Resümee

Das Forschungsfeld Bundeswehr hat sich als Bereich mit besonderen Zugangsschwierigkeiten herausgestellt. Die Zugangsschwierigkeiten zum Feld wurden in der Konsequenz als Beschaffenheit des Feldes interpretiert. Diese Beschaffenheit wurde über Interviewteilnahme und -verweigerung als Rekonstruktion des Feldes näher bestimmt. Für die Rekonstruktion wurden persönliche E-Mails, Mitteilungen, Gedächtnisprotokolle von Telefongesprächen der Interviewzuund absagen, aber auch explizit genannte Beweggründe während der Interviews, sowie örtliche, kontextuelle und situative Erwägungen zur Interviewdurchführung miteinbezogen. Auf diese Weise konnte der Samplingprozess zur Theoriegenerierung beitragen, zeigte sich doch, dass die Angst vor der Rückführbarkeit personenbezogener Daten und vor Datenfälschung als sensitizing concepts betrachtet werden können, also auf geteilte Werte einer Organisationskultur hinweisen. Auch in dieser Hinsicht bilden Interviews mit SoldatInnen ausländischer Streitkräfte einen Kontrast zu Interviews mit BundeswehrsoldatInnen.

Entsprechend der theoretischen Vorannahmen wurde ein selektives Sample an Kategorien für die Einzelund Gruppendiskussionen vorab festgelegt. Die Kategorien hierfür ergeben sich aus dem thematischen Vorwissen zu Militär und den als zentral angenommenen Differenzkategorien (vgl. Kap. 3.). Im Laufe der Erhebung kristallisierte sich eine weitere relevante Kategorie heraus, die ebenfalls in das Sample mit einbezogen wurde – das Alter. Zu (politisch) extremen Gruppierungen bzw. InformantInnen konnte kein Zugang hergestellt werden. Das theoretische Sample bleibt daher für manche Konstrastdimensionen ungesättigt – insbesondere in Bezug auf Rechtsextremismus, obwohl dieser für das Feld Bundeswehr ein wichtiges Element zu sein scheint (vgl. u. a. Botsch 2001, 2012, Gareis/Kozielski/Kratschmar 2001, Kümmel/Sprangenberg 1998, sowie Lechler 1998, Sander 1998 und 2006). Der Zugang zum Feld wurde zu Beginn des Kapitels nach Przyborski/Wohlrab-Sahr als „Feldforschung“ (2008: 53) definiert, womit nicht nur die Felderschließung, sondern auch Bedingungen des Forschungsfeldes gemeint sind. Aus diesem Grund wurden das Forschungsfeld konstituierende Interviewsituationen im Hinblick auf kategoriale Relevantmachungen von Identitätskategorien untersucht. Exemplarisch wurden dabei Geschlecht, Expertise, Alter und Beobachtung dargestellt. Es konnte gezeigt werden, dass sich die Zugangsschwierigkeiten zum Forschungsfeld auch in manchen Interviewsituationen fortsetzen, die sich u. a. mit dem Konzept des cofieldings, und damit der sozialen Nähe und Distanz zum Feld beschreiben lassen.

Empirie, Methodik und Theorie sind nur analytisch trennbar. Die dargestellte Empirie muss aus diesem Grund als Teil des Konstruktionsprozesses des Forschungsgegenstandes Militär gesehen werden. So beeinflusst nicht nur die Forscherin Interviewsituationen, sondern die Interviewsituation muss als soziale Kommunikationsund Interaktionsfläche verstanden werden, in der in actu soziale Kategorisierungen hergestellt, zugeteilt oder zurückgewiesen werden.

 
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