Der Musikalische Enthusiasmus
Nachdem im ersten Teil der Schwerpunkt auf der etymologischen und philosophischen Definition sowie der Entwicklung des Enthusiasmus liegt, soll nun der Enthusiasmus für die Musik im musikpädagogischen Kontext im Vordergrund stehen. Was ist der ‚Musikalische Enthusiasmus'? Diese Frage wird als zentrales Phänomen im Folgenden die gesamte Arbeit begleiten. Erst am Ende wird durch die Phänomenbeschreibung und Aufstellung einer Theorie hierzu eine Antwort gegeben. Doch der eigenständige Begriff an sich kaum für das weitere Verständnis –wenn auch noch sehr allgemein– definiert werden:
Der ‚Musikalische Enthusiasmus' bedeutet einen durch oder für die Musik hervorgerufene Begeisterung beim Menschen.
Nach einem Blick auf den aktuellen Gebrauch des Musikalischen Enthusiasmus und sein mögliches Auftreten im Musikunterricht, soll in einem weiteren vertieften Schritt nun auf verschiedene ihm nahe stehende Interessen-und Motivationstheorien eingegangen werden.
Die aktuelle Präsenz des Phänomens im Umfeld musikalischer Bildung
Der ‚Musikalische Enthusiasmus' (im Folgenden abgekürzt mit ME) taucht heutzutage quasi schon als Modewort repräsentativ für viele Institutionen im Kontext von (musikalischer) Bildung auf. So präsentiert sich die Körber-Stiftung
mit Begeisterung für Musik. Ihr neuer Schwerpunkt lautet: „Für Musik begeistern“[1].
„Begeistern für die Künste“ so heißt auch das Motto als Titel der „Frankfurt in Takt“ Ausgabe der Hochschule für Musik in Frankfurt a.M. zu ihrem 75jährigen Jubiläum [2] (FIT, 12/ (1)). Auch in dem ausgeschriebenen Anforderungsprofil für zukünftige Lehrkräfte wird die Begeisterung für Musik sogar schon als qualifizierendes Kriterium erwähnt: „Die Hochschule erwartet [von dem zukünftigen Stelleninhaber der Stiftungsprofessur in Chorleitung] [...] Erfahrung im Umgang mit altersgerechter Stimmbildung und Kenntnis vielfältiger methodischer Mittel, um Kinder und Jugendliche stimmgesund für das Singen im Chor zu begeistern und die Fähigkeit, dies zu vermitteln.“[3]Demnach wird durch den Aspekt der Vermittlung ein eigener ME und gleichzeitig die Fähigkeit, diesen an die Kinder und Jugendlichen weiterzugeben, vorausgesetzt. Doch einfach gefragt: Warum spricht man dem ME eine so hohe pädagogische Qualität zu? Bewiesen ist dieses wissenschaftlich zumindest für die Musikpädagogik bis heute sicher nicht, aber möglicherweise kann die vorliegende Arbeit mit ihren Ergebnissen hierzu einen Beitrag leisten.
Auch innerhalb der Förderung und Ausbildung von Spitzenmusikern als zukünftige Mitglieder von Kulturorchestern wird der Begriff immer präsenter. So thematisiert die Zeitschrift „Das Orchester“ im Juni 2013 die ersten Schlüsselerlebnisse von Kindern und Jugendlichen mit Musik. „Erste Liebe – Schlüsselerlebnisse durch Musik“ so lautet das Titelthema (6/2013). Man stellt schnell fest, dass es sich eigentlich um den ersten entfachten Enthusiasmus für ein Instrument und die klassische Musik handelt. Jedoch wird mit der Metapher ‚Liebe' das eigentliche Phänomen Enthusiasmus pädagogisch ‚verkitscht'. Auch die Metapher „Feuer“ ist in diesem aktuell populären Kontext ständig präsent. So folgt nach einigen Seiten der Artikel „Wenn der Funke überspringt“ von Sandra Sinsch, die der Frage nachgeht, wie Musiker zu ihrem Instrument kommen. Diese „Schlüsselmomente“, das Erleben von Enthusiasmus im Umgang mit Musik (auch im Musikunterricht), die aktuelle Präsenz in verschiedenen Kontexten und die gleichzeitige Abstinenz der wissenschaftlichen Erforschung des ME sollen im Folgenden im Zentrum der Betrachtung stehen.
- [1] koerber-stiftung.de/kultur/schwerpunkt-fuer-musik-begeistern.html, (zuletzt aufgerufen am 03.02.2014)
- [2] hfmdkfrankfurt.info/fileadmin/Dateien/publikationen/FiT_Jubilaeum_Web.pdf,(zuletzt aufgerufen am 03.02.2014)
- [3] jobs.zeit.de/jobs/frankfurt_am_main_stiftungsprofessur_w2_hbesg_fuer_jugendchorleitung_1 02628.html (zuletzt aufgerufen am 20.07.2014)