Die ideologische Ausrichtung und politische Programmatik der NPD

Wie bereits angedeutet gab sich die NPD bei der Artikulation ihrer politischen Positionen um der öffentlichen Wirkung willen seriös und zurückhaltend. Daher enthält das erste offizielle Programm von 1967 (vgl. NPD 1967) – also zum Zeitpunkt der ersten herausragenden Wahlerfolge – relativ allgemein gehaltene Positionen, welche weder ein genaues demokratienoch ideologietheoretisches Profil zu erkennen geben. Man findet in dem Text das Bekenntnis zu Bauerntum und Mittelstand sowie zu Marktwirtschaft und Unternehmertum, die Forderungen nach einer Stärkung des Nationalbewusstseins und der Überwindung der Teilung Deutschlands, Klagen über kulturellen Niedergang und sittlichen Verfall, die Ablehnung einer "Kollektivschuld" der Deutschen am Zweiten Weltkrieg und des amerikanischen und sowjetischen Einflusses in den beiden deutschen Staaten und die Bejahung von Arbeitsfrieden und Interessenausgleich sowie von Demokratie und Grundordnung. Letzterem widersprechen allerdings andere Aussagen und Handlungsweisen:

Das Gründungsmanifest der NPD von 1964 (vgl. NPD 1964) enthielt denn auch weitaus schärfere Positionen, was sich etwa anhand der Forderung nach einem starken Staat und dessen Umsetzung des Prinzips "Jedem das Seine" zeigte. Darüber hinaus sollten Ausländer einen geringeren Rechtsanspruch auf einen Arbeitsplatz haben, das angeblich "zersetzende Meinungsmonopol" des Fernsehens wollte man aufheben, und die Prozesse gegen ehemalige NS-Kriegsverbrecher sollten ihr Ende finden. Noch deutlicher wurde man in einem "Politischen Lexikon" von 1966 (vgl. NPD 1966), das den Mitgliedern zur politischen Orientierung diente. Darin artikulierte sich die Forderung nach einer identitären Demokratie mit elitärer Führung, die Beschwörung der Ideale einer ethnisch und politisch homogenen "Volksgemeinschaft", die Einforderung eines über der Gesellschaft stehenden starken Staates, die doch sehr positive und wohlwollende Kommentierung des "Dritten Reichs" und die hohe Wertschätzung von einigen zeitgenössischen autoritären Diktaturen in Europa. Angesichts dieser Auffassungen stellt sich die Frage, ob die damalige NPD über eine nationalsozialistische Ausrichtung verfügte? So angemessen bei den referierten Positionen die Zuordnung zum Rechtsextremismus ist, so muss dies nicht zwingend auch eine Zuordnung zum Nationalsozialismus bedingen. Die Gemeinsamkeiten beziehen sich auf ideologische Merkmale, die weitgehend allen Rechtsextremisten eigen sind. Dafür können bei der Hervorhebung ethnischer Identität und bei sozialpolitischen Positionen Unterschiede ausgemacht werden: Die NPD verfügte über eine stärker besitzbürgerliche Ausrichtung und weniger über eine sozial-revolutionäre Orientierung. Hinzu kommt die ausgeprägte nationalistische und geringer rassistische Ausrichtung der Parteiideologie. Insofern stand die NPD der 1960er Jahre primär in der Tradition des Deutschnationalismus und weniger in der des Nationalsozialismus.

Diese, auch im Vergleich zur heutigen NPD, wichtige Differenzierung ändert aber nichts an der Einschätzung der Partei als rechtsextremistisch.

 
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