Die Typologie des Musikalischen Enthusiasmus

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Durch die oben beschriebene Vorgehensweise ergeben sich durch die Gruppierung acht mögliche situationsbedingte Typen des ME, die durch die ursächliche Bedingung der Erfahrung von Musik beim Individuum auftreten können. So werden im Folgenden die daraus entstehenden Typen charakterisiert und Aussagen aus den erhobenen Interviews als qualitative belegende Ergebnisse angeführt. Außerdem sollen beispielhafte Zitate aus den Interviews zur Belegung der Existenz des jeweiligen Typus dienen.

6.4.1.1 Der allein erlebte Musikalische Enthusiasmus

Erfahrung des ME alleine

Quelle der Handlungsverursachung

Konsequenz

Typ 1

individuell

kurzzeitig

Typ 2

individuell

andauernd

Typ 3

situativ

kurzzeitig

Typ 4

situativ

andauernd

Tabelle 14: Die Typen 1-4 der Typologie

Typ 1: Merkmalsraum:

Dieser Typ deutet oftmals auf eine stärkere Kenntnis über sich selbst und das eigene musikalische Selbstkonzept hin. Bewusst herbeigeführte Handlungen und

/ oder Situationen, in denen es zur Auslösung eines ME kommt, sind eine Handlungsstrategie, die aus dem „individuellen“ ME zwar hervorgeht, jedoch in diesem Fall nur situativ ist. Hierzu wird vom Individuum häufig das Hören von Musikstücken erwähnt. Da es sich um eine bewusste und eigenständige Herbeiführung des ME handelt, erlebt das Individuum diese Momente außerhalb der Schule in seiner Freizeit. Die Wirkung von Musik spielt in diesem Fall oftmals eine große Rolle. „Ja, die Stimmung hebt sich. Zum Beispiel letzten Mittwoch, da bin ich hingegangen, da ging's mir jetzt nicht so besonders gut, aber als ich weg gegangen bin, war es wirklich gut. Also das war dann schon Enthusiasmus. Richtig schön.“ (39 Jahre, Eltern-Bläser-Gruppe / 390320B, Z. 49). Die alleinige Erfahrung des ME zwischen dem Individuum und dem Objekt schließt jedoch nicht die Anwesenheit von anderen Personen im Umfeld aus. Der ME ist hier in seiner Situation und in seinem Raum jedoch nur auf das Individuum beschränkt, wird bewusst ausgelöst und ist von kurzzeitiger momentaner Dauer. Der ME wird vom Individuum nicht geteilt und nicht unbedingt durch die Mitwirkung Anderer erlebt.

Typ 2: Merkmalsraum:

Dieser Typ ist häufiger direkt mit dem Instrument als auslösendes Objekt für einen ME verbunden. So geschieht auch hier eine bewusste Herbeiführung des ME, der als ein „individueller“ ME gesehen werden kann, da er fest im Musikalischen Selbstkonzept des Individuums verankert ist, jedoch regelmäßig durch eigene Vorlieben und ein Interesse für die Musik hervorgerufen wird. Dieser Typ besitzt die höchste Wahrscheinlichkeit, dass sich durch die regelmäßige Beschäftigung mit Musik (oft mit dem eigenen Instrument) und die bewusste Herbeiführung des eigenen ME eine Leidenschaft für Musik entwickelt. „...Ich habe ein Instrument angefangen, weil es mich wirklich interessiert hat. Und weil einfach eine ganze Familie das Instrument gespielt hat. Und deswegen, das gehörte einfach dazu.“ (15 Jahre, Schwerin II / 150810F, Z. 24) Dieses kann bei Jugendlichen dazu führen, dass Musik ein fester Bestandteil ihres Lebens ist. „Ja, mich begeistert eigentlich so, also wenn ich auf Instrumenten spiele begeistert mich das. Ich spiele selbst Klavier und Schlagzeug. Deswegen, also wenn man das da macht, machen kann, das finde ich dann schon ganz gut im Musikunterricht.“ (15 Jahre, Schwerin II / 1510110F, Z. 10). Das Zitat des Schülers verdeutlicht ebenfalls den Freiraum, den er zu einer bewussten Herbeiführung des eigenen ME durch den Musikunterricht benötigt, indem er betont: „wenn man das macht, machen kann [...]“ (a.a.O.).

