Die Entwicklung der Partei in den 1970er und 1980er Jahren

Nach dem gescheiterten Versuch, 1969 in den Bundestag einziehen, setzte bei der NPD sowohl der organisatorische als auch der elektorale Niedergang ein. Die Partei hatte mit durchaus berechtigter Hoffnung einen Wahlerfolg erwartet und musste nun eine bittere und frustrierende Niederlage einstecken. Durch die Fixierung auf die Bundestagswahl mühevoll zurückgehaltene, innerparteiliche Spannungen brachen nun in offene Konflikte aus. In deren Folge trat von Thadden von seinem Amt als Bundesvorsitzender zurück und überließ es Martin Mußgnug. Binnen kurzer Zeit verlor die NPD einen Großteil ihrer Mitglieder: 1970 gehörten ihr schon nur noch 21 000 Personen an, 1972 sank die Zahl auf 14 500 und 1975 waren es nur noch 10 800. Parallel dazu schrumpfte auch die Zustimmung bei Wahlen, blieb man doch fortan weit unter fünf Prozent der Stimmen. Bei den Landtagswahlen 1970 erreichte die NPD noch zwischen 1,1 und 3,4 Prozent, 1971 nur noch zwischen 1,3 und 2,8 Prozent und 1972 bei den Bundestagswahlen lediglich 0,6 Prozent der Stimmen.

Besonders das letztgenannte Ergebnis, das sich aber auch durch die starke Polarisierung von CDU und SPD im Wahlkampf und der damit verbundenen Fixierung auf die Großparteien erklärt, wurde als vernichtende Niederlage empfunden. Große Teile des mehr gemäßigten nationalkonservativen Flügels waren schon zuvor aus der Partei ausgetreten. Nun beschritten diesen Weg auch die jüngeren radikalen Kräfte. Viele von ihnen fanden sich kurze Zeit später in den verschiedenen Neonazi-Gruppen im Umfeld von Michael Kühnen wieder. Wiederum andere NPD-Mitglieder wandten sich der, von dem Verleger der "National-Zeitung" Gerhard Frey 1971 gegründeten, "Deutschen Volksunion" (DVU) zu. Sie erwies sich damit als wichtiges Auffangbecken für frustrierte Parteimitglieder und löste die NPD im Laufe der 1970er Jahre als mitgliederstärkste Organisation im Rechtsextremismus ab. Von knapp 5 000 Mitgliedern im Jahr 1976 stieg deren Zahl 1980 auf über 10 000, während die NPD in dem gleichen Zeitraum einen weiteren Rückgang von 9 700 auf 7 200 Mitgliedern zu verzeichnen hatte.

Anfang der 1980er Jahre begann die Partei verstärkt auf das Themenfeld Ausländerpolitik zu setzen. So gründete man etwa aus strategischen Motiven Bürgerund Wahlinitiativen für "Ausländerstopp", die allerdings weder in der Bevölkerung noch bei Wahlen große Resonanz hatten. Die Ergebnisse blieben meist weit unter 0,5 Prozent der Stimmen. Von daher verbuchte man sogar die 0,8 Prozent der Stimmen für die NPD bei den Europa-Wahlen 1984 als relativen Erfolg, zumal die Partei in den Genuss der Wahlkampfkostenerstattung kam und dadurch zumindest teilweise ihre angewachsenen Schulden abtragen konnte. Weitere derartige Achtungserfolge gelangen ihr auf niedriger Ebene im Rahmen einer zeitweiligen Zusammenarbeit mit der DVU: So erhielt die NPD 1988 bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg 2,1 und in Schleswig-Holstein 1,2 Prozent der Stimmen. Bei den hessischen Kommunalwahlen 1989 konnte sie in einer für rechtsextremistische Wahlparteien günstigen Situation mit 6,6 Prozent der Stimmen sogar in den Stadtrat von Frankfurt am Main einziehen.

 
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