamtlicher Basis, Mitfahrzentralen, sichere Radund Fußwege)

 
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