Viele Probanden aus der befragten Eltern-Bläser-Gruppe vertreten durch ihre Mitgliedschaft in der Gruppe diesen Typ. Er hat ein starkes identitätsstiftendes Element und wird von den befragten Erwachsenen auch viel stärker als von den Jugendlichen mit dem Musikmachen als eine alleinige Aktivität für sich definiert. „[Mein Instrument] hört sich toll an, (überlegt) ja, und es ist einfach, ich kann das gar nicht genau beschreiben. Wir haben uns gesucht und gefunden.“ (45 Jahre, Eltern-Bläser-Gruppe / 450520B, Z. 145).

Typ 3: Merkmalsraum:

Im Vergleich zu den anderen Typen ist der Typ 3 aus pädagogischer Sicht einer der spannendsten Typen. Das pädagogisch-didaktische Element ist hier durch die unbewusste Herbeiführung des ME als eine bewusste Handlungsstrategie durch die Lehrperson von großer Bedeutung. Das Individuum (im Unterricht hier der Schüler) ist sich vor der Auslösung des eigenen ME nicht darüber bewusst und die Auslösung geschieht im Musikunterricht eher „zufällig“. Das Moment der Überraschung ist hier besonders stark ausgeprägt. „[...] Begeisterung ist jetzt so, in meinen Augen – Du kanntest es vorher nicht. Dieses Gefühl, oder diese Körperhaltung, oder was dann in dem Moment entsteht und * dann bist Du einfach begeistert. Und dann weißt Du, dass Du das nächste Mal motiviert bist, es zu tun.“ (16 Jahre, Realschule / 160910B, Z. 131). Die Auslösung des ME führt zu einer neuen Selbsterkenntnis über eigene Vorlieben und Interessen und trägt zur Identitätsentwicklung bei. Das Individuum lernt in diesen von ME geprägten Situationen nicht nur viel über sich selbst, sondern auch inhaltlich aufgrund der gesteigerten Aufmerksamkeit und der Konzentration auf das Objekt, das den ME bei ihm auslöst. Tritt dieser Typ im Musikunterricht auf, so ist nicht nur der Enthusiasmus des Lehrers von großer Bedeutung, weil er einen starken Einfluss auf den ME des Schülers besitzt, sondern auch seine Umsetzung eines demokratischen Führungsstils sowie sein didaktisches Potenzial für intervenierende Bedingungen im Unterricht.

Typ 4: Merkmalsraum:

Der Typ 4 ist, ebenso wie der Typ 3 von der pädagogischen Qualität des Unterrichts anhängig. Es ist als Ergebnis der „Wunschtyp“ jeder Gestaltung einer Unterrichtsstunde. Ein Beispiel: Ein Schüler besitzt die Möglichkeit, ein Instrument im Unterricht auszuprobieren oder hört ein Musikstück, das einen ME auslöst was zur Folge hat, dass er in seiner Freizeit Konzerte besucht. Nun hängt es jedoch bei Schülern von den äußeren Bedingungen ab, ob eine andauernde Beschäftigung, beispielsweise mit dem Instrument, ihnen ermöglicht wird, um dem ausgelösten ME nachzugehen. „Ja, genau. Also ich würde doch, ** das hat mich auch dazu motiviert, mal in die Oper zu gehen. Also mit der Klasse so. Dann denke ich mir: Das war nie was für mich, genau wie das Klavierkonzert, aber* vielleicht begeistert mich das auch.“ (16 Jahre, Realschule /160910B, Z. 148).

Etwas anders stellt sich dieser Typ 4 jedoch bei Erwachsenen dar. Sie können die Bedingungen selbst schaffen, um sich (wie als Mitglied der ElternBläser-Gruppe) intensiv ihrem ME in der Freizeit zu widmen. „Ja, gut, es gibt ja verschiedenes. Ich denke mal Interesse, kommt darauf an, wie man es...Irgendwas interessiert mich, so ganz lapidar gesagt: „Ach, das ist ja interes-sant.“ Sodass man schnell daher sagt: „Ach, das ist ja ganz nett, ganz interessant.“ Aber richtiges Interesse bedeutet auch dranbleiben, glaube ich, und auch Arbeit in was reinstecken. Wenn ich an etwas wirklich Interesse habe, dann kann mich das auch Mühe kosten und davor, glaube ich, muss mich aber erst mal etwas begeistern. Meinen Geist anregen auch.“ (45 Jahre, Eltern-Bläser-Gruppe / 450520B, Z. 41).

