Qualität des Öffentlichen Verkehrs sowie Bedingungen für Gehen und Radfahren

Loose (2010, S. 115) betont: „Die Car-Sharing Teilnahme ist nur dann ökonomisch, wenn nicht alle Wege mit dem Car-Sharing-Auto zurückgelegt werden, sondern die Verkehrsmittel im Alltag je nach ihrer jeweiligen Stärke eingesetzt werden.“ Die Bedingungen für Gehen und Radfahren sowie die Qualität des ÖVs wirken sich daher indirekt auch auf den Erfolg von Carsharing aus (Raabe et al. 2001, S. 39). In der Literatur wird die im Vergleich zu den Städten schlechte Qualität des ÖVs im ländlichen Raum als ein wesentliches Hemmnis für die dortige Verbreitung von Carsharing angesehen (Böhler und Wanner 2004, S. 55; Loose 2005, S. 50; Wirth et al. 2005, S. 2). Die ExpertInneninterviews ergeben zwar auch, dass ein guter ÖV für Carsharing förderlich ist, dass dieser jedoch keine notwendige Voraussetzung darstellt (vgl. I3, 25.09.2013). Der Gründer einer Online-Plattform für privates Carsharing ist etwa überzeugt, dass Carsharing auch bei schlechtem ÖV funktioniert. Er meint: „In Gemeinden mit schlechtem Öffentlichen Verkehr ist sogar der Bedarf an Carsharing noch größer, weil die Leute sonst gar nicht wegkommen“ (I4, 18.09.2013). Auch das Ergebnis von Schweig et al. (2004a) relativiert die Bedeutung eines guten ÖV-Angebotes für den Erfolg von Carsharing. So kommen die Autoren zu dem Ergebnis, „dass mit abnehmender Gemeindegröße auch die relative Bedeutung des ÖPNV für die Akzeptanz von Carsharing Angeboten abnimmt“ (Schweig et al. 2004a, S. 71).

Festhalten an gewohntem Mobilitätsverhalten

Die im Vergleich zu Städten höhere Affinität und Notwendigkeit der Pkw-Nutzung im ländlichen Raum ist dort ein weiteres Hemmnis für die Verbreitung von Carsharing. Dies wird in der Literatur immer wieder betont (Loose 2005, S. 44; Wirth et al. 2005, S. 2; Böhler und Wanner 2004, S. 55). Vor allem unter Jugendlichen ist jedoch zu beobachten, dass die Bedeutung des eigenen Pkws als Statussymbol bereits abnimmt (Ökosoziales Forum 2014, S. 48).

Fehlende äußere Zwänge

Während Ballungsräume aufgrund des dort vorherrschenden Parkplatzmangels bewusst nach Alternativen zum Privat-Pkw suchen und deshalb Carsharing anbieten, fehlt dieser äußere Zwang im ländlichen Raum bzw. ist weniger stark ausgeprägt (Wirth et al. 2005, S. 2). Schweig et al. (2004a) kommen etwa zu dem Ergebnis, dass sich ein geringer Parkdruck negativ auf die NutzerInnenzahlen von Carsharing auswirkt (Schweig et al. 2004a, S. 55).

Die Analyse der Rahmenbedingungen für Carsharing im ländlichen Raum zeigt zwar einerseits, dass es zahlreiche Faktoren gibt, die die Umsetzung von Carsharing erschweren, andererseits zeigen die ExpertInneninterviews aber auch, dass diese Rahmenbedingungen Carsharing nicht unmöglich machen und der Betrieb eines erfolgreichen Carsharing-Angebotes prinzipiell in jeder Gemeinde möglich ist. Zwei Interviewpartner betonten explizit, dass es keine Mindestanforderungen gibt, die eine Gemeinde erfüllen muss, um Carsharing umsetzen zu können (vgl. I2, 25.09.2013; I3, 25.09.2013). Für den Erfolg von Carsharing im ländlichen Raum ist es wichtig, das für die jeweilige Gemeinde passende Carsharing-Modell zu finden. Ist das Modell für die spezifischen Gegebenheiten in der Gemeinde geeignet, spielen äußere Rahmenbedingungen, wie etwa die EinwohnerInnenzahl der Gemeinde, eine geringere Rolle (vgl. I2, 25.09.2013).

Welche Betreibermodelle nun für den ländlichen Raum geeignet sind und welche Faktoren für eine erfolgreiche Umsetzung von Carsharing im ländlichen Raum ausschlaggebend sind, zeigen die Ergebnisse der ExpertInneninterviews im folgenden Abschnitt.

 
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