Schlechte Infrastruktur für Gehen und Radfahren
Verstärkt wird die Konzentration auf den Pkw im ländlichen Raum auch dadurch, dass dem Radund Fußverkehr nur eine untergeordnete Bedeutung eingeräumt wird und dieser teilweise wenig attraktiv ist. So mangelt es mitunter an sicheren Radverbindungen oder an Gehwegen mit ausreichender Straßenbeleuchtung (Ökosoziales Forum 2014, S. 32; VCÖ-Forschungsinstitut 2013b, S. 10 u. 2009, S. 35).
Rückgang der Nahversorgung
„Eine funktionierende Nahversorgung ist wesentlicher Bestandteil nachhaltiger Mobilität“, betont das Ökosoziale Forum in einer aktuellen Publikation (Ökosoziales Forum 2014, S. 22). Immer mehr kleine Gemeinden müssen jedoch ohne Nahversorgung, also einer Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen für den täglichen Bedarf in der Nähe des Wohnortes, auskommen (Meixner et al. 2007, S. 25). Kleine Lebensmittelfilialen im Ortszentrum werden geschlossen. An deren Stelle werden Einkaufszentren auf der grünen Wiese errichtet, die die Autoabhängigkeit verstärken (VCÖ-Forschungsinstitut 2007 u. 2013b, S. 28). Rosinak & Partner (2005) kommen zu dem Schluss, dass mittelfristig die Hälfte der Bevölkerung im ländlichen Raum in Gebieten lebt, in denen die Sicherstellung der Daseinsvorsorge gefährdet ist (Rosinak & Partner 2005, S. 4).
Qualität des Öffentlichen Verkehrs
Während Bus und Straßenbahn in den Großstädten z. T. im Minutentakt fahren, ist das ÖV-Angebot in vielen ländlichen Gemeinden wenig attraktiv. Ungünstige Rahmenbedingungen für den ÖV im ländlichen Raum (z. B. lange Wege zu Haltestellen) machen einen wirtschaftlichen Betrieb schwierig und haben dazu geführt, dass der ÖV im ländlichen Raum Ende des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich aus dem SchülerInnenverkehr und einem Mindestangebot für all jene Gruppen besteht, welche keine Alternative zum ÖV haben (Captive Riders) (Kagermeier 2009, S. 31). Wie in einem kurzen Überblick gezeigt wurde, ist die Mobilitätssituation im ländlichen Raum auf mehrfache Weise problematisch. Auf der einen Seite zwingen etwa der Rückgang der Nahversorgung und eine disperse Siedlungsstruktur die Bevölkerung dazu, längere Distanzen zurückzulegen. Der Verkehr nimmt zu. Auf der anderen Seite ist das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln mangelhaft und der Besitz eines oder mehrerer Autos stellt für private Haushalte eine finanzielle Belastung dar. Hat man erst gar keinen Pkw zur Verfügung, ist die Teilhabe am sozialen Leben gefährdet. Der Status quo der Mobilität im ländlichen Raum ist weit von den Anforderungen einer nachhaltigen Mobilität entfernt, welche Schade et al. (2011, S. 10) folgendermaßen definieren: „Die Mobilitätsbedürfnisse heutiger und zukünftiger Generationen sollen umweltfreundlich befriedigt werden. Mobilität soll für jeden verfügbar und erschwinglich sein und volkswirtschaftlich effizient organisiert sein.“ Um das Mobilitätsangebot im ländlichen Raum nachhaltiger zu gestalten und somit die Lebensqualität der BewohnerInnen zu steigern, sind neue Lösungsansätze erforderlich. Die Palette an möglichen Lösungsansätzen ist dabei vielfältig. Wichtig ist jedoch, die für die spezifischen Herausforderungen in einer Gemeinde passende Lösung zu finden. Während für die eine Gemeinde die Einführung eines Anrufsammeltaxis das bestehende ÖV-Angebot ideal ergänzt und so das Problem der ersten und letzten Meile löst, kann für eine andere Gemeinde die Ausweisung von Fahrradstraßen genügen, um die Mobilitätssituation zu verbessern. Ein weiterer möglicher Lösungsansatz auf dem Weg hin zu einem nachhaltigeren Mobilitätsangebot, der nun in diesem Beitrag diskutiert wird, stellt Carsharing dar.