6.4.1.2 Der gemeinsam erlebte Musikalische Enthusiasmus

Erfahrung des ME geteilt

Quelle der Handlungsverursachung

Konsequenz

Typ 5

individuell

andauernd

Typ 6

individuell

kurzzeitig

Typ 7

situativ

kurzzeitig

Typ 8

situativ

andauernd

Tabelle 15: Die Typen 5-8 der Typologie

Typ 5: Merkmalsraum:

Der Typ 5 ist von einem besonders starken Gruppengefühl geprägt. Die geteilte Erfahrung und das gemeinsame Erleben für die Musik haben eine besonders positive Auswirkung auf das Gemeinschaftsgefühl. Im Vergleich zu anderen Typen steht durch die Regelmäßigkeit, die einen kontinuierlichen ME hervorruft, das soziale Umfeld und das gemeinsame Musizieren im Vordergrund. Im schulischen Kontext ist dieser Typ beispielsweise durch die regelmäßige Teilnahme am Schulchor oder einer Schulband vertreten. Das bewusste Herbeiführen des ME durch den Schüler bedeutet auch, dass er sich im Vergleich zu anderen Typen bereits über eigene musikalische Vorlieben bewusst ist. Deshalb nimmt er regelmäßig an Aktivitäten teil, in denen gemeinsam musiziert, einen ME erlebt und über ein Gruppengefühl geteilt wird. „Also ich finde es schön mit anderen Menschen vor allem zu musizieren, so in einer großen Gemeinschaft. Und mir macht es auch einfach Spaß. [...] Man lernt viele Leute dadurch kennen, auch viele nette Menschen und ja, das begeistert mich eigentlich daran.“ (15 Jahre, Schwerin I / M, 1500510E, Z. 25).

Dieser Typ ist besonders stark in der Eltern-Bläser-Gruppe vertreten. Alle Mitglieder erleben neben der gemeinsamen Entwicklung von musikalischen Fähigkeiten durch das gemeinsame regelmäßige Musizieren den eigenen ME.

„Also die Begeisterung habe ich hauptsächlich, muss ich gestehen, mittwochs, wenn wir zusammen musizieren.“ (39 Jahre, Eltern-Bläser-Gruppe /390320B, Z. 265). Die andauernde, regelmäßige Beschäftigung mit dem Instrument ist hier die Bedingung für die Mitgliedschaft in der Gruppe. Der geteilte ME steht eindeutig im Vordergrund. „Also das sind ja ganz persönliche Dinge. Also für mich persönlich ist Enthusiasmus und Begeisterung ganz klar Gemeinschaftsgefühl, die Gemeinschaft. Ich würde das glaube ich nicht schaffen, wenn ich es alleine machen würde. Also das ist absolut klar.“ (44 Jahre, Eltern-Bläser-Gruppe / 440920B, Z. 47). Es werden daher kaum Äußerungen zum Instrument selbst und zu einem daher eigenen persönlichen ME für das Instrument geäußert. Es entsteht der Eindruck, dass es fast nicht wichtig ist, welches Instrument sie spielen, weil der gemeinsame ME im Vordergrund steht. „Und da saßen die ganzen Instrumentenlehrer, probierten das aus mit uns und wir haben reingeblasen in die Instrumente. Und da, wo das halt so gut geklappt hat, da hat man ein Kreuzchen gekriegt und das war die Klarinette, die hat sehr gut geklappt. Und dann durfte man sich was wünschen und es wurde dann auch die Klarinette. Also es war eher Zufall. Und man wächst jetzt so miteinander. Also wir wachsen. Und es ist auch ein schönes Instrument. Also ich * bin sehr zufrieden mit der Wahl.“ (a.a.O., Z. 64). Besonders die Gruppe, das Gemeinschaftsgefühl und der Gruppenleiter werden als Motivatoren und Förderer des ME empfunden. Auch wenn die Herbeiführung des ME bei diesem Typ bewusst ist, und daher die pädagogische Arbeit der Gruppenleiter nicht unbedingt der stärkste Auslöser für den ME ist, so ist sie trotzdem eine Bedingung für den ME, um die Gruppe weiter zu führen und zu erhalten. Der Pädagoge nimmt mit seiner Arbeit für diesen Typ eine eher sekundäre Bedeutung ein.

