Aufbau der Arbeit

Im folgenden Kapitel 2 werden verschiedene theoretische Angebote vorgestellt und daraufhin abgeklopft, inwieweit sie hilfreiche analytische Perspektiven mit Blick auf die Forschungsfrage bieten. In einem ersten Schritt werden hierfür mit dem Dritte-Sektor-Ansatz, dem Wohlfahrtspluralismus-, Governancesowie Korporatismus-Ansatz verschiedene Theorien der Politikwissenschaft vorgestellt, die hilfreiche analytische Perspektiven auf das Verhältnis zwischen Staat und Drittem Sektor und damit auch zwischen den hier im Fokus stehenden öffentlichen und freien Trägern in der Jugendhilfe bieten. Dem schließt sich ein Überblick über ausgewählte Elemente verschiedener organisationssoziologischer Perspektiven an, die helfen die Beziehung in ihrem spezifischen gesellschaftlichen Kontext zu verstehen. Konkret wird in einem ersten Schritt das Organisationsverständnis, das dieser Arbeit zugrunde liegt, erläutert und dabei auch kurz die Wahl der Dokumentarischen Methode als die der empirischen Studie zugrundeliegende Methodologie begründet. Es werden darüber hinaus analytische Perspektiven der Prinzipal-Agentenbzw. Stewardship-Theorie und des Ressourcenabhängigkeits-Ansatzes skizziert und schließlich neoinstitutionalistische Ansätze und ausgewählte Perspektiven des Organisationstheoretikers Weick vorgestellt.

Da die Wurzeln für die heutige Beziehung zwischen öffentlichen und freien Trägern im Kaiserreich liegen und die in dieser Zeit entstandenen Grundstrukturen bis heute die Jugendhilfe prägen, soll dann in Kapitel 3 die Historie der Beziehung von der Kaiserzeit bis heute skizziert werden. Der Fokus des Kapitels wird dabei auf den Veränderungen seit der Wende liegen, d.h. dem Inkrafttreten des KJHG im Jahr 1990/91, der Novellierung im Jahr 1999 mit der Einfügung der §§ 78a bis 78g SGB VIII sowie der Einführung des Neuen Steuerungsmodells (NSM) in vielen Kommunen, auf die viele freie Träger ihrerseits mit Modernisierungsstrategien reagiert haben.

Die heutige rechtliche Situation wird dann mittels des KJHG, des aktuellen Kommentars und ausgewählter juristischer Fachbücher in Kapitel 4 vorgestellt.

Das dann folgende Kapitel 5 gibt den Forschungsstand mit Blick auf die Beziehung zwischen Jugendamt und freien Trägern in der Jugendhilfe wieder. Die Darstellung und Diskussion widmet sich verschiedenen Facetten der Beziehung. Konkret werden zunächst Erkenntnisse über die Trägerstrukturen vorgestellt, um dann auf den Umsetzungsstand und die Konsequenzen der Leistungsvereinbarungen für die Beziehung einzugehen. Erkenntnisse über die Zusammenarbeit in der Jugendhilfeplanung und bei der Hilfeplanung im Einzelfall werden daran anschließend wiedergegeben. Ein gesondertes Unterkapitel ist schließlich den Handlungsstrategien der freien Träger in der Jugendhilfe gewidmet.

Das Untersuchungsdesign und die Methodik werden in Kapitel 6 vorgestellt, um das der empirischen Studie zugrundeliegende Vorgehen transparent zu machen. Hierbei werden die zugrundeliegende Forschungsfrage konkretisiert, die Einzelfallstudie als methodisches Vorgehen (Design) und die Dokumentarische Methode als ein spezifisches wissenssoziologisches Forschungsparadigma (Methodologie) begründet. Darüber hinaus werden die Auswahl der Untersuchungseinheiten und die Erhebungsmethoden beschrieben. Im Anschluss daran wird vorgestellt, wie die Daten ausgewertet wurden.

Die Rekonstruktion der habitualisierten Orientierungen der Jugendamtsund Trägervertreter, die der Beziehungsgestaltung zugrunde liegen, stellt das eigentliche Herzstück dieser Arbeit dar. Nach einer kurzen Vorstellung der vier Kommunen und der dort interviewten Akteure wird in Kapitel 7 nah am Datenmaterial Schritt für Schritt rekonstruiert, durch welches Beziehungsverständnis die Jugendamtsund Trägervertreter geprägt sind. Die jeweiligen Zusammenfassungen pro Kommune zeigen die rekonstruierten individuellen Orientierungen in komprimierter Form.

Im dann folgenden Ergebniskapitel 8 werden die Erkenntnisse interpretiert. Es wird hierfür zunächst die Basistypologie im Sinne eines typologischen Musters vorgestellt, die auf Basis eines Vergleichs der individuellen Orientierungen entwickelt wurde und die verschiedenen Orientierungen in ihrer Variationsbreite erklärt. Darauf aufbauend wird eine abstrahierte Kollektiv-Perspektive eingenommen, d.h. die kollektiv geteilten Orientierungen der Organisationen Jugendamt und Träger rücken ins Zentrum. Sie werden je Kommune zusammengeführt, um die Beziehung zwischen den Organisationen Jugendamt und Träger in den analysierten vier Kommunen in den Blick zu nehmen und in ihrer Bezüglichkeit zu erklären. Ein kurzer Exkurs wird auch auf die Beziehung zwischen Jugendamt und Politik eingehen.

In der Zusammenfassung in Kapitel 9 werden schließlich die zentralen Erkenntnisse über die Beziehung zwischen Jugendamt und freien Trägern nicht nur rekapituliert, sondern auch mit den Ergebnissen ausgewählter anderer Studien verglichen und im Lichte verschiedener Theorieansätze diskutiert. Es wird außerdem ein kurzer Ausblick gegeben, wie die vorliegenden Ergebnisse Anstoß für weitere Auseinandersetzungen geben könnten. Forschung ist jedoch kein so linearer Prozess wie die lineare Struktur dieser Gliederung suggiert. Dementsprechend finden sich die im Rahmen dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse nicht nur in den Kapiteln 7 bis 9 wieder, sondern sind auch schon in vorherige Kapitel eingeflossen. Es wurden beispielsweise theoretische Ansätze wie die neoinstitutionalistische Perspektive und die analytische Perspektive des Organisationstheoretikers Karl E. Weick in Kapitel 2 erst im Anschluss an die Analyse der empirischen Daten ergänzt, weil sie zu einer substantielleren Betrachtung der empirischen Ergebnisse beitragen.

 
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