Die Mitgliederentwicklung und -zusammensetzung

Im Verlauf der zweiten Hälfte der 1960er Jahre gelangen der NPD sowohl externe wie interne Erfolge, die sich für den deutschen parteipolitischen Rechtsextremismus in dem Ausmaß bis zu diesem Zeitpunkt und auch in den späteren Jahren nicht mehr ausmachen lassen. Zunächst zum erstgenannten Gesichtspunkt: Die Zahl der Mitglieder wuchs 1965 auf 13 700 an, verdoppelte sich 1966 fast auf 25 000 und stieg 1967

noch einmal auf 28 000 an, um dann 1968 kurz auf 27 000 zurückzugehen, aber 1969 wieder auf 28 000 anzusteigen. Hierbei fällt auf, dass der bedeutendste Schub beim Anstieg der Mitglieder bereits im ersten Jahr der Wahlerfolge ausgemacht werden konnte. 1966 verzeichnete die NPD einen Zugewinn von 11 300 Personen, obwohl man in diesem Jahr lediglich Erfolge bei zwei Landtagswahlen erringen konnte. Die fünf "Sprünge" in die Landesparlamente zwischen 1967 und 1969 motivierten nur noch 3 000 Personen zum Parteieintritt. Offenbar war das Potential an interessierten und möglichen NPD-Mitgliedern dadurch schon weitgehend erschöpft.

Wie setzten sich nun diese Angehörigen der Partei sozial zusammen (vgl. Hoffmann 1999: 383–390; Schmollinger 1984: 1981–1986)? Hinsichtlich des Alters fällt auf, dass in der Gründungsphase der NPD der Durchschnitt bei rund 50 Jahren lag. Damit handelte es sich um die Altersgruppe, die während der Zeit des Nationalsozialismus sozialisiert wurde. Mit der Zeit sank der Altersdurchschnitt der NPD-Mitglieder und näherte sich dem der Gesamtbevölkerung an. Unterrepräsentiert blieben dann aber auch die unter 30-jährigen und die über 60-jährigen. Bei der Geschlechterverteilung zeigte sich eine klare Überrepräsentanz von Männern im Bereich von gut 90 Prozent. Hinsichtlich der einzelnen Berufsgruppen und sozialen Zusammensetzung ergab sich ein deutlich höherer Anteil von Bauern, Einzelhändlern und Handwerkern, während Angestellte, Arbeiter und Studenten unterrepräsentiert blieben. Somit kann die Mitgliedschaft als stark mittelständig geprägt gelten, ihr gehörten aber auch Angehörige aus anderen sozialen Schichten in bedeutender Zahl an.

Die regionalen Hochburgen der NPD-Mitgliedschaft lagen in Bayern, Hessen, Niedersachsen, dem Saarland und Schleswig-Holstein, während sie in NordrheinWestfalen nur wenig Zulauf hatte. Ebendort konnte man, als einziges größeres Flächenland, auch nicht in den Landtag einziehen. Dafür war der Landesverband in Baden-Württemberg nur durchschnittlich stark entwickelt, in diesem Bundesland verbuchte die NPD aber ihren bislang mit Abstand größten Wahlerfolg. Demnach besteht ein eher schwacher Zusammenhang zwischen Organisationsstärke und Wahlerfolg. Hinsichtlich der Stadt-Land-Verteilung zeigte sich, dass die Mitglieder der Partei weniger aus Großstädten und mehr aus kleineren und mittelgroßen Städten stammten. Zuvor waren die NPD-Angehörigen zu einem guten Drittel in der DRP organisiert und zu einem Fünftel vor 1945 NSDAP-Mitglieder. Bezogen auf die Mandatsträger der Partei in den sieben Landtagen ließen sich ebenfalls ein hoher Anteil von Abgeordneten aus dem Mittelstand und ein geringer Anteil von Akademikern ausmachen.

 
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