Typ 6: Merkmalsraum:

Ähnlich wie der Typ 5, ist auch der Typ 6 durch eine geteilte Erfahrung des ME in der Gruppe und dessen bewusster Herbeiführung von einem starken Gruppengefühl geprägt. Lediglich die kontinuierliche Auseinandersetzung in dieser Formation fehlt, was zur Folge hat, dass sich der ME in diesem Fall kurzzeitig auslöst und auch nur situativ gemeinsam empfunden wird. Einige Schüler sprachen in den Interviews über diesen Typ, wenn sie beispielsweise gemeinsam mit Freunden Musik hören und sich darüber austauschen. Dieses ist ein geteiltes Erleben des ME in der Gruppe durch eine bewusste Herbeiführung, die jedoch nicht automatisch Auswirkungen auf eine stärkere oder kontinuierliche Beschäftigung mit der Musik bewirkt. „ [...] Musik kommt im Radio und so und man hört es immer wieder, man begeistert sich, spricht mit Freunden darüber, tauscht sich aus, was der eine hört und sagt: ‚Guck dir doch mal da und da das an' oder‚hör es dir mal an'. Und so. Und wenn das nicht wäre, glaub ich, wäre es ziemlich langweilig teilweise für mich.“ (15 Jahre, Schwerin I / M, 1500810E, Z. 129). Auch schulische Aufführungen in Musikprojekten sind ein Beispiel hierfür, wenn der Schüler freiwillig –und daher bewusst aufgrund eigener Vorlieben– sich für ein Projekt mit einer konzertanten Aufführung in der Gruppe entschieden hat.

Typ 7: Merkmalsraum:

Dieser ist der ‚prominenteste' Typ der Typologie, da er im schulischen Kontext öfter vorkommt. Die Schüler erleben hier einen geteilten situativen ME durch eine gemeinsame Aktivität im Unterricht oder in einem Projekt mit Musik. Sie selbst haben die Situation nicht herbeigeführt, daher ist hier die pädagogische Arbeit der Musiklehrer zur Realisierung einer solchen Situation stark gefragt. Aber sie sind eben die Ermöglicher und nicht die Faktoren, über welche der ME bei den Schülern ausgelöst wird. Das geschieht vielmehr innerhalb der Gruppe. Hierbei sind die Schüler in vielen Momenten überrascht, wie ein Unterrichtsprojekt auf sie gewirkt hat. Dies ist daher mit vielen neuen Erfahrungen verbunden. In den Interviews wurde dieser Typ besonders durch das gemeinsame Sin- gen in der Schule deutlich, das der Lehrer anleitet: „Also ich find's immer sehr schön, wenn im Musikunterricht gesungen wird. Also wenn wir irgendwie (überlegt) gerade jetzt zur Weihnachtszeit wollen wir gleich auch noch singen, da freue ich mich auch jetzt schon ganz doll drauf.“ (15 Jahre, Schwerin I / M, 1500510E, Z. 38). Das Singen im Unterricht wird als Faktor zur Auslösung von ME häufiger erwähnt, als Situationen mit anderen Unterrichtsinhalten. „Ja, also singen auf jeden Fall, da haben wir alle Spaß dran. Das begeistert mich selber auch. Ich singe sehr gerne. Da finde ich das extrem, da fällt das extrem auf.“ (15 Jahre, GAG / 1500910D, Z. 42). Der ME wird für diese kurze Zeit ausgelöst und es ist ohne den Lehrer und die Klasse als soziales Umfeld für den Schüler nicht möglich, die gleiche Situation in der Freizeit selbstbestimmt zu erzeugen. „Enthusiasmus kann auch vor allem von anderen ausgehen. Also zum Beispiel wie ich jetzt gesagt habe, mit der Klasse oder der Lehrerin, dass die, wenn denen das auch besonders gefällt oder so, dann ziehe ich da auch selber mit und dann steigt mein Enthusiasmus natürlich“ (15 Jahre, Schwerin I / M, 1500310E, Z. 67). Jedoch ist die Konsequenz des ausgelösten ME nur kurzzeitig. Dieser Typ beschreibt daher die sogenannten „Strohfeuer“ der Musikpädagogik: Projekte und andere Arbeiten, die von hoher Repräsentativität nach außen geprägt und nur von kurzer Dauer sind. Viele Bedingungen sind außerhalb von dieser Situation für den Schüler nicht so gegeben, dass der ME auch alleine einfach ausgelöst wird und zu einem individuellen ME führt. Diese Art „Trugschluss“ einer längerfristigen Wirkungsweise dieses ME als Typus führt besonders im Rahmen der heutigen Präsentation von (teilweise durch viele Sponsorengelder geförderten) Musikprojekten zu einer kritischen Betrachtung der Präsentation des ME.

Typ 8: Merkmalsraum:

Dieser Typ der Typologie ist in den Aussagen der Interviews nicht vertreten. Die unbewusste Herbeiführung des ME bei einem Schüler setzt auch für diesen Typ eine hohe Bedeutung des Lehrers zur Auslösung des ME voraus. Der ME wird gemeinsam und unter gewissen Bedingungen im Unterricht oder in einem Musikprojekt erlebt. Eine andauernde Konsequenz bedeutet, dass entweder diese Bedingungen regelmäßig und kontinuierlich gegeben sind oder ein Faktor, wie beispielsweise das Gruppengefühl, so stark ist, dass aus ihm der ME ‚gespeist' wird. Als Konsequenz dieses Typus bildet sich eine andauernde Formation an Schülern, um den ausgelösten ME dauerhaft erlebt. Ein Beispiel hierfür wäre eine Gruppe von Schülern, die sich vor dem Hintergrund der pädagogischen Arbeit im Unterricht zu einer Schülerband formiert. Auch hier gibt es ein überraschendes Moment, das vorher ohne die Erfahrung mit Musik im Unterricht nicht da war. Bezieht man die Konsequenz der andauernden Beschäftigung des Schülers mit Musik durch einen quasi ‚zufällig' ausgelösten ME und dessen positiven Einfluss auf sein musikalisches Selbstkonzept, so trifft man auf ein ‚Wunschergebnis' jeder musikpädagogischen Arbeit. Sie hat dann durch eine individuelle Erfahrung aufgrund der beschriebenen Bedingungen etwas im Schüler ausgelöst, das zu einer regelmäßigen Beschäftigung mit Musik führt und sein musikalisches Selbstkonzept prägt. Hier ist eine Gruppenformation gegeben, die diesen Typ durch eine dynamische Entfaltung des ME regelmäßig erlebt.

Zusammenfassung

Die aufgestellte Typologie fasst zum ersten Mal den ME und seine Auslösung unter verschiedenen Bedingungen, Faktoren und sozialen Formationen für den musikpädagogischen Kontext zusammen. Die Komplexität der Auslösung des ME und seine Abhängigkeit von verschiedenen Bedingungen werden hierdurch besonders deutlich.

Wie aus der Analyse der einzelnen Interviews hervorgeht, so schließt ein Typ nicht die Existenz eines anderen Typs aus. Was die zeitliche Komponente angeht, so kann in einem bestimmten Moment der Erfahrung mit Musik nur ein Typ existieren. Jedoch kann ein Schüler in größeren zeitlichen Einheiten, wie in einer Unterrichtsstunde, mehrere Typen des ME erfahren, was die Koexistenz von mehreren Typen in einem Interview aufzeigt und belegt. Hier kommt es auf die pädagogische Gestaltung der Unterrichtsstunde und die dadurch gegebenen Erfahrungsräume der Lehrkraft an.

Die Typen 1, 3, 6 und 7, die ein situatives Erleben des ME implizieren, besitzen immer das Potenzial, sich durch eine kontinuierliche Beschäftigung mit Musik und der regelmäßigen Auslösung von ME in bestimmten Situationen zu einem individuellen ME (Typen 2, 4, 5 und 8) zu entwickeln.

